Sl
ist, dann ist es allerdings doppelt geboten, den Begriff
des Malerischen in seiner Reinheit scharf abzusondern.
Das, was man gewöhnlich malerisch nennt, ist ein
mit poetischen Llementen gemischtes Malerisches. Das
Mischungsverhältnis wählt aber jeder nach eigenem
Geschmack. Gr trägt, wie jener romantische Sänger,
die Farben der Dame die er liebt, aber nicht nennt.
!Nit ihnen zieht er in den Nampf „für Freiheit und
für Licht" und (vor Allem) „für die Fahne, der er
zugeschworen". Die j)arteiharfe in der einen, das
kritische Schwert in der anderen Lsand „schlägt er
Lebende zu Leichen". ))ch bin nun der unmaßgeblichen
Meinung, daß das nicht eigentlich der Beruf des
Rritikers sei, daß er wohl das Tote begraben, nicht
aber das Lebendige töten, sondern auf sein j)anier
schreiben solle: „Das Lebendige will ich preisen, das
nach Flammentod sich sehnt."
Mit dem Lebendigen tritt die Runst nur als j)oesie
in verbindung, wenn man aus Musik, Malerei,
zeichnender und plastischer Aunst das poetische voll-
ständig ausscheidet. Diese Künste sind ohne poetischen
Inhalt nur im Stande, in ganz abstrakter weise, ohne
Beziehung auf Gegenstände der inneren oder äußeren !
Grfahrung, die außerhalb eines beschränkten Gebiets
von Binnesempfindungen liegen, harmonische Ton-,
Farben-, Linien- oder Baumverhältnisse zu verwerten.
Der Begriff „Malerisch" ist also in seiner abge-
zogenen Beinheit nur das gedankliche Aequivalent für
die Lmpfindungsfähigkeit, die sich auf das jenem
Begriff entsprechende Binnesorgan, das Auge, stützt.
Diese kann durch Vererbung und Übung im höchsten
Grade ausgebildet und verfeinert werden, sie bleibt
aber, auf sich angewiesen, immer beschränkt und ein-
seitig, nur ein Llement, das erst, indem es zu andern
Llemenren (dem zeichnerischen, plastischen, musikalischen)
in Beziehung tritt und mit diesen in der Linheit des
poetischen aufgeht, Runst wird. Ich vermag, und
ich glaube, es geht Iedem so, der auf irgend einem
Gebiet der Runst schöpferisch thätig ist, diese immer
nur als Tinheit zu fassen. Ich halte deshalb die
Bestrebungen, die, alsvorschrift für den Rünstler,
die oollständige Scheidung des Btalerischen von dem
j?cetischen aussprechen, für verkehrt. Zum Zweck
verstandesmäßigen Trkenirens muß diese Scheid-
ung allerdings in schärfster Weise betont werden.
Lserman Tichfeld.
Nus der Kückerei.
^ Magner-Sebrttten sind m der letzten Zeit, wc>hl
im chinblick auf die Sxiele in Bayreuth, ziemlich zahlreich er-
schienen; wir nennen nur einige, die uns besonders wichtig
däuchen. Sc> eine kleine Schrift von Franz Muncker,
„Richard wagner, eine 5kizze feines Lebens und IVirkens",
die reich illuftrirt von der Buchnerschen Verlagshandlung zu
Bamberg herausgegeben ist. Muncker hat hier insbesondere
„die innere Gefchichte des ttünstlers und feiner lverke" be-
handelt und versucht, diese im Gegensatze zu anderen Stndien
„vornehmlich gefchichtlich zu erkennen", „alfo im Zufammen-
hange mit lvagners Leben, fowie mit der früheren und gleich-
zeitigen Entwicklung des europäischen, insbefondere des
deutschen Geisteslebens zu betrachten". „Nur die geschicht-
liche lvürdigung offenbart uns das innerste lvesen und die
ganze Größe einer welthistorifchen Erscheinung, nur sie ver-
mag uns dauernd vor einfeitiger Parteilichkeit zu bewahren".
Ls ist nicht notwendig, daß man Nuncker in all feinen Aus-
führungen mit voller Zustimmung folge, um die vortrefflich-
keit des kleinen Buchs anzuerkennen. Ls giebt auf wenigen
Seiten die beste Schrift, die ich zur ersten Linführung in das
Verständnis des lVagnerfchen Strebens zu empfehlen wüßte.
Ein weit umfangreicheres Werk zu ähnlichem Dienste für den
lVeiterdringenden ist dann die „lVagner-Lnzpklopädie" von
L. Fr. Glasenaxp, ein zweibändiges lVerk, das „lfaupt-
erfcheinungen der Runst- uud Rulturgeschichte im Lichte der
Anschauung Richard lvagners in wörtlichen Anführungen aus
seinen Schriften" darstellt und bei L. lV. Fritzsch in Leipzig,
dem verleger auch der lvagnerschen „Sämtlichen Schriften
und Dichtungen", erschienen ift. lvas das lverk bietet, fagt
der angeführte Nebentitel, zu welcherlei Zwscken es nützlich
ist, liegt zu klar auf der lsaud, als daß es vieler lvorte dar-
über bedürfte, es bleibt alfo nur die Frage „lvie ist die
Arbeit?" zu beantworten, und dieses kann kurz geschehen: gut.
Lin dritter literarischer Beitrag zur lvagner-Sache ist ein
„Beschreibendes Verzeichnis des Richard lvagner-llluseums jn
lvien" von Nikolaus Gesterlein, dem Begründer und
ebenso uneigennützigen wie fleißigen Zusammentrager dieses
lllufeums, der dritte Band des großen „Rataloges einer
Richard lvagner-Bibliothek". „Da die Art der Anlage und
Durchführung des lverkes, namentlich des dritten Bandes,
die Grenzen einer gewöhnlichen llatalog-Arbeit weit über-
schreitet, erscheint die lvahl des neuen lsaupttitels gerecht-
fertigt. Bei Ausarbeitung dieses lverkes wurde indessen
darauf Rücksicht genommen, daß dafselbe auch ganz unabhängig
vom Richard lvagner-lllufeum als ein Nachschlagebuch über
alles auf lvagner Bezügliche zu benutzen fei". Dieses von
Breitkopf und lsärtel verlegte große lverk, „ein bibliographi-
sches Gesamtbild der kulturgeschichtlichen Erfcheinung Richard
lvagners", das schon durch seinen Ümfang von dem riesen-
haften Ginslusse des lllannes zeugt, dem es sich widmet, ist
in der That ein „authentisches Nachschlagebnch durch die ge-
samte lvagner-Literatur" uud als folches ein unentbehrlicbes
Vandbuch für den engeren Rreis der Leute, für die es be-
ftimmt ist.
Lettungssebau.
* bedeutet Kesprecbung von Linzelvverken, f: bildlicbe Lrlauterung der Tlutsütze oder Keigube von Kildnissen.
Mldende Illünste. (Tote Symbole) Mauthner, lNag. 27 f.
— (5pringer) ch U. f. A. 20. — (Morelli) ch Frizzoni,
Z. f. b. R. 9. — (D. Raiserl. Lchlösser im Marchfeld)
ch Fifchel, ebd. — (Thumann) ch pacht, R. f. A. t9-
— („Tine Runstkritik in verteilten Rollen") lllalferich, ebd.
— („Der Bankerott des Idealismus") L. lsartmann, Dr.
Z. — (Dresdner Runstverhältnisse) Schumann, Dr.
Anz. iy2ff. — (Dombau-Museum in Florenz) G. B., Allg.
Z., B. t^o. — (lfans v. lllaröes) Fiedler, Allg. Z., B.
(50. — (F. v. Schmidtj Reichensperger, Z. f. chr. R.
(Zeichenunterr. i. d. Ronf. u. d. öchulfrage) Grau, Z. d.
V. d. Zeichenlehrer. — („Deutsche Gesellschaft d. Runst-
freunde") Dresdner, Gwart 28. — (D. ländl. pfarrhaus)
si Lchliepmann, Daheim clo. (lllalende Dichter) lfelferich,
A. f. A. 2;. —(Rünstl. Naturalismus u. Naturwissenschast)
Roßmann, Frf. Z. t89- — (Puvis de Lhavannes) siAndre
Michel, Graph. Aünfte 3. — (Friedrich v. Schmidt) Reichen-
sperger, Z. f. chr. R.
Strettzüge aut GartenbAU-Nusstellungen, von Robert lNielke. Illuudsebuu. Allgemeineres.
I ll^ett^» Zndividualität und Volkstümlichkeit in der Uunst,, Theater. Zur Theaterzensur. Der bfervorrus. Inter-
nationale lllusik- und Theaterausstellung in lvien. lllusik. Über Aonzertprogramme. Bildende Aünste. Die dritte
lNünchener Iahresausstellung, III. Die lNomentaufnahmen und die Kunst. Line Lhristusgemälde-Ausstellung in Bingen.
Vernttscbtes. „Deutscher Bund zur Bekämpfung der lNodefrevel." Spreebsuul. lherin. Lichfeld: über den Begriff
des „Malerischen". Nus der Wücberei. Leitungssebau.
(s'
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ist, dann ist es allerdings doppelt geboten, den Begriff
des Malerischen in seiner Reinheit scharf abzusondern.
Das, was man gewöhnlich malerisch nennt, ist ein
mit poetischen Llementen gemischtes Malerisches. Das
Mischungsverhältnis wählt aber jeder nach eigenem
Geschmack. Gr trägt, wie jener romantische Sänger,
die Farben der Dame die er liebt, aber nicht nennt.
!Nit ihnen zieht er in den Nampf „für Freiheit und
für Licht" und (vor Allem) „für die Fahne, der er
zugeschworen". Die j)arteiharfe in der einen, das
kritische Schwert in der anderen Lsand „schlägt er
Lebende zu Leichen". ))ch bin nun der unmaßgeblichen
Meinung, daß das nicht eigentlich der Beruf des
Rritikers sei, daß er wohl das Tote begraben, nicht
aber das Lebendige töten, sondern auf sein j)anier
schreiben solle: „Das Lebendige will ich preisen, das
nach Flammentod sich sehnt."
Mit dem Lebendigen tritt die Runst nur als j)oesie
in verbindung, wenn man aus Musik, Malerei,
zeichnender und plastischer Aunst das poetische voll-
ständig ausscheidet. Diese Künste sind ohne poetischen
Inhalt nur im Stande, in ganz abstrakter weise, ohne
Beziehung auf Gegenstände der inneren oder äußeren !
Grfahrung, die außerhalb eines beschränkten Gebiets
von Binnesempfindungen liegen, harmonische Ton-,
Farben-, Linien- oder Baumverhältnisse zu verwerten.
Der Begriff „Malerisch" ist also in seiner abge-
zogenen Beinheit nur das gedankliche Aequivalent für
die Lmpfindungsfähigkeit, die sich auf das jenem
Begriff entsprechende Binnesorgan, das Auge, stützt.
Diese kann durch Vererbung und Übung im höchsten
Grade ausgebildet und verfeinert werden, sie bleibt
aber, auf sich angewiesen, immer beschränkt und ein-
seitig, nur ein Llement, das erst, indem es zu andern
Llemenren (dem zeichnerischen, plastischen, musikalischen)
in Beziehung tritt und mit diesen in der Linheit des
poetischen aufgeht, Runst wird. Ich vermag, und
ich glaube, es geht Iedem so, der auf irgend einem
Gebiet der Runst schöpferisch thätig ist, diese immer
nur als Tinheit zu fassen. Ich halte deshalb die
Bestrebungen, die, alsvorschrift für den Rünstler,
die oollständige Scheidung des Btalerischen von dem
j?cetischen aussprechen, für verkehrt. Zum Zweck
verstandesmäßigen Trkenirens muß diese Scheid-
ung allerdings in schärfster Weise betont werden.
Lserman Tichfeld.
Nus der Kückerei.
^ Magner-Sebrttten sind m der letzten Zeit, wc>hl
im chinblick auf die Sxiele in Bayreuth, ziemlich zahlreich er-
schienen; wir nennen nur einige, die uns besonders wichtig
däuchen. Sc> eine kleine Schrift von Franz Muncker,
„Richard wagner, eine 5kizze feines Lebens und IVirkens",
die reich illuftrirt von der Buchnerschen Verlagshandlung zu
Bamberg herausgegeben ist. Muncker hat hier insbesondere
„die innere Gefchichte des ttünstlers und feiner lverke" be-
handelt und versucht, diese im Gegensatze zu anderen Stndien
„vornehmlich gefchichtlich zu erkennen", „alfo im Zufammen-
hange mit lvagners Leben, fowie mit der früheren und gleich-
zeitigen Entwicklung des europäischen, insbefondere des
deutschen Geisteslebens zu betrachten". „Nur die geschicht-
liche lvürdigung offenbart uns das innerste lvesen und die
ganze Größe einer welthistorifchen Erscheinung, nur sie ver-
mag uns dauernd vor einfeitiger Parteilichkeit zu bewahren".
Ls ist nicht notwendig, daß man Nuncker in all feinen Aus-
führungen mit voller Zustimmung folge, um die vortrefflich-
keit des kleinen Buchs anzuerkennen. Ls giebt auf wenigen
Seiten die beste Schrift, die ich zur ersten Linführung in das
Verständnis des lVagnerfchen Strebens zu empfehlen wüßte.
Ein weit umfangreicheres Werk zu ähnlichem Dienste für den
lVeiterdringenden ist dann die „lVagner-Lnzpklopädie" von
L. Fr. Glasenaxp, ein zweibändiges lVerk, das „lfaupt-
erfcheinungen der Runst- uud Rulturgeschichte im Lichte der
Anschauung Richard lvagners in wörtlichen Anführungen aus
seinen Schriften" darstellt und bei L. lV. Fritzsch in Leipzig,
dem verleger auch der lvagnerschen „Sämtlichen Schriften
und Dichtungen", erschienen ift. lvas das lverk bietet, fagt
der angeführte Nebentitel, zu welcherlei Zwscken es nützlich
ist, liegt zu klar auf der lsaud, als daß es vieler lvorte dar-
über bedürfte, es bleibt alfo nur die Frage „lvie ist die
Arbeit?" zu beantworten, und dieses kann kurz geschehen: gut.
Lin dritter literarischer Beitrag zur lvagner-Sache ist ein
„Beschreibendes Verzeichnis des Richard lvagner-llluseums jn
lvien" von Nikolaus Gesterlein, dem Begründer und
ebenso uneigennützigen wie fleißigen Zusammentrager dieses
lllufeums, der dritte Band des großen „Rataloges einer
Richard lvagner-Bibliothek". „Da die Art der Anlage und
Durchführung des lverkes, namentlich des dritten Bandes,
die Grenzen einer gewöhnlichen llatalog-Arbeit weit über-
schreitet, erscheint die lvahl des neuen lsaupttitels gerecht-
fertigt. Bei Ausarbeitung dieses lverkes wurde indessen
darauf Rücksicht genommen, daß dafselbe auch ganz unabhängig
vom Richard lvagner-lllufeum als ein Nachschlagebuch über
alles auf lvagner Bezügliche zu benutzen fei". Dieses von
Breitkopf und lsärtel verlegte große lverk, „ein bibliographi-
sches Gesamtbild der kulturgeschichtlichen Erfcheinung Richard
lvagners", das schon durch seinen Ümfang von dem riesen-
haften Ginslusse des lllannes zeugt, dem es sich widmet, ist
in der That ein „authentisches Nachschlagebnch durch die ge-
samte lvagner-Literatur" uud als folches ein unentbehrlicbes
Vandbuch für den engeren Rreis der Leute, für die es be-
ftimmt ist.
Lettungssebau.
* bedeutet Kesprecbung von Linzelvverken, f: bildlicbe Lrlauterung der Tlutsütze oder Keigube von Kildnissen.
Mldende Illünste. (Tote Symbole) Mauthner, lNag. 27 f.
— (5pringer) ch U. f. A. 20. — (Morelli) ch Frizzoni,
Z. f. b. R. 9. — (D. Raiserl. Lchlösser im Marchfeld)
ch Fifchel, ebd. — (Thumann) ch pacht, R. f. A. t9-
— („Tine Runstkritik in verteilten Rollen") lllalferich, ebd.
— („Der Bankerott des Idealismus") L. lsartmann, Dr.
Z. — (Dresdner Runstverhältnisse) Schumann, Dr.
Anz. iy2ff. — (Dombau-Museum in Florenz) G. B., Allg.
Z., B. t^o. — (lfans v. lllaröes) Fiedler, Allg. Z., B.
(50. — (F. v. Schmidtj Reichensperger, Z. f. chr. R.
(Zeichenunterr. i. d. Ronf. u. d. öchulfrage) Grau, Z. d.
V. d. Zeichenlehrer. — („Deutsche Gesellschaft d. Runst-
freunde") Dresdner, Gwart 28. — (D. ländl. pfarrhaus)
si Lchliepmann, Daheim clo. (lllalende Dichter) lfelferich,
A. f. A. 2;. —(Rünstl. Naturalismus u. Naturwissenschast)
Roßmann, Frf. Z. t89- — (Puvis de Lhavannes) siAndre
Michel, Graph. Aünfte 3. — (Friedrich v. Schmidt) Reichen-
sperger, Z. f. chr. R.
Strettzüge aut GartenbAU-Nusstellungen, von Robert lNielke. Illuudsebuu. Allgemeineres.
I ll^ett^» Zndividualität und Volkstümlichkeit in der Uunst,, Theater. Zur Theaterzensur. Der bfervorrus. Inter-
nationale lllusik- und Theaterausstellung in lvien. lllusik. Über Aonzertprogramme. Bildende Aünste. Die dritte
lNünchener Iahresausstellung, III. Die lNomentaufnahmen und die Kunst. Line Lhristusgemälde-Ausstellung in Bingen.
Vernttscbtes. „Deutscher Bund zur Bekämpfung der lNodefrevel." Spreebsuul. lherin. Lichfeld: über den Begriff
des „Malerischen". Nus der Wücberei. Leitungssebau.
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