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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,2.1930

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Heft 7 (Aprilheft 1930)
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Gedichte
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Der Begleiter. Erzählung
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https://doi.org/10.11588/diglit.8888#0028

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Nein, nein, nein,

Nt e l l s s a:

Periander!

Per > ander: O >ch seh's, mit Augen faß eS,

Mit allen Sinnen — o — geh denn allein!

<Er wendcr >7ct, ab und gehr rasch in das ^nnere der Burg.)

Ende deS ersten Aktes.

Dcr Beglciter
Erzählung

I^ls der Rittmeister Kyrill zum erstenmal drc Itähe seines rätselhaften Be-
suchers fühlte, wareu die äußeren Umstände solcher 2lrt, daß man eher alles
andere hätte erwarten können, als den Eintritt eines so fremdartigen und so heftig
eingreifenden Schicksals. Eine auch nur annähcrnd befricdigende Aufklärung
hat die Angelegeuheit niemals gefunden, die Prüfung der hinterlassenen Payiere
des Rittmcisters Lrug eher noch zur Verdunkelung des Geheimnisses bei, anch
sorgte das Regiment im cigenen Jnteresse und aus Rücksicht auf die Angehöri-
gen des Verftorbeneu dafür, daß so wenig wie möglich bestimmke Nuchricht
über dieseu Fall in die Üstcntlichkeik dringe — und so blcibt der Erzählung nichks
andcres übrig, als in einfacher Wiedergabe dre einzelnen Taksachen uebeneinan-
der zn stellen und alle Rätsel und Fragen, die sich dem Betrachter aufdrängen
möchten, selbft ohne den Dersuch einer Deukung in ihrem notwendigen Dunkel
zu lassen. Bei dem völligen Mangel an allen vcrnunfkgemäß greifbaren Au-
haltspuukten bleibk es zudem bis zum äußersten ungewiß, ob eine Aufhel-
lung des Falles von der eincn oder der anderen Seite her jemals uoch erfol-
gen könntc.

Der Rittmeister befmid sich auf llrlaub iu der Hauptstadt. Nach ciner an-
strengenden Eiseubahnfahrt war er am Morgcn in St. Petersburg angc-
laugk, hattc in seiner Wohnung ein Bad genommen, die Meldung bei der
Kommandantur erlcdigt, eine langc Rcihe von Besuchen gemacht, auch bei
eiucm früheren Kommandeur scines Regimentes in großer Gesellfchaft zu
Mittag gespeist, war darauf in ein Sommertheater gefahren, und gegcn Mit-
ternacht saß cr mit einigen Bekannteu in eincm jener Sonderzimmer, die uüt
Logen in Verbindung steheu, von deneu mis dic Vorgänge auf der Bühne und
im großen Speisesaal verfolgt werdcn können. Dic heftige Steigerung, die der
lebendige Bekricb der großeu Stadt im Gegcnsah zur gewohntcn Stille der
Garnisou auch dieses Mal in ihm wachgerufen hatte, war noch iu voller Kraft
wirksam und licß keine Abspannung in ihm aufkomnien; sie zog im Gegenteil
beständig neue Nahrung ans der aufreizendeu Musik, aus dem Anblick der
Menfchen, der fchöncn Toilcttcn und Hüte, des Silbers und Kristalls auf
dcn Tifchen und den gelben, leise gehenden Zigeuncriimeu iu ihreu uüchtern
fchwarzen Kleidern, die zu dcr Hclle und Buntheik um sie her einen fast be-
unruhigend eindrucksvolleu GegensaH bildcten. Kyrill, die 2lrme auf die Brü-
stung gestüht, ließ die 2lugen nüt einer ihn selbst befremdenden Spannung
zwifchen Bühne und Saal hin- und wiedergehcn, und mehrfach überkam ihn
die Empfindmig, als löste sich seiue Logc von der Wand und ginge wie ein
Kahn über das bmite Menfchengetriebe hinweg, so daß er zugleich an einen
fchnellen Galopprikk über das untcr ihm nach rückivärks hiufchießcnde Feld

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