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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,2.1930

DOI Heft:
Heft 12 (Septemberheft 1930)
DOI Artikel:
Heilbrunn, Ernst: Aldous Huxley: englische Nachkriegsliteratur, [3]
DOI Artikel:
Huxley, Aldous: Grüne Tunnel
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https://doi.org/10.11588/diglit.8888#0418

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Diese rasfimerLe, von ArListik nichL freie Technik des „pluralisiischen Romans"
zeigt ihr inLimstes GesichL in den ParLien, in denen der Romancier Philipp
Quarles über sich selbst reflekLierL und uns seine Gedankengänge über Roman-
Lechnik vorlegk. Spiegelte sich zuvor ein Ding im anderen und suchLe ihm
ein absonderliches GesichL zu geben, so bespiegelL sich hier die Sache selbst,
indem Lmarles die künstlerischen Prinzipien seines Nomans auseinanderlegL,
die nakürlich die Prinzipien des Nomans „KontrapunkL des Lebens" selbst sind.
Was vorhin außen war, ist jehk innen. Dieser reflektive Geist mußke bis zum
Ursinn der Neflexion selbst, hier also bis zur Bespiegelung des Nomans im
Roman vordringen. Wir kennen diese Technik aus den „Falschmünzern"
AndreGides. Ja,Hurley will uns glauben machen, daß er eigenklich keinen Gruud
siehk, warum er sie nichk in eine höhere PoLenz kreiben, die Bespiegelung bis
ins Unendliche forksetzen solle. So schlägt er uns durch das Medium Philipp
Quarles' vor: „Warum bei einem Schriftsteller in einem Roman die
Grenze ziehen? Warum nichk einen zweiken in dem seinen? Und einen driLLen
im Roman des zweiken? Und so fork in iuiinituin wie jene Ankündigungen
von Quaker-Oats, auf denen ein Ouaker eine Schachtel OaLs hälk, auf der
ein Bild eines anderen Ouakers ist, der wieder eine Schachkel Oaks hälk, auf
der usw. ufw.". Durch welch groteskes Bild der Vorschlag a6 adsuräum
geführk wird. — Diese reflektiven Parkien gebcn eine diskreL-überschaLLete Gc-
legenheik, der eigenen Borstellung von seinem Noman Ausdruck zu geben —
was nakürlich nur ihr miLLelbarer Sinn ist. So lesen wir: „Der große
Fehler des Jdeenromans ist, daß er eine gekünstelte Sache ist. NoLwendiger-
weise; denn Leuke, die sauber formulierke Gedankengänge herunkerrasseln
können, sind nichL ganz wirklich; sie sind ein wenig ungeheuerlich, und mik
Ilngeheuern zusannnen zu leben, wird auf die Dauer rechk ermüdend." Dann:
„Die GeschichLe... müßke handfest und Lief sein, während Lch weik bin, wcik
und flüssig." ZuleHL gestehk er sich ein wenig resignierk: „Seine Bücher
wären viel besser, wenn er ihnen erlaubke, langweiliger zu sein." Seine No-
vellenbände .Pittlo Noxicau" und „'Lcvo or tlrreo Oraces" z. B. sind
in der TaL „langweiliger" und darum besser. Eine äußerst energische, scharfe
Linienführung, die MaupassanLs und Tschechows nichk unwürdig ist, erfrischk
uns hier und zeigk, indem sie eine Fabel und nichks als eine Fabel auf dem
kürzesten Wege ans Ende bringk, einen bedeutenden Nbvellisten.

Grüne Tunnel

Bon Aldous Huxley

llbertragcn von Herbcrth E- Herlitschka

^^n den ikalienischen GärLen des iz. JahrhunderLs..." Mr. BuzzacokL
„^,)brach ab, um sich zum zweikenmal von dem RisoLLo zu nehmcn. „Ein
ausgezeichneker RisoLLo", bemerkte er. „Nur wer in Mailand geboren ist,
kann Lhn richkig zubereiten, so sagk man."

„Ja, so sagk man", wiederholte Mr. Topes mi'L seiner kraurigen, gleichsam
um Enkschuldigung biLLenden Skimme und nahm sich ebenfalls davon.

„Zch, sür meine Person", sagke Mrs. Topes mik EnLschiedenheiL, „sinde die
ganze ikalienische Küche gräßlich. Ich verkrage das viele Hl nicht — noch dazu

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