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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,2.1930

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Heft 7 (Aprilheft 1930)
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Heiseler, Henry von: Der Traum von Deutschland
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Gedichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.8888#0046

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anzuschauen. (Der Russe besiht sie auch, aber seine asteruitari ist inystisch,
während dic des Deutschen kosmisch ist.) Gegeu diese Formulierung dürste sich
ein Einwand kaum crhebcii lassen — außer dem einen Haupteinwand, der
überhaupt allen Formulicrungen gegenüber gültig isi, allen Einschränkungen
des Lebens, allen Versuchen, Uneudliches in Endliches einzuspannen. Wer
und was isr denn deutsch? der Dcutscheste der Deutschen, Heinrich von Kleist,
ist zum Tei! slawischer Herkunft, wic die Etymologie des Familiennamens be-
weist, und wer brächte es sertig, Fouque, Chamisso und Fontane als Nücht-
Deutsche zu betrachten? (Aus „Marginalien")

Gcdichte

Von Alexander P u s ch k i n
/D^jefährtin der verschollnen Wnnderzeit,
yO^Mir zugesellt in klbermut und Klagcn
Fch sah di'ch in des FrühjahrS Lustbarkci't,

Beim Spie! und in der ersten Träume Tagen!

Jch harrte deiiu Du tratest aus dem Gran
Und setztest dich in abcndli'cher Stille
Zu mir im Flausch als sröhlich alte Frau
Mit lustigcr Klapper und dcr großen Brille.

Die Wicge schaukelnd, hast du mir dabei
Oas junge Ohr mit Melodie befangen
Und ließest in der Windel die Schalmci,

Daran du selbst dcn Zaubcriounsch gehangen!

Die Kindheit Ivie ein leichter Traum cntschwand,

Oen frohen Füngling liebtest du zu grüßen
Und oon den hohen Musen ihm bekannt
Warst du allein — du kamst auf leisen Füßen.

Doch war eS noch dein Schmuck und Ivar's dein Bild?

Wie hast du rasch, ivic sreundlich dich verändert!

Welch Lächeln hat die Lippen dir umrändert!

Welch helleö Licht hat deinen Blick ersüllt!

Der Flor, geivölkt in ungezähmter Wclle,

Bedeckte kaum der Glieder lustige Hclle;

Es trug das schöne Haupt dcr Lockcn Druck,

Darin ein Kran; geivundcn lag im Kreise,

Der iveiße Busen unterm gelben Schmuck
Erglühte rosenrot imd bebtc leise! . . . .

*

Gott, halt vor mir dcn Wahnsinn ab,

Min, lieber Ranzen mir und Stab
Und Hunger, Müh und Pein.

Nicht dieses ist's, was Furcht mir schassl,

Noch daß mir des Verstandcs Krast
Derloren sollte sein!

Laßt nur hinauS zum Kerker mich,

Wie gern und sreudig liefe ich
Zum Walde rasch und frei!

Jm Rausch vvn Feuer säng ich dann
Und ich vergäße mich im Bann
Wild-schöner Träumerei.


 
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