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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,2.1930

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Heft 12 (Septemberheft 1930)
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Umschau
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Zeitung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8888#0470

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kend, vermochte ihn nicht zu begreisen;
er erklärte: „Jch verstehe die ganze Sa-
che überhaupt nicht. Eö handelt slch nm
einen ganz harmlosen (!!) Film, einen Ton-
silm, der das nette (!), schöne (!) Heidel-
berger Milieu (!) einfangen (!) soll. Wir
wollen kcinen Kultursilm (!) über studen-
tische Gebräuche drehen. (Ein Spiel-
silm aus studentischem Milieu hat also
rnit den wirklichen studentischen Gebräu-
chen nichts zu schasfen. D. V.) Selbstver-
ständlich wird der Film trotz desStreikS der
Studenten gedreht. Als studentische Film-
kornparsen haben wir nun junge Kauf-
leute usw. (!!!) eingestellt..."

Es gibt eben eine Welt und eine Welt
des Films, die beide nichts miteinander zu
tun haben. Jn der letzteren treibt sich
aus Meeren, Bergen und Kursürstendäm-
men, angemessen kostürniert, der singende
Mann herum, der den Nichard Tau-
ber-Filmen ihren Namen gibt. Dieser
Mann legt unter anderen sangesreichen
Laufbahnen auch die vom Bauernbur-
schen zum Welttenor zurück. Bevor er
aber nach Amerika, dem „Lockenden Ziel",
abdampst, kehrt er im Luxusauto unter
Glockengeläute noch einmal ins Heimatdorf
zurück und ersährt, daß sein Mädchen, ihn
noch immer liebend,gcrade mit einom unge-
liebten anderen Hochzeit feiert. Da tut er
das einzige, was möglich ist, um zu einem
glänzenden Finale zu gelangen: er mischt
sich in den Kirchenchor, von dem seine
Laufbahn ihren Äusgang nahm, und singt
so laut und wunderbar, daß die schmerz-
zerrissene Braut am Altar aufblickt und
— glückselig lächelt. Wo in der Welt
gab es je cine solche Derschmelzung von
Verlogenheit, Rohheit und Rührseligkeit?
Nur in der Welt des Tonsilms.

Jm Unterschiede zu dem Skandal um
Tauber bemüht sich „Skandal um Eoa",
der erste HennyPorten-Tonsilm,
immerhin noch etwas im Zusammenhang
mit Leben und Menschen zu bleiben. Je-
doch vergebens. Ein ziemlich geschmack-
loses Theaterstück von Jlgenstein bildet
das Borbild. Man tilgte nun nicht nur
alle Derbheiten, sondern wie üblich auch
alle Entschiedenheit in Charakteristik und
Tendenz; so wurde das Thema, der
Kampf gegen falsche Moralbegrisse, sanst
und gemütvoll, die Verwicklung unnötig
und das Milieu unwahrscheinlich. An-
dererseits konnte sich der Regisseur von
der dialogischen Szenensolge der Bühne
nicht besreicn, was, je belangloser die
Handlung, dcsto ermüdender wirkt. Als
Ergebnis bleibt, daß Henny Porten auch
im Tonsilm allen gesallen wird, die sie
im stummen Filme liebten.

*

Jn solchen Zeitläusten verspürten Max
Hansen, Paul Morgan und Karl Jörgen
ein weitverbreitetes Bedürsnis, sich über
das Elend des Tonsilms mit Humor zu
erheben. Sie improvisierten einen Ton-
silm „D as Kabinett des Dr. La-
rifari", die Geschichte eines schwindel-
hasten Tonsilmunternehmens, in desscn
aus Kredit gegründeten Mauern alles
von Tauber bis Jannings nochmals ge-
dreht wird. Es ist schade, daß sie etwaö
allzusehr improvisierten. Auch der glück-
lichste Einsall, aus 2000 m Filmband
übertragen, will durch und durch gearbei-
tet sein. Oder wollten, konnten, durften
auch sie nur harmlos ein wenig mit den
äußeren Requisiten des Tonfilms spielen,
vorsichtig bedacht, nicht an die heiligsten
Belange der Produktion zu rühren?Fask
könnte man es bei so viel Witz und so
wenig Zielsicherheit glauben.

Wolsgang Petzet

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