L>veites /Därz-Dett 1691.
12. Stück.
Lrsckeinl
Derausgeber:
zferdlnand Rvenarius.
Keslellpreis:
vierteljährlich 2t/z Mark. )il!)1Ü.
Die Literutureiltu?ickeluilg iil Lkuudiuuvien.
,s ist ja geilug, nicht zum IDenigsteu im
„Ruustwart", über das Duch: „Nembraudt
!^als Lrzieher" geschriebeu wordeu: über deu
^Liusatz, deu es für das deutsche Kulturlebeu
der Gegeuwart bedeutet, über die Äolle, die es iu
der küustigeu Gutwiekeluug desselbeu spieleu wird.
>Ls kauu doch vielleicht seiueu IDert sür die deutscheu
widersacher uud j)roselpteu des Luches habeu, zu
ersahreu, welcheu j?latz uud welche Dlusgabe eiu
Lkaudiuavier der ueueu Nichtuug ihm iu dem
ueuereu literarischeu 2lubau seiuer Lseimat zuerkeuueu
möchte.*
Die skaudiuavischeu Läuder habeu währeud der
letzteu zwei Iahrzehute eiue gauz audere Lutwiek-
luugsrichtuug eiugehalteu, als das germauische Dlutter-
laud — politisch sowohh wie geistig, uud wir habeu
ja besouders aus dem Gebiete der Dichtuug eiueu
viel reichereu Lrtrag als Deutschlaud hervorgebracht.
Will mau uach der Ursache srageu, weshalb sich iu
Lkaudiuavien im Augeublick alles iu Dersall uud
Neaktiou besiudet, weshalb der politische Freiheits-
ausschwuug schou wieder zu Nureaukratie erschlafft
uud die Literatur wieder zu uusruchtbarer Doktriu
uud totem Iargou eiugeschrumpst ist, so ist die Aut-
* Lrschrick nicht, werter Leser — Gla lsansson lnetet
keine nene Besprechung des bis zuin Uberdruß besprachenen
Buches! N)ir haben unsere Meinung nie verhehlt, daß uns
die wirkung jener Schrist und die Schrift selber als
Symptcnn ungleich bedeutsamer erscheint, als ihr an so vielen
Stellen höchst ansechtbarer Gedankenwert an sich. Der sol-
gende Aussatz scheint uns nun deshalb besondere Teilnahine
zu verdienen, weil er eine jener dunkeln Guellen, aus denen
der Bersasser von „R. a. T." auch sozusagen bei etwas dunkler
Beleuchtung geschöpst hat, in hellerein Lichte erkennen läßt,
als jenes Buch selber. R.-L.
wort geuau dieselbe, wie weuu mau gesragt hätte,
weshalb etwa die stockeude Beweguug aufs Neue
treibeude Arast gerade durch eiu Buch, wie „Nem-
braudt als Lrzieher", erhalteu köuute.
Die bewegliche uud vielseitige Lutwickeluug iu
Lkaudiuavieu giug iu Ltücke, weil sie vou j?ersoueu
uud uach Gruudsätzeu geleitet wurde, die dem Meseu
der Liugeboreueu iu gleichem Alaße fremd wareu.
Die erlöseude Zaubersormel, die alleiu die schlaseude
Lchöue zum ^ebeu weckeu köuute, ist mit dem Wort
uud der Zdee „ h) au germauismus " gegebeu.
Das germauische Lkaudiuavieu hat währeud zweier
Iahrzehute vergeblich versucht, sich zu gallisireu; zum
deutscheu Geiste zurückzukehreu wäre dasselbe, wie sich
selber wiederzuffudeu.
Die geistig wacheu juugeu Aläuuer, die am Au-
saug der achtziger Iahre aus deu Thüren des Lieims
uud der Lchule iu das skaudiuavische Lebeu trateu,
waudten iustiuktiv ihr Autlitz gegeu westeu, deuu aus
dieser wiudrichtuug kameu alle die ueueu beslügelteu
Gedaukeu. Literarisch war blos Lraukreich vorhaudeu.
Die srauzösische Alarheit, Dereiusachuug, Derstaudes-
schärse uud Oerstaudesdürre, als tiese uud echte Nasse-
eigeutümlichkeit gepflegt, idealisirt uud eutwickelt zum
objektiveu Naturalismus durch die ersteu Geister der
Natiou iu Taiues Aritik uud Llauberts Nomau-
dichtuug, wurde heilig gesprocheu zu eiuem uuiver-
selleu Zdeal, eiuem Zdeal sür deu meuschlicheu Geist
im Allgemeiueu, hatte also auch sür eiueu Dolksgeist
zu gelteu, der dem gallischeu so gruudeutgegeugesetzt
ist, wie der uordisch-germauische. Zu dieser fremdeu
Lorm fügte mau zum Überfluß uoch eiueu der Dolks-
persöulichkeit ebeuso sremdeu Zuhalt: die abstrakteu
Theorieu der frauzösischeu Auskläruugsphilosopheu,
auss Neue vorgebracht vou Ltuart Nüll mit eiuem
Zusatz ueueuglischer h)edauterie als Doktriueu über
- 177 —
12. Stück.
Lrsckeinl
Derausgeber:
zferdlnand Rvenarius.
Keslellpreis:
vierteljährlich 2t/z Mark. )il!)1Ü.
Die Literutureiltu?ickeluilg iil Lkuudiuuvien.
,s ist ja geilug, nicht zum IDenigsteu im
„Ruustwart", über das Duch: „Nembraudt
!^als Lrzieher" geschriebeu wordeu: über deu
^Liusatz, deu es für das deutsche Kulturlebeu
der Gegeuwart bedeutet, über die Äolle, die es iu
der küustigeu Gutwiekeluug desselbeu spieleu wird.
>Ls kauu doch vielleicht seiueu IDert sür die deutscheu
widersacher uud j)roselpteu des Luches habeu, zu
ersahreu, welcheu j?latz uud welche Dlusgabe eiu
Lkaudiuavier der ueueu Nichtuug ihm iu dem
ueuereu literarischeu 2lubau seiuer Lseimat zuerkeuueu
möchte.*
Die skaudiuavischeu Läuder habeu währeud der
letzteu zwei Iahrzehute eiue gauz audere Lutwiek-
luugsrichtuug eiugehalteu, als das germauische Dlutter-
laud — politisch sowohh wie geistig, uud wir habeu
ja besouders aus dem Gebiete der Dichtuug eiueu
viel reichereu Lrtrag als Deutschlaud hervorgebracht.
Will mau uach der Ursache srageu, weshalb sich iu
Lkaudiuavien im Augeublick alles iu Dersall uud
Neaktiou besiudet, weshalb der politische Freiheits-
ausschwuug schou wieder zu Nureaukratie erschlafft
uud die Literatur wieder zu uusruchtbarer Doktriu
uud totem Iargou eiugeschrumpst ist, so ist die Aut-
* Lrschrick nicht, werter Leser — Gla lsansson lnetet
keine nene Besprechung des bis zuin Uberdruß besprachenen
Buches! N)ir haben unsere Meinung nie verhehlt, daß uns
die wirkung jener Schrist und die Schrift selber als
Symptcnn ungleich bedeutsamer erscheint, als ihr an so vielen
Stellen höchst ansechtbarer Gedankenwert an sich. Der sol-
gende Aussatz scheint uns nun deshalb besondere Teilnahine
zu verdienen, weil er eine jener dunkeln Guellen, aus denen
der Bersasser von „R. a. T." auch sozusagen bei etwas dunkler
Beleuchtung geschöpst hat, in hellerein Lichte erkennen läßt,
als jenes Buch selber. R.-L.
wort geuau dieselbe, wie weuu mau gesragt hätte,
weshalb etwa die stockeude Beweguug aufs Neue
treibeude Arast gerade durch eiu Buch, wie „Nem-
braudt als Lrzieher", erhalteu köuute.
Die bewegliche uud vielseitige Lutwickeluug iu
Lkaudiuavieu giug iu Ltücke, weil sie vou j?ersoueu
uud uach Gruudsätzeu geleitet wurde, die dem Meseu
der Liugeboreueu iu gleichem Alaße fremd wareu.
Die erlöseude Zaubersormel, die alleiu die schlaseude
Lchöue zum ^ebeu weckeu köuute, ist mit dem Wort
uud der Zdee „ h) au germauismus " gegebeu.
Das germauische Lkaudiuavieu hat währeud zweier
Iahrzehute vergeblich versucht, sich zu gallisireu; zum
deutscheu Geiste zurückzukehreu wäre dasselbe, wie sich
selber wiederzuffudeu.
Die geistig wacheu juugeu Aläuuer, die am Au-
saug der achtziger Iahre aus deu Thüren des Lieims
uud der Lchule iu das skaudiuavische Lebeu trateu,
waudten iustiuktiv ihr Autlitz gegeu westeu, deuu aus
dieser wiudrichtuug kameu alle die ueueu beslügelteu
Gedaukeu. Literarisch war blos Lraukreich vorhaudeu.
Die srauzösische Alarheit, Dereiusachuug, Derstaudes-
schärse uud Oerstaudesdürre, als tiese uud echte Nasse-
eigeutümlichkeit gepflegt, idealisirt uud eutwickelt zum
objektiveu Naturalismus durch die ersteu Geister der
Natiou iu Taiues Aritik uud Llauberts Nomau-
dichtuug, wurde heilig gesprocheu zu eiuem uuiver-
selleu Zdeal, eiuem Zdeal sür deu meuschlicheu Geist
im Allgemeiueu, hatte also auch sür eiueu Dolksgeist
zu gelteu, der dem gallischeu so gruudeutgegeugesetzt
ist, wie der uordisch-germauische. Zu dieser fremdeu
Lorm fügte mau zum Überfluß uoch eiueu der Dolks-
persöulichkeit ebeuso sremdeu Zuhalt: die abstrakteu
Theorieu der frauzösischeu Auskläruugsphilosopheu,
auss Neue vorgebracht vou Ltuart Nüll mit eiuem
Zusatz ueueuglischer h)edauterie als Doktriueu über
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