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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,2.1930

DOI Heft:
Heft 12 (Septemberheft 1930)
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Brock, Erich: Parteien
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Heilbrunn, Ernst: Aldous Huxley: englische Nachkriegsliteratur, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8888#0412

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sätze, besonders nicht übersiarke Ansätze zu EnLwicklungen darauf hin unge-
buhrlich hemmen, ja verschüLLen: Verfassnngsreform brauchen wir. Es
gehL nichL, daß alle SLaakskunst zu jenem Spiele wird, wo durch SchüLLeln
eines Kästchens unker Glas aus zerstrcuLen Gliedern eine Figur zusammenge-
stellL werden soll. Es gehL nichk, daß die ParLeien jede FniLiaLi've, jede Jdee
durch die Rechenmafchine ihrer Addikionen und SubstrakLionen von Jnkeressen
und InteressenLenhaufen hindurchkreiben. Es muß mik Gewalk Spielraum ge-
fchaffen werden, wo das Volk Männer (LüchLige, gewissenhafte Männer, wie
sie noch aufzukreiben sein werden) hinstellk, denen es sagk: jetzk denkL nach und
handelk, wir lassen euch Raum und Zeit bis zu vernünftiger Auswirkung und
nehmen die Voraussetzungen auf uns; stellk ein Ganzes hin, enkwickelk es nach
Bedingung und Wirkung und veranLworkek dann das GeLane, wenn wir
wiederkommen! Bis dahin GoLL befohlen, wir gehen an unsere Arbeik.

Und dies wären die Führer. Die Werkzeuge aber, die Beamken, sie müssen
aufs strengste, aufs reinlichste und peinlichste außerhalb aller Politik, alles
ParLeiwesens, aller ParLeilichkeiL bleiben: im rein SkaaLlichen. Es müßke
drakonifch bestrafk werden, wenn dies durchbrochen wird. Und da wir keine
gemeinsame, alles zusammenreißende und formende WelLanfchauung haben,
so bliebe nichks als für diese die alke, wenn auch noch so negakive Formel in
KrafL zu setzen: Lu deine Pflicht und biene bem Skaake; im übrigen stehe dir
alles frei, was dem nichk widersprichk; wir wollen nichks davon wissen. Das
allerdings ist sicher: enkweder es gelingen diese beiden Dinge: zu ermöglichen,
daß polikifche Leiker auf weike SichL und nach Sachlichkeik veranLwortlich
handeln, und daß eine BeamLenfchafL aufs skrupulöseste jensei'Ls von ParLei-
und InLeressenwirLfchafL mik InkegriLäL verwalkek — oder aber kein Auf-
stieg ist mehr möglich.

Inzwifchen Lröste eines: nichk jedes Bolk wäre auch nur so weik durch diese
zwölf Iahre durchgekommen, wie wir es sind. Und alles wird von selbst
leichker, sachlicher, geeinker, LheoreLifch fast Hoffnungsloses wird sich von selber
der Lösung nähern, wenn einmal wieder eine einigermaßen uormale Reichlich-
keiL zur Berfügung sein wird, wenn wir wenigstens wieder Herren des eigenen
Bodens, des eigenen ArbeiLserLrages, des eigenen Willens und des eigenen
Schicksals sind, wie die andern Völker auch. Aber dazu wird uns desto fchnel-
ler helfen, wenn wir die Dinge unverzagk anpacken, wie sie heuke eben si'ud.

Llldous Huxley

Englische Nachkeiegsliteeakur. III.

Von Ernst Heilbrunn

l^-r ist kein DichLer, dieser vergleichsweise noch junge, unenglifch dunkle
^-^Menfch miL dem fchweren, zugleich gesammelken, fchon umwölkten Blick
hinker umrandeker Brille. Bei Beginn des großen WelLbebens zählke er
gerade zwanzig Iahre: dies enkfcheidungsvolle Alker, wohl die Gipfellage
jugendlicher EmpfänglichkeiL, einer solch enkfcheidungs- und verhängnisvollcn
Skunde gegenübergestellk, kann man seinem Werk wohl ablesen. Ohne
seelifchen Bruch Lrug er diese außerordenkliche Erfahrung nichk heim. Es gehörk
kein großes Vermögen dazu,zu sagen: er ist ein InLellektueller, der Begnadung

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