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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,2.1930

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Heft 8 (Maiheft 1930)
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Lesskow, Nikolai: Der ungetaufte Pope, [1]: eine unwahrscheinliche Begebenheit
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Hammelsbeck, Oskar: Die Familie, und was das heutige Leben von ihr fordert
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https://doi.org/10.11588/diglit.8888#0133

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aus; und die anderen folgten seinem iLeispiel. llnd Kerassenko, nachdcm cin
jedcr ihm weik ausholend einen Sküber verseHk, war im Verlaus einer Mi-
nuke grausam verprügelk und mitleidlos an der Schwelle seiner verzauberken
Hükke seinem Schicksal überlasscn, wo irgcndein arglistiger Dämon ihn auf
seinem ehclichen Lager so eifrig verkrak. Er versuchte schon nichk mehr seinen
Kummer zu erleichkern, saß jedoch im Schnee und weinke bikkerlich, wie solches
einem Kosaken wohl gar nichk geziemke, und glaubke immer die Küsse seiner
Kerassiwna zu hören. Glücklicherweise aber haben alle menschlichen Qualcn
ein Ende — auch diese Folter Kerassenkos —, er schlies ein und sah im Traum,
daß scine Frau ihn am Kragen nahm und aus das wohlbekannke warme Betk
hinüberkrug, und als er auswachke, crblickke er sich in der Tak aus seinem Bekke,
in seiner Hükke, und vor ihm am Ofen wirkschaskeke seine stakkliche Kerassiwna,
welche Klöße mik Käse zubereikeke. Kurz, alles war in Ordnung, als wäre über-
haupk nichks Außergewöhnliches geschehen: weder vom Ferkel, noch auch vom
Kobold war überhaupk die Rede. Kerassenko aber, obwohl er sehr davon zu
sprechen wünschke, wußke nichk, wie das anzufangen.

Der Kosak ließ ganz einfach alles guk sein und lebke seikdem nn'L seiner Keras-
siwna in Fricden und Einkrachk, indem er ihr Naum und Freiheik ließ, die
sie auch nach bestem Wissen zu nutzen verstand. Sie krieb Handel, und fuhr
umher, wohin sie wollke, und ihr häusliches Glück wurde darnm nicht geringer,
vielmehr wuchsen der Wohlstand und die Ersahrenheik. Dafür war aber die
Kerassiwna in der ösfenklichen Mcinung ruinierk: alle wußkcn, daß sie eine
Hexe war. Die schlaue Kosakin stn'kk dies m'emals ab, da es ihr eine Art
Übergewichk verlieh: man sürchkeke und seierke sie, holte ihren Nat ein, brachke
ihr ein Schock Eier, oder sonst cinen im Haushalk nützlichen Gegenstand.

<Schluß folgt)

Die Familie, und was das heukige Leben von ihr sorderk*

Von Oskar Hammelsbeck

? s ber die Familie zu sprechen, birgk eine doppelke Gcfahr. Die eine droht dcm
^^Sprechenden von daher, daß jeder, der ihn hörk, sein eigenes besonderes
Erlebnis von Familie hak, — und dicses Erlebnis weichk ab von einer so all-
gemeinen Zusammenfassung, nm die es sich hier nur handeln kann. Die
andere Gefahr kommk von den Belastungen her, die das Thema Fann'lie
schon hak, weil es ja eines der Krisenprobleme ist, die heuke am meisten be-
redek und zcrredet werden. 2lns dcr einen Seike erklärk man unker dem Ein-
druck der grandiosen Versuche in S o w j e Lr u ß l a n d, die Familie sei als
Kulkurform erlcdigt und sinnlos geworden, auf der andercn erwachk dagegen
eine rührige christliche F a m i l i e n fü rs o rge, um die zukage liegen-
den Schäden zu slicken.

2lus beiden Gefahren möchke ich mich auf die einzige Rechkserkigung zurück-
ziehen, die mir eine Besprechung des Problems „Fann'lie" unker uns jnngen
Nkenschen zu habcn scheink. Sic ist einfach durch die Tatsache gegeben, daß
wir Iüngeren innerhalb unserer Lebenszeik in bezug auf die Familie an dcr
Skelle stehen, wo unser Zeikalter überhaupk steht, nämlich so: daß die Ge-

Nach cinem arbeitsgenieinschaftlichen Vortrag, gehalten bei einer Freizeik der Gutteinpler

in der Jugendherberge Tholey.
 
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