glcich miL dem ersten Kuß: Sara fühlke den Boden nichr inehr nnker den Füßen
und mußLe sich an Kyrill klammern um nichL zu fallen, ihm aber griff
eine körperlose Hand ins Haar und zog seinen Kopf langsam nnd siark
miL immer erneuLem zähem Druck von Saras Lippen zurück. Und späLer
wußLc Sara nichLs mehr als ein Versinken, ein Skürzen, dann ein jähes 2luf-
fchrecken, um gleich wieder zu sinken, zu stürzen und aufzufchrecken. So cmpfmrd
sie die Qual Kyrills nur undeuklich und enkfernL wie m einem Traum, und
während sich Kyrill vor dcm unsichLbaren Gegner immer wieder in den SLurm
der LeidenfchafL hineinreLLeLe, flogen die Sinne der Zigeunerin über grün-
goldne Wiesen hinweg, durch Blumcnwälder nnd zwifchen fallenden SLer-
nen hindurch. Dann legLe sich das Dunkel eines wunderbaren Schlafes um
Saras BewußLsein, und Kyrill löste sich aus ihren Ärmen miL dem nnbe-
stimmten EnLfchluß, seinem miLleidlosen Verfolger standzuhallen nnd den un-
glcichen Kampf durchzukämpfen. Er bramlle die Kerzen an und seHLe sich
auf das Sofa hinter dem Schreibtifch, um über die MiLLel des Llngriffs oder
wem'gstens der BerLeidigung nachzudenken. Eine leichLe ErfchütLerung zeigte
an, daß auch fchon der Besucher in der anderen Sofaecke neben ihm saß. Er
bezwang seinen Schauder und begann zu überlegen. Es war Krankheik, es
mußtc Krankhell sein — vielleichL ein Meber — und er legte seine Uhr vor
sich hin und versuchte den Puls zn zählcn. Kyrill war ungeübL und verstand
es nichk richkig, doch mußte er merken, daß der Puls regelmäßig ging, eher
sogar cin wenig makker als gewöhnlich, so daß von Fieber keine Rede sein
konnLe. Dann besann er sich darauf, wie sinnlos es sei, einem Verfolger da-
vonzulaufen — ihn aufsuchen müsse er, um ihn zu erkennen, zu stellen und
anzugreifen. Er streckke rafch die Hand neben sich aus, fühlle aber nichts als
den Stoff der Sofalehne und hörke sich selbst über srinen Fehlgriff lachen —
im nächsten Llugenblick aber fiel ihm ein, daß er in diesem Zustand der 2lngsi
und der Verzweiflung gewiß nicht lachen könne und es müsse der Jlndere ge-
wesen sein, der seine grobe körperliche 2lrL des 2lngreifens verlache. Nüm
führte er cine Reihe von ExpcrimenLen aus — er ging durch alle Zimmer seiner
Wohnung und bclaufchke die Tritke des 2lnderen, er ftellke Fragen und machtc
die BeobachLung, daß auf die laill ausgesprochenen eine völlige Stille folgte,
daß aber die ftummen Fragen irgendwie beankworkeL wurden, doch vhne Laut
uud wie in einer fremdcn und heiligen Sprache, die nur geweihte Priester oder
vielleichk Bäume und Tiere verftehen könntcn. Zuwcilen sah er in der Kerzen-
flamme, auf dem Zifferblatk dcr Uhr und in den FalLen der Vorhänge die Um-
risse eines GesichLcs oder einer Gestall, nur waren sie ebenso bildlos, wie dic
AnLworken dcs Besuchers lautlos geblieben waren. 2lllmählich vermengte sich
alles, er sah einen wirren Reigen von Sinneseindrücken in Kreisen ziehen; da
tvaren Kerzen mit Heiligenfcheinen und fchwankendc Zypressen und aus wehen
den Wollen von Schleiern LauchLe der gelbe Körper der Zigeuncrin cmpor,
und eine ungeheure Uhr seHLe ein und erdröhnte gewaltig von vielen Liefen
gleichmäßig fallenden Schlägen.
2lls er crwachtc, knieLe die Zigeunerin vor ihm und ihre Besorgnis überftrömte
ihn mik einer Fluk von Fragen und Mahnungen. Es fchoß Kyrill durch den
Kopf, ob er nicht in diesem fchönen und fremdarkigen Gefchöpf die fchukdlose
Urheberin seiner Krankheit zu erblicken habe uud ein jäher Haß ftieg in ihm
und mußLe sich an Kyrill klammern um nichL zu fallen, ihm aber griff
eine körperlose Hand ins Haar und zog seinen Kopf langsam nnd siark
miL immer erneuLem zähem Druck von Saras Lippen zurück. Und späLer
wußLc Sara nichLs mehr als ein Versinken, ein Skürzen, dann ein jähes 2luf-
fchrecken, um gleich wieder zu sinken, zu stürzen und aufzufchrecken. So cmpfmrd
sie die Qual Kyrills nur undeuklich und enkfernL wie m einem Traum, und
während sich Kyrill vor dcm unsichLbaren Gegner immer wieder in den SLurm
der LeidenfchafL hineinreLLeLe, flogen die Sinne der Zigeunerin über grün-
goldne Wiesen hinweg, durch Blumcnwälder nnd zwifchen fallenden SLer-
nen hindurch. Dann legLe sich das Dunkel eines wunderbaren Schlafes um
Saras BewußLsein, und Kyrill löste sich aus ihren Ärmen miL dem nnbe-
stimmten EnLfchluß, seinem miLleidlosen Verfolger standzuhallen nnd den un-
glcichen Kampf durchzukämpfen. Er bramlle die Kerzen an und seHLe sich
auf das Sofa hinter dem Schreibtifch, um über die MiLLel des Llngriffs oder
wem'gstens der BerLeidigung nachzudenken. Eine leichLe ErfchütLerung zeigte
an, daß auch fchon der Besucher in der anderen Sofaecke neben ihm saß. Er
bezwang seinen Schauder und begann zu überlegen. Es war Krankheik, es
mußtc Krankhell sein — vielleichL ein Meber — und er legte seine Uhr vor
sich hin und versuchte den Puls zn zählcn. Kyrill war ungeübL und verstand
es nichk richkig, doch mußte er merken, daß der Puls regelmäßig ging, eher
sogar cin wenig makker als gewöhnlich, so daß von Fieber keine Rede sein
konnLe. Dann besann er sich darauf, wie sinnlos es sei, einem Verfolger da-
vonzulaufen — ihn aufsuchen müsse er, um ihn zu erkennen, zu stellen und
anzugreifen. Er streckke rafch die Hand neben sich aus, fühlle aber nichts als
den Stoff der Sofalehne und hörke sich selbst über srinen Fehlgriff lachen —
im nächsten Llugenblick aber fiel ihm ein, daß er in diesem Zustand der 2lngsi
und der Verzweiflung gewiß nicht lachen könne und es müsse der Jlndere ge-
wesen sein, der seine grobe körperliche 2lrL des 2lngreifens verlache. Nüm
führte er cine Reihe von ExpcrimenLen aus — er ging durch alle Zimmer seiner
Wohnung und bclaufchke die Tritke des 2lnderen, er ftellke Fragen und machtc
die BeobachLung, daß auf die laill ausgesprochenen eine völlige Stille folgte,
daß aber die ftummen Fragen irgendwie beankworkeL wurden, doch vhne Laut
uud wie in einer fremdcn und heiligen Sprache, die nur geweihte Priester oder
vielleichk Bäume und Tiere verftehen könntcn. Zuwcilen sah er in der Kerzen-
flamme, auf dem Zifferblatk dcr Uhr und in den FalLen der Vorhänge die Um-
risse eines GesichLcs oder einer Gestall, nur waren sie ebenso bildlos, wie dic
AnLworken dcs Besuchers lautlos geblieben waren. 2lllmählich vermengte sich
alles, er sah einen wirren Reigen von Sinneseindrücken in Kreisen ziehen; da
tvaren Kerzen mit Heiligenfcheinen und fchwankendc Zypressen und aus wehen
den Wollen von Schleiern LauchLe der gelbe Körper der Zigeuncrin cmpor,
und eine ungeheure Uhr seHLe ein und erdröhnte gewaltig von vielen Liefen
gleichmäßig fallenden Schlägen.
2lls er crwachtc, knieLe die Zigeunerin vor ihm und ihre Besorgnis überftrömte
ihn mik einer Fluk von Fragen und Mahnungen. Es fchoß Kyrill durch den
Kopf, ob er nicht in diesem fchönen und fremdarkigen Gefchöpf die fchukdlose
Urheberin seiner Krankheit zu erblicken habe uud ein jäher Haß ftieg in ihm