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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,2.1930

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Heft 11 (Augustheft 1930)
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Rintelen, Friedrich: Goethes Italienische Reise: ein fragmentarisch aus dem Nachlass herausgegebener Vortrag
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Duun, Olav: Die Weißhaarige
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https://doi.org/10.11588/diglit.8888#0352

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könnte, der Dichker gäbe uns etwas aus der eigenen Phankasie, wie AlbrechL
Dürer im Triumphzug und der Ehrenpforke des Kaisers Maximilian, wäre
nichk der römische LokalLon miL unüberLresflicher WahrheiL feslgehalLen.
So isi der Eindruck der von einem wahrhafL vor unsern Augen sich häufen-
den ReichLum an KlarheiL über das Außen und BewußLsein des Innen. Das
Ganze des zweiLen AufenLhalLes isi ein schönes Denkmal künsllerischer Täkig-
keiL. Er haL miL ein paar BekannLen: dem SüddeuLschen HirL und dem
Züricher Meyer, lehrreiche Beziehung, aber obschon er sich noch miL dem
Zeichnen bis zum endlichen VerzichL abgibL, so isi doch nichLs von dem auf-
dringlich LehrhafLen zu spürcn, das sich damals miL der Kunst so leichL ver-
band. GoeLhe haL erkannL, daß alle dicse Tischbein und Genossen eines großen
SchriLts nichL fähig seien. Dagegen vertriLL Angelika Kaufmann ihm die
Kunst lebendig. Auch ihre Grenze erkennL er; aber er ist gern miL ihr zu-
sammen: SonnLags speist er bei ihr, und manche KunststäLLe besuchL er miL
ihr gemeinsam. Gar nichts von dem Süßlichen, das man etwa in ihren
Bildern Lriffk, ist zu verspürcn. Sie hat eine ruhige, sanfte, verständige ArL
und gehL miL solcher ZarLheiL auf seine künstlerischen Jdeen ein, daß sie recht
eigenklich ihm zur Beglückung da ist. Das ist ein mildes Glück; und von
milder SchwermuL ist auch die Beziehung zu der schönen Mailänderin, die
uns an einigen Hauptstellen begegnet, und die schließlich die LeHke ist, von der
GoeLhe in Rom Abschied nimmL. Eine BcgebenheiL, über der die Resignation
stehL. Wer miL einigem AnLeil liest, findet aber die Resignation über allcm,
was Goethe hier erzählt, er, der im Bewußtsein, ins Eril zu müssen, Nom
endlich verläßL.

Der letzte Gang ist schauerlich: Zm Mondschein zum Kolosseum, vor dessen
tiefen SchatLen er erbebt. So findet er das SchlußworL in den Tristien
des Ovid.

Wandelt oon jener Nacht mir das traurige Bild oor die Seele,

Welche die letzte für mich ward in der römischen Stadt,

Wiederhol ich die Nacht, wo des Tenren so viel mir zurückblieb,

Gleitet oom 2luge mir nvch jetzt eine Träne herab. . . .

Er selbst hat seine Abschiedsempfindung nicht in WorLe fassen können.

Der Weißhaarige

Von Olav Duun

AuS dem Nocwegischen übertcageu von 2- Sandmeicc und S. Angecmann

^T-S war spät am Abend, aber der cine nach dem anderen bat den Anders
^-^noch eine GeschichLe zu erzählen. Er saß lange da und anLwortete nichk,
und das war ihnen ja nichts UngewohnLes. Bald schütLelt er den Kopf. Bald
murmelt er etwas. — Nein, nicht diese, sagte er, die haL ein so böses Ende.
Diese auch nicht, nein; niemand wird sie heuLzukage verstehen. O nein, so
ist es wohl: sie wollen etwas anderes haben; da ist nichts zu'machen. Aber:
Wenn sie eine Geschichke mit einer Lehre haben wollen, dann sollen sie diese
haben — er richkete sich auf, schlug fich auf das Knie mnd räusperte sich zum
Sprechen.

Es wohnte ein Mann auf LauvseL in früheren Zeiten, der hieß Hans Zörnsa,
er haLLe cin Holzbein.

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