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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 4.1890-1891

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1890)
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Weihnachtsschau
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Zeitungsschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11725#0083

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erreicht. von allen dem Meister gewidmeten Bilderwerken scheinen
uns zum ersten Nähertreten an Lhodowiecki am geeignetsten
-ie beiden bei Mitscher und Röstell in Berlin erschienenen
Mappen zu sein: „<Lho dowie ck i" (je M. 20) — eine „Aus-
wahl nach des Rünstlers schönsten Ruxferstichen" „nach den
zum Teil sehr seltenen Griginalen in Lichtdruck ausgeführt
von A. Frisch." Lsier wird der Maler-Radirer, um den neben
Schlüter und Menzel nach Meissoniers Wort die j)ariser Berlin
beneiden können, in der That in vorzüglich ausgewählten
jdroben seiner Runst vorgeführt — die Bammlung konnte,
als eine der ersten über Thodowiecki, noch recht aus dem
Bollen geschöpft werden.

Ällerlet aus A. Dendscbels Skizzenmnppen.
Lichtdrucke von Nartin Rommel 6c To. in Btuttgart.
(M. s5, Frankfurt a. M., M. Lsendfchel). — Line Nachlefe
zu der auch von nns empfohlenen „Gebundenen Lichtdruck-
Ausgabe von A. chendschels Skizzenbuch", der sie die vor-
herrschaft beim größeren Publikuin kaum streitig machen will.
Linige Blätter 'bieten in. mehr verzerrender, als künstlerisch
karrikirender, d. h. durch Überladnng charakterisirender weise,
andere in gleichgültiger Unbedcutendheit Zeichnungen, die
lhendschels Ruf nicht vermehren werden : der wert der Samm-
lung, in der sie ja nur fchwach an Zahl auftauchen, würde
durch ihr weglasfen bei künftigen Auflagen erhöht., Andere
Blätter dagegen gehören zum Besten, was Lsendschel über-
haupt geboten hat, das lustige „lmusse" und „daisss" als Bei-
spiel aus vielen und manche Ainderschilderungen. Recht
interessant für die Aenntnis von chendschels Schaflensart sind
dann jene Skizzen, die ursprünglich kaum für die Gflentlich-
keit bestimmt waren. So ist jedenfalls das Neiste im Buche
kennenswert.

<26 pon den „Meisterwerken der Dcilzscbneidekunst

aus dem Gebiete der Architektur, Skulptur und Malerei" liegt
nnnmehr der zwölfte Band vor (Leipzig, I. I. weber, geb.
M, t8). Niel Neues läßt sich über ihn kaum sagen: man
kann nur die alte Anerkennung wiederholen mit der kleinen
Linschränkung, daß die Nerbesserung namentlich des modernen
Tonschnitts wohl noch nicht in solcher weise den Repro-
duktionen dienstbar gemacht wurde, wie dies vielleicht doch mög-
lich wäre. Zlugenscheinlich ist, daß auf die bedeutendsten Aunst-
werke auch die größte Sorgfalt der Übersetzung in die Bolz-
schnitttcchnik verwendet ist — etwas leider durchans nicht
Belbstverständliches bei dergleichen werken, die oft irgend
einem Modemaler zn lieb die tüchtigsteu Aräfte mit den
größten Rostcn heranziehen, während fie ernsten und wahrhaft
bedeutenden Tchöpfungen, die noch nicht in den Modehallen
aufgenommen sind, billige Oerarbeiter zuweisen. Die in ihrer
Ülrt einzig reichhaltige Bildersammlnng, die sich in den Bän-
den der weberschen „Meisterwerke" bewahrt findet, ist auch
durch den neuesten wieder um die wiedergabe einiger hoch-
wichtiger werke bereichert worden. wir nennen Lenbachs
„Raiser wilhelm im 90. Lebensjahr", dcr technisch ganz
mcisterlich wiedcrgegebcn ist, dann einen Bismarck desselben
Malers, Uhdes „Äomm, bferr Iesu, sei unser Gast", Böck-
lins „jdietä", von plastischen lverken Begas' vielbesprochenen
Aaiserbrunnen und das so andersartige tiefinnige werk von
wcltring, Rrixpe, aus der Airche zu Plantünne.

*

26 Line nene Radirung von jAofeflor AodttNN Leonbnrd
Nnnb wird von den Aunstfreunden stets mit Teilnahme erwartet
handelt es fich nm ein werk größten Formats, um eine
Radirung gar von einem Meter Bildlänge, so steigert sich die
Teilnahme zur Bpannung, denn die Bchwierigkeitcu, mit denen
die Radirung zu kämpfen hat, wachsen noch schneller, als der
Umfang dcs werkes wächst. Die neue Raabsche Bchöpfung
nach dem Dresdner Bild der lhochzeit zu Lana von Neronese
(Berlin, Btiefbold 65 Lo., mit Marke M. ^oo, vor d. Bchr.
M. 200, mit d. Zchr. M. 60) zeigt die glänzendste Überwindung
jener Lchwierigkeiten durch Raab. Das herrliche Griginal
wurde den Freunden einer nicht mechanischen fondern künstlerischen
Reproduktion bisher allein durch zwei gute Ltiche vermittelt —
durch Stiche selbstverständlicher weise, denn Ltahl- und Aupfer-
stich galten ja bis vor Rurzem als allein „würdig", klassische

Nalerwerke zu vervielfältigen. Nerdankt man es nicht zum Ge-
ringsten der treuen Thätigkeit eben Raabs, daß die Radirung
in Deutschland mehr und mehr wieder zur Anerkennung gelangt
ist, so liefert gerade der vergleich seines neuen werks mit
jenen vorgängern einen schlagenden Beweis dafür, daß diese
?lnerkennung der Radirkunst zu Recht besteht. Ls ist eine
starke und reiche Farbigkeit in diesem Bilde, die auch der vor-
züglichste Kupferstich eines trefllichen Meisters nie erreichen
könnte — welche weichheit und Araft, welche wärme zumal
in der Grupxe um Lhristus! Und hat die Rlarheit der Formen
etwa darunter gclitten? Daß dies vor dem Urbild gearbeitete
werk die treueste wiedergabe des veroneseschen Gemäldes
ist, kommt hinzu, um seine Bedeutuug zu steigern.

Auch D 0 ris Raab, die Tochter und Bchülerin I. L. Raabs,
hat dem Üunsthandel wieder eine Radirung übergeben : „May"
nach einem Bilde von David Neal (Berlin, ebd., Remarkdr.,
jap., M. 80; mit d. Schr., chin., M. 1)8), das Brustbild einer
jungen Dame. wie haben schon mehrmals mit ^reude und
Bewunderung auch von Doris Raab gesprochen, die auch die
innige Anpaffungsfähigkeit an den Geist der Runstwerke mit
ihrem vater gemein hat. Uier ist nun wieder Inkarnat und
Rostüm aufdas Sicherste nnd Schönste mit der NadeÜcharakterisirt,
ohne doch irgendwie die Nebensache zur bfauptsache zu machen.
wir kennen das Griginal nicht, kommen aber von der Lm-
pfindung nicht los, daß auch hier, wie das bei Doris Raabs
Radirung nach Rosenthals „Tanzstunde" unzweifelhaft der
Fall ist, gerade an koloristischer Linheit und Feinheit die
wiedergabe möglicherweise befler sein dürfte, als das Urwerk.

26 Mlalter Lllegler bringt eine Radirung nach dem Selbst-
bildniffe Rembrandts als älteren Mannes, das vom Belvedere
in wien bewahrt wird (Berlin, Raimund Mitscher, jdergament
too M.,mitMarke 75 M., vor d.Schr. zoM., mit d. Schr. M.).
Ls macht uns ganz besondere Freude, dieses Blatt anzuzeigen.
Lrstens: weil es eine Arbeit ist, die ganz und gar eben
Radirung ist, nicht nur der Thatsache, sondern auch der Lr-
scheinung nach — Ziegler hat auf das Trefflichste gerade die
wi.kungen der Radirtechnik sich zu Nutze gemacht, und nun
lenchtet und wärmt sein Rembrandt aus dem xrächtigen bfell-
dunkel heraus, daß es eine Lust ist. Zweitens: wcil diescs Blatt
nicht nur zu einem vielen erschwinglichen, sondern zu einem im
verhältnis zu seinem wert geradezu überraschend billigen jdreise
käuflich ist. Für Mark kann sich hier der Aunstfreund ein
Blatt für seine wand erwerben, an dem er mehr nnd mehr
Freude haben wird, je länger er es besitzt, je tiefer er in sein
Ülesen eindringt. Mehr solcher Blätter, Ihr bferren Künstler
und Runstverleger, mehr solcher Blätter zu so billigem jdreise:
wir werden gleich gute Geschäfte dabei machen, Ihr und wir,
das jdublikum! — Linen Rat sür die Räuser: man versuche es
hier einmal mit schwarzem Rarton oder Rahmen bis unmittel-
bar an die Bildfläche, ohne hellen Zwischenrand also.

26 D. Dobnert hat uns heuer bis jetzt zwei Radirungen
geboten. Die eine giebt ein Gemälde von L. Baltzmann
wieder, die Bchifle Niobe und Gldenburg im chasen von Riel
(Berlin, Ltiesbold äc Lo., 30 Remarkdrucke zu M. ;oo, Drucke
mit der Zchrist M. 30) — ein'ziemlich großes, krästig wirkendes
Blatt, das ja schon seines stofllichen Interesses wegen in be-
stimmten Rreisen manchen Räuser finden dürste, — der sich's
mit dem Bewußtsein einrahmen lassen kann, anch vor seinem
künstlerischen Gewissen verantworten zu können, was er aus
Freude an unserer Marine thut. weit bedentender aber als
wcrk dcr vervielsältigenden Runst ist eine zweite Radirung
Rohnerts, „Bzcne aus dem Gesecht bei Vendome" nach dem
Glbilde von L. Rolitz (Berlin, Raimund Mitscher, mit Marke
M. too, vor d. Bchr. M. mit d. Bchr. M. 20). In einer
von ganz derber bis zu der allerseinsten übergehenden Technik
ist das Rolitzsche Gemälde in einer weise in 'Rörper und Licht
ausgelöst, die uncingeschränkte Anerkennung verdient. Durch
überans sorgsältiges Druckverfahren sind die wirkungen in
Licht und Lust noch bis ins Lrreichbare gesteigert. Da nun
doch einmal das oben erwähnte „stoflliche Interefle" bei der
wahl sür den Räuser stark mitspricht, so machen wir insbesondere
die Gffiziere und srüheren Boldaten unter unsern Lesern aus
dieses Blatt ausmerksam, das sich, auch dekorativ wirksam,
zudem zum Zimmerschmuck eignet.

Lettungsscbau.

* bedeutet Kesprecbung von Ltnzelwerken, b: btldlicbe Lrlüuterung der Nuksätze oder Ketgabc von Kildntsscn.

Allgemeiueres. (bsyxnotismus u. Runst) ch. v. G., M. Rst. ^z.
— („Zur Nationalökonomie des Talents") R. Beflen,
Dtschl. 5.

Dicbluug. (Suggestion u. Dichtung) Franzos, Dn Bois
Reymond, Lulenberg, jdreyer, D. D. 3. — (Bchillers und
Goethes erste Begegnungen) Brahm, Dtschl. 6. — (ksölderlin)


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