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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,2.1930

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Heft 7 (Aprilheft 1930)
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Unus, Walther: Die Lage der bildenden Kunst: Anmerkungen über unser Kunstausstellungswesen
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Zu unseren Bildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.8888#0079

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Charakter eines ungeheuren Alpdrucks, deu die Produkkiou dieser Fahrzehnte
hatte, beweisi silh dadurch, daß keines dieser zahllosen Kunstwerke in atem-
barer Lufk zu stehen slheint, was doih gemeinsames Gut aller noch so slächig
gedachten Ornamentschöpfungen der Vergangenheit war. Der Druck dieser
Atemnot muß erst wieder von uns weichen. Dann wird wohl auch jene innere
sichere Lcichtigkcit wieder erscheiuen, die unter dem Formenzwang der heukigen
Programme in Pedankerie enkarken muß, welche gerade in der deukschen Kunst
schon ofk genug satal genug gewirkt hat. Fetzk gilt es, Heerschau zu halten.
2lus allen großen Ausstellungen der letzken Jahre waren Arbeiken gcnug
vorhanden, hie und da zerstreut, von jungen und alten, unbekannten, neu auf-
Lauchenden und längst anerkannten Malern. Die gilk es zu sammeln und in
in einer nicht allzu großen, aber streng und wirklich parkeilos jurierten Aus-
stellung zu zeigcn. Das kanu dann eine Basis werdcn, auf der sich neues
Leben sichtbar enkfaltek und den Anschluß an das Volk aufs ncue findek.

Zu unseren Bildern

O^er Wandel der Lebensführung nnd künstlerischen Gesinnung wie die Einwir-
'^^kung des Zweckgedankens beeinflussen den Hausbau in wachsendem Maße.
Andererseits haben gerade hier die Gegebenheiten der Gewöhnung, der Tradition, des
Landschaftlichen und Naturbedingken überhaupt ihr weitgehendes Recht gegenüber allen
Neuerunqen. So werden si'ch i'rn Familienhaus noch lange ältere Typen erhalten und
befruchtend wi'rken. Unsere Bilder, die zum Teil aus dem „Baumeister" und aus
„Kempf, Das Einfamilienhaus des Mittelstandes" (beide Verlag Georg D. W. Eall-
wey) stammen, wollen in solchem Sinne eine Art internationaler Uberschau bieten.
Haus und Hof sind einc uralte Einheit, die sich auch sprachlich ausgeprägt hat. Die
mannigfachsten Verbindungen sind innerhalb dieser Zusammengehörigkeit möglich
und im Laufe der Fahrhunderte verwirklicht worden; denken wir nur flüchtig an die
Unterschiedlichkeiten im Bauern- und Stadkhaus, und hier wiederum im Hand-
werker- und Kaufhaus, im reinen Wohnhaus und seiner gesteigerten Form, im
Palast oder Patrizierheim. Wie sehr wir im ig. Fahrhundert auch hierin vom
guten Bauen abgekommcn, zeigt die Verkümmcrung des städtifchen Wohnhofes und
das grauenhafte Gebilde des „HinterhauseS".

Haus und Hof in Spetsa, einem Ort der Jonischen Jnseln. Das einfache
Haus läßt in den wohlverteilten Fenstern die innere Geräumigkeit erkennen und
schließt sich in seinem niedrig gehaltenen Dach wie mit einer Kappe knapp ab. Der
alljährlich zweimal erneuerte Kalkwasseranstrich gibt fchmucke Sauberkeit, farbigeBe-
handlung von Tür oder Pfosten spendet ein paar belebende Akzente. Niedrige
Mauern genügen zur Abgrenzung nach außen wie zur Raumschaffung nach innen.
Hier ist cs ein Garten mit plätscherndem Brunnen, der Heimlichkeit und Traulichkeit
mit Nutzbarkeit verbindet. Leichtes Balkenwerk ermöglicht rankenden Pflanzen, ein
loseü Dach zu schaffen und einen geschützten Aufenthalt im Freien.

Wie einfachste Typen weitergebildet werden können, erweist ein altspanisches
Bauernhaus und seine Abwandlung in einer kalifornischen Villa. Das
steilere Bauernhaus hat unten Stallung, Wagcnräume und Werkstätte, oben die
Wohnung. Hieraus ergibt sich die Verschiedenheit der Türen und Fenster wie der
Stockwerkhöhen. Gegen Wind, Regen und Sonnc schützen das vorgezogene Dach
und die seitlichen Wände; ein Balkon vermittelt die Verbindung mit dem Freien.
Jn Amerika, das trotz aller Modernität stark traditionelle Bindnngen liebt, wird
von Kalifornien gern Spam'sches übernommen; die klimatischen Verhältnisse sind
 
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