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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 4.1890-1891

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Heft 21 (1. Augustheft 1891)
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Aus der Bücherei
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Zeitungsschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11725#0340

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Rus der Kückerei.

nr Scbönbeit und Febler der meuseblieben Ge--
Stält. Von Ernst Brücke. Mit 29 tsolzschrritten von
Hermann paar (wien, w. Braumüller, M. 5). — Lin be-
rufener !Nann, der früher profesfor der j)hysiologie an der
wiener Ilniversität und vorher Lehrer der Anatomie an der
Akademie der Rünste in Berlin war, hat die dankenswerte
Aufgabe übernommen, Künstler und Aunstfreunde über die
Schönheit und Fehler der menschlichen cAestalt durch kstnweis
auf fchöne Runstwerke und auf die Batur selbst aufzuklären.
Auch für Rünstler hält er dies für geboten, denn mit Aus-
nahme eines Teiles der lebenden Rünstler erklärt er alle für
einig darüber, daß die bildenden Rünste von ihrer srüheren
bsöhe herabgesunken seien, die Malerei noch mehr als die
Plastik. viele Rünstler sreilich glauben nach Brücke um so
Dankenswerteres zu leisten, je getreuer sie ein lNodell kopiren.
Alles, Bchönes wie bsäßliches, werde nachgemacht, damit man
nur nicht „konventionell" werde. Sie kleben am Modell,
kopiren Fehler, die am Rörperbau der Deutfchen häufiger sind,
als am Rörperbau der Italiener, ohne zu wissen, daß sie es
eben mit Fehlern zu thun haben. Nach meiner Ueberzeugung
steht der vertreter von Ansichten, wie den hier angedeuteten,
auf einein beschränkten Standpunkte insofern, als er nur die
ideale, gar nicht aber die charakteristisch e Runst aner-
kennt oder auch nur erwähnt, jene charakteristische Runst, die
sich vom Naturalismus dadurch unterscheidet, daß sie die soge-
nannten häßlichen Formen nicht wahllos, sondern aus-
wählend zu bestimmten Zwecken der Lharakteristik verwendet.
Diese Runst ist dem nordischen Leben und der nordifchen
Denk- und Lmpstndungsweife vollständig angemessen. Reines-
wegs aber will ich leugnen, daß ein Denken nnd Untersuchen
über die „Schönheit" und ,,Fehler" des Rörpers auch für sie
recht nützlich, ja notwendig sei. In dieser Beziehung leistet
Brückes Buch thatsächlich vortreffliche Dienste. Schön ist für
den Verfasser diejenige Gestalt, die sich in allen Stellungen
und in allen Ansichten, soweit sie in der idealen Runst über-
hauxt zur Anwendung kommen, vorteilhaft verwenden läßt.
„Vorteilhaft" will fagen: daß sie in allen Ansichten wohl-
gefällige Linien angiebt, „denn die Führung der Linien ist
das erste und wichtigste in sedem Runstwerke, das höhere An-
sprüche erhebt". Ulaßgebend ist hierfür die Antike, denn die
Bildhauer des Altertums suchten die schönste Benus, den
schönsten Apoll usw. hervorzubringen, während die Modernen
-— nach unserer Ansicht mit vollem Rechte — sich andre Auf-
gaben stellen. — Brücke geht so vor, daß er die einzelnen

Rörxerteile — als Ropf und ksals, Arm und Lsand, Brust
und Schultern, Bauch, Rücken, Becken, Beine und Füße —
prüfend in ihrer Schönheit und in ihren Zehlern vorführt und
zur Beobachtung und Beurteilung idealer Formen in fein-
sinniger weise anleitet. Die bei aller Linfachheit quten
und geschmackvollen bsolzschnitte nach wohlgewählten Mustern
der Antike und der Natur dienen dem Buche ebenfo zur
Zierde, wie dem Leser zum verständnis. Befonders wertvoll,
weil neu, sind die Lrörterungen iiber die Gestalt der unteren
Abgrenzung des Bauches. Ich kann das Buch als lehr- und
genußreich im höheren Sinne empfehlen /v,

*

2k von dem ifrupkerstlebvverke der Dresdner kgl.
GLMklldegNlerie» das die Generaldirektion der kql. Samm-
lungen für Runst und wisfenschaft herausgiebt, erscheint soeben
ein neues Blatt, ein Stich Lduard Büchels nach kieinrich
Ljoffmanns bekanntem Bilde „Der zwölfjährige Iesus' unter
den Schriftgelehrten." Lduard Büchel hat üns schon eine
Reihe der trefflichsten werke des Grabstichels bescheert; wir
crinnern nur an Kolbeins Iohanna Seymour, an die Nonne
von Rurz, die Beterin von Raulbach, die Madonna von chener-
bach. Lr gehört zu den echten Rünstlern des Grabstichels,
die fich nicht begnügen, mit peinlicher Treue ihr vorbild im
Stiche wiederzugeben; er ist immer mit dem bestem Lrfolge
bemüht gewesen, seinen Stichen auch das Gepräge einer indi-
viduellen, künstlerisch vollständigen Leistung zu geben, indem
er vor allem der Ligenart des Gegenstandes durch die fein-
sinnige wahl der besonders geeigneten stecherischen Ausdrucks-
mittel gerecht zu werden versuchte. Ls liegt darum ein xer-
sönlicher Nauch über Büchels Blättern, der sie weit emporhebt
über die schematischen Leistungen, die den Rupferstich der
letzten Iahrzehnte stark in Attßkredit gebracht haben. Auch
in dem neuen Stiche kennzeichnet sich dieser. Der Rünstler
hat vor allem die malerische Rraft, die bei dem Gemälde
nicht hervorragend ist, beträchtlich zu steigern gewußt und
dadurch dem Bilde eine weit lebendigere wirkung verliehen.
Den geistigen Ausdruck Iesu und der fünf Männer, auf welche
die begeisternde Rede des Rnaben so tief einwirkt, hat er mit
aller Schärfe und cheinheit wiedergegeben; die verschiedenen
Stoffe aber hat er so charakteristifch durch die Zlusdrucksmittel
des Grabstichels gekennzeichnet, daß reiche und mannigfaltige
Lindrücke entstanden. Dabei ist die Gefamtwirkung durchaus
harmonisch.

Lettungsscbau.

bedeutet Kesprecbung von Linzelwerken, f: bildlicbe Lrlauterung dcr Lutsätze oder Keigabc von Kildnissen.

Nllgemeiueres. (Die Lrtase) Bonnier, Bayr. Bl. 7 ff.
Dicbtuug. (I. Merck) R. prölß, Lpz. Z., w. B. 79.

— )D. Stammbuch v. Aug. v. Goethe) w. vulxius, Dfche !
Rschau, Iuli f. — (ksomunkulus) Ll., Lpz. Z., w. B. 69. !

— (Rörner) Franke, ebd. 7). — (Redwitz) Brachvogel, M.
N. N. Z)o; Lauenstein, Mag. 29. — (R. F. Meyer) si
Zabel, west. Mh. H)9. — (Fremdländerei der Modernen)
Berg, Nod. Bl. (2. — (D. Ueberwindung d. Milieus)
Grottewitz, Mag. 29. — (D. Zeitschriften u. d. Literatur) j
Rerr, Mag. 30. — (Zur Beurteilung d. mod. Dichter-
charakters) Dtsche worte 6. — (bsvmlet u. s. Ausleger)
Ribbeck, Grenzb. 55. — („Lenaus Muse") -r-, T. R. (5q>
(G Sxiller von kfauenschild) Gottschalf, N. u. S. l72. —
(Rodenberg) Iiemsfen, ebd. — (Ibsen) Goette, D. Dichterh.
20 ff.; Schellhas, Gwart 25. — (Shelley's Adonais)* weiß,
Allg. I., B. (29. — („D. xoetifche Ausmünzung von Ber-
lin") Grottewitz, Nag. 27.

Tbeuter. (D. wirkl. Shakefpeare-Bühne) Riedl, m. N. N. 325.
/Ibusik- (Ronzertxrogramme) Gwart 26. — (D. dtsche komische
Gper u. d. Singfpiel) Rlima, Lyra (9. - (I. S. Bachs
Suite in Lmoll) v. Lind, N. Z. f. M. 26. — (D. Ver-
fasfer d. Lhorals „G welt, ich muß dich lassen") wentzel,
Muf. wbl. 27. -- (w. Stade) f ebd. - (bf. Spies, si
Rohut, Sängerh. 27. — (Millöcker) Miivers. 2-l. — (L).
Litoff) si Prochazka, N. M.-Z. (5. — („D. musikal. Schlitten-
fahrer in London") Rollo, Röln. Nolksz. (75. — (D. Ton-
kunst in Amerika^ Ludwig, B. I., w. B. 67. — (welchem

Teile des Llementar-Gesangunterrichts entsxricht der gramma-
tifche Unterricht der volksfchule?) Sering, N. Z. f. M. 27.

— („wie Musik auf die Leute wirkt") R., bseimgarten 9.

— (Gefangvereine in kleineren Vrten) R. Sch.-W., Shalle 26.

— (^eines Nerh. z. Mufik) Bock, Röln. Z. 57(. — (Line
räumliche Darstellung d. Tonreihe u. d. Ausnützung in
einem Axparate als Lehrmittel) Michalitschke, Gesterreich.
Mittelschule 2. — (Zur chebung d. Pflege klass. Musik)
Gdenwald, Lyra 20. — (Th. Schneider^ch Birke, Shalle 29.

— (Leitmotive i. d. Guvert. u. d. beiden ersten Sz. d.
„Tannhäuser", j)ar. Bearb.) kseintz, Allg. M.-Z. 28f. —
(Sommer-Ronzerte) Steller, Dresdn. I. (68. — (L. v.
Lhrenstein) si Selbftbiogr., N. N. - Z. (-(. — (Lachner)
Schweikert, ebd. — (Blaßmann) Stern, N. Z. f. M. 28.

Kilbende Ikünste. (Iur Gefchichte der altnürnberger
Malerschule) ks. Stegmann, Allg. Z., B. ((8. —

(Neuigkeiten aus dem Gebiete der antiken Runst)
Rekuls, ebd., B. ((7. — (D. Meister d. Parthenon-Sknlpturen)
Blümner, ebd. ((3. — (Studien a. d. Mainzcr Galcrie)
ch Rieffel, Rep. f. Rwsch. — (Z. Runstgeschichte d. (5.
u. (6. Iahrh.i Neuwirth ebd. — (Rannte L. B. Alberti
den Diftanzpunkt?) Staigmüller, ebd. — (D. Bauten des
alten Rairo) chranz-pafcha, Allg. I., B. (20. — (D. künstl.
Ausbau Münchens) M. Stadt-Z. (H6ff. — (Schweiz. Land-
schaftsmal. im (6. Iahrh.) bsaendtke, Schweiz. Rsch. 5. —
(wiener Ateliers) Martinez, w. s)r. (7ff. —(Gttobeuren)
si Gurlitt, westerm. Mh.-((8.

Das Lnbe des (Wübnenkriegs, von Georg Röberle. Ilrunbsebnu. Allge meineres. Uber paufen
l l . Th eater Der Realismus auf der Bühne. Bildende Rünste. Die Internationale Runst-Ausstellung

in Berlin, III. Die dritte Münchener Iahresausstsllung, II. was hat unser Iahrhundert der Baukunst gebracht?
Lprecbsuul. ^anthipxus: 2Iristokratische und demokratifche Runst. Lius der HZücberci. Leitungsscbüu.

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