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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 4.1890-1891

DOI Heft:
Heft 9 (1. Februarheft 1891)
DOI Artikel:
Porte, Wilhelm: Zur Frage einer Deutschen Akademie in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.11725#0136

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Lrstes zfebruar-Dett 189t.



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s. Stück.

Lrscbeint

Derausgeber:

zferdiuand Aveuarius.

Kcstcllpreis:

vierteljährlich Zi/z Mark. 0^,

Anzeigen: Z gesp.Nonp.-Aeile HVPf. -—--

LUr Frage einer Dentscben Nkadenlie in Noni.

lenn die Lrrichtung einer Deutschen Aka-
;demie iu Nom vor einiger Zeit Gegen-
rstaud vou Grwäguugen im preußischen
lRultusmiuisterium gewesen ist, so liegt
darin gewissermaßeu das Zugestäitditis, daß uusrer
Aunst etwas inangle, was zu gewähreu die heimischeu
Akademien uicht im 8taude seien, was iu Rom jedoch
sich gewinnen lasse. Ghne eiue solche Auuahme
hätte die Grüudung einer Akademie dort keiueu 8inu.

Nuu werden schou seit einer langen Neihe von
Zahren 8tipendiaten nach Nom geschiekt, viele deutsche
Äünstler habeu daselbst dauernd ihre Merkstatt auf-
geschlagen, uud deuuoch wird jener Mangel empsunden.
Ls muß sich also um etwas handeln, was uicht so
ohue kVeiteres durch einen Aufenthalt am Tiberstrande
zu erwerben ist.

Das reiu Technische kommt nicht in Betracht.
Vom siegreichen Bewerber mn den römischen s)reis
fordert man, daß er es völlig beherrsche. Unsere
Akademien leisten in dieser bsinsicht das Nlögliche,
und Rom scheint durchaus uicht mehr bieten zu köunen.
Das Gebrechen, dessen Behebung man sich von dort-
her erwartet, muß auf den: geistigen Gebiete liegen,
und iu der That wird ja der heutigen Aunst gerne
zunr Vorwurf gemacht, daß es ihr an geistigem,
poetischem Gehalt fehle?

* Ls wäre eine Sache für sich, zu untersuchen, wie jener
Begriff im ^inblick auf die Definition der bildenden Runst
verstanden werden muß, und ob man nicht mit diesem Tadel,
so wie man ihn heute zumeist begründet, an die bildende
Runst eine Forderung stelle, die auf etwas ganz außerhalb
deren Seinsgebiet Liegendes zielt, und die man nur erheben
kann, indem man die grundmäßige Verschiedenheit zwischen
poetischen und bildnerischen Ideen vollständig ver-
kennt. D. !).

Alleiu bei uubefaugeuer j)rüfuug läßt sich uicht
läugueu, daß solche IVerke, welche diesem Tadel zu
eutgeheu und im Beschauer die weiter erstndeude,
kombiuireude j)hautaste auzuregeu suchen, zuiu reineu
IVeseu der bildeudeu Ruust, als welche sich au die
bloße Auschauuug weudeV, uicht weuiger iu IVider-
spruch treteu, wie jeue audereu, welche die Aufgabe
iu möglichst getreuer LViedergabe des zufällig, wahl-
los Trblickteu seheu. Beide Nichtuugen eutferneu stch
iu gauz gleicher bVeise vou dem, was der Auust zu-
kommt, uud eine Tinschräukuug dürfte alleu zweieu
gegeuüber geboteu scheiueu.

Gb freilich au maßgebendem Grt eiue solche uach
beideu 8>eiteu hiu als uotweudig oder wüuscheus-
wert auerkanut, ob eiu Maugel uud das Bedürfuis
seiuer Ausgleichuug uoch darüber hiuaus emxsuudeu
werde, ist zweifelhaft, doch für uus von uutergeordueter
Bedeutuug. Deuu welcher Art das vou Noin erhoffte
uud zu erhoffeude sei, tritt deutlich geuug hervor.
Nom erhält für die Nuust seiue eiuzige Btelle dadurch,
daß es wie keiu auderer Grt der Lvelt die Ncöglich-
keit gewährt, die Nuust der Autike uud der Neuaissauoe
recht vou Gruud auf keuuen uud versteheu zu lerueu,
uud auf diese beiden Tpocheu, iu deueu sich, was
die Nuust will uud vermag, am Neiusteu eutfaltet,
scheiut iu jedeiu Falle zurückgegaugeu werden zu
müsseu, wo es gilt Auweisuug uud Beisxiel zu suchen.

Ls soll hier keiueswegs der Auschluß au die
klassische Nuust als der alleiu zur Seligkeit führeude
N)eg gexrieseu werdeu. kVer weiß, ob uicht der
heutigeu Tutwickeluug vorbehalteu ist, eiueu dritteu,
von deu beideu frühereu durchaus verschiedeueu Göhe-

* Vergl. die gehaltvolle Studie von L. Fiedler: über die
Beurteilung von werken der bildenden Runst, Leipzig, t876.

D. v.




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