DOI Heft:
Heft 12 (Septemberheft 1930)
DOI Artikel:Brock, Erich: Parteien
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.8888#0405
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ParLeren
Don Errch Brock
I.
er Sinnspruch des Mini'sters Diekrich, das deuksche Volk müsse jehk
r^/zeigen, ob es noch ein Skaaksvolk sei', oder nur noch ein Inkeressenkenhau-
fen, schlug einen Augenblick in die Gewissen. Llber schon ist wieder alles beim
alken. Es gibk Unenkwegke genug, die nichk an eine Krisis der herrschenden
und der opposikionellen Parkeiideale glauben, sondern einfach jeweils der
Gegenseike alle Schuld geben. 2lber der Schaden liegk nichk an der llnzu-
länglichkeik dieser oder jener polikischen Idee, sondern daran, daß sie alle
parkeimäßig geworden sind.
Zwar gibk es keine einzige Parkei, welche nichk das Ganze allein im 2luge
zn haben bekeuerke, müsse dieses Ganze auch erst durch bestimmke 2lusschei-
dungsvorgänge hergestellk werden. 2lber erwiesen hak es noch keine. Erst
dann könnke einer Parkei zugebilligk werden, sie strebe ehrlich über das
Parkeiunwesen hinaus zum Ganzen, wenn sie, zur Machk gekommen, nichk
unmiktelbar die Skellenbeuke in BesiH nähme, sondern die nunmehr in ihrer
Gewalk besinblichen Beamken nur nach sachlicher Eignung bekrachkeke. 2lllein
das würde schon die 2lnerkennung von ekwas Objekkivem, Einigendem und
leHLlich Enkscheidendem, von einem reinen unparkeimäßigen Sachverhalk be-
deuken. Ein solcher aber darf nichk sein. Es darf nichk daran gerükkelk wer-
den, daß die Parkei für sich allein die absoluke Wahrheik besi'Hk und zu
deren Berwirklichung irgend ekwas über sich hinaus m'chk bedarf.
Einerseiks beruhk das auf der noch beharrenden ideellen Grundlage unseres
Parkeiwesens. Iedoch wenn auch zum Begriff der Idee eine gewisse Äus-
schließlichkeik gehörk, so wird sie doch sinnlos ohne die fruchtbar-dialekkische
Spannung zu ihrem Gegenkeil. Und das Wissen darum darf ihr nie ganz
verschwinden. Doppelk beim Skaake ist es geradezu einfach im Bewußt-
sein zu vereinigen, daß zu seinem Gedeihen die richkige Spannung zwischen
Beharrung und Forkschrikk gehörk und daß daraus sich über alle Gegen-
sätze hinweg ein sestes Gemeinschafksbewußksein erbauen kann. Heuke aber
herrschk ein so blinder Absolutismus der Parkeüdeen, daß zugemuket wird
zu glauben, nach 2lusrokkung aller 2lnhänger der gegnerischen Idee bräche
von selbst das goldene Zeikalker, der vollkommene Endzustand an. Bei
solchem Glauben dars es nakürlich kein Gemeinsames geben, das jenseiks
der Parkeigrenzen oder sie quer durchschneidend in sich verharrke, sei es in-
halklicher IdeenbesiH oder menschliche Haltung von Ehrlichkeit und Gut-
willigkeik. Weikgehend bestehk die Parkei darin und lebk davon, daß die
andere Seike anders denkk und sie selbst daher immer ekwas zu verneinen,
Scptemberheft igzo (XXXXIII. 12) Z45
ParLeren
Don Errch Brock
I.
er Sinnspruch des Mini'sters Diekrich, das deuksche Volk müsse jehk
r^/zeigen, ob es noch ein Skaaksvolk sei', oder nur noch ein Inkeressenkenhau-
fen, schlug einen Augenblick in die Gewissen. Llber schon ist wieder alles beim
alken. Es gibk Unenkwegke genug, die nichk an eine Krisis der herrschenden
und der opposikionellen Parkeiideale glauben, sondern einfach jeweils der
Gegenseike alle Schuld geben. 2lber der Schaden liegk nichk an der llnzu-
länglichkeik dieser oder jener polikischen Idee, sondern daran, daß sie alle
parkeimäßig geworden sind.
Zwar gibk es keine einzige Parkei, welche nichk das Ganze allein im 2luge
zn haben bekeuerke, müsse dieses Ganze auch erst durch bestimmke 2lusschei-
dungsvorgänge hergestellk werden. 2lber erwiesen hak es noch keine. Erst
dann könnke einer Parkei zugebilligk werden, sie strebe ehrlich über das
Parkeiunwesen hinaus zum Ganzen, wenn sie, zur Machk gekommen, nichk
unmiktelbar die Skellenbeuke in BesiH nähme, sondern die nunmehr in ihrer
Gewalk besinblichen Beamken nur nach sachlicher Eignung bekrachkeke. 2lllein
das würde schon die 2lnerkennung von ekwas Objekkivem, Einigendem und
leHLlich Enkscheidendem, von einem reinen unparkeimäßigen Sachverhalk be-
deuken. Ein solcher aber darf nichk sein. Es darf nichk daran gerükkelk wer-
den, daß die Parkei für sich allein die absoluke Wahrheik besi'Hk und zu
deren Berwirklichung irgend ekwas über sich hinaus m'chk bedarf.
Einerseiks beruhk das auf der noch beharrenden ideellen Grundlage unseres
Parkeiwesens. Iedoch wenn auch zum Begriff der Idee eine gewisse Äus-
schließlichkeik gehörk, so wird sie doch sinnlos ohne die fruchtbar-dialekkische
Spannung zu ihrem Gegenkeil. Und das Wissen darum darf ihr nie ganz
verschwinden. Doppelk beim Skaake ist es geradezu einfach im Bewußt-
sein zu vereinigen, daß zu seinem Gedeihen die richkige Spannung zwischen
Beharrung und Forkschrikk gehörk und daß daraus sich über alle Gegen-
sätze hinweg ein sestes Gemeinschafksbewußksein erbauen kann. Heuke aber
herrschk ein so blinder Absolutismus der Parkeüdeen, daß zugemuket wird
zu glauben, nach 2lusrokkung aller 2lnhänger der gegnerischen Idee bräche
von selbst das goldene Zeikalker, der vollkommene Endzustand an. Bei
solchem Glauben dars es nakürlich kein Gemeinsames geben, das jenseiks
der Parkeigrenzen oder sie quer durchschneidend in sich verharrke, sei es in-
halklicher IdeenbesiH oder menschliche Haltung von Ehrlichkeit und Gut-
willigkeik. Weikgehend bestehk die Parkei darin und lebk davon, daß die
andere Seike anders denkk und sie selbst daher immer ekwas zu verneinen,
Scptemberheft igzo (XXXXIII. 12) Z45