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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 43,2.1930

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Heft 8 (Maiheft 1930)
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https://doi.org/10.11588/diglit.8888#0166

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daher eincr nachrräglichen Unrarbeitung
unterzogen.

Ein Stein dcs Anstoßes sinö da natür-
üch vor allem die rnsslschen Filme. Der
Londoner Grasschastsrat hat die Aussüh-
rung von Pudowkins „Mutter" — eines
öer besten, wenn nicht des besten Films
überhanpt — verboten. Jn einem Jnter-
view erzählt Emil Jannings über die Aus-
nahme der russischcn Filme in Arne--
rika: „Die Amerikaner können die Russen-
Filme nicht ausstehen. Die Menschen, die
in ihnen austreten, sind ihnen viel zu dü-
ster, zu verpickelt (!), zu käsig. Die Aine-
rikaner wollen die Arinseligkeit des Tages
nicht auch noch im Filme sehen. Sie sind
ligpp)-, sie sind ein strahlenöes (!) Bolk,
unö wenn man cinen sragt, wie es ihm
ginge, dann gcht eS ihm immer und über-
all besinnungslos gut. Darum lassen sie
sich auch das lispp)' enel nicht rauben.
Der Begriff Kitsch eristiert sür sie nicht."
Ja, daS glauben wir JanningS aus eige-
ner Ersahrung.

*

Die Russen revanchieren sich sür diese An-
ripathie in ihrer Weise. Ein Moskauer
Abcndblatt sindet die Namen der großen
Moskauer Lichtspielhäuser „Empire",
„Eremitage" u. ä. unzeitgemäß unö be-
antragt ihre Abschaffung. — Warum
muß man immer von russischen Filmen
unö Beispielen russischer Gesinnung reden,
die uns als solche doch serne liegt? Wann
werden einmal in Deutschland „Marmoc-
häuser" unö „Kristallpaläste", wann wird
der allerneueste amerikanische Farben-Ton-
Raum-Riech-Kitsch als unzeitgemäß emp-
sunden werden? Wolsgang Petzet

I^otizen

cutsche Literatur, Scmnnlung
lirerarischer Kunst- und Kulturdenk-
mäler in Entwicklungsreihen" — heißt oer
Titcl öes Monumentalwerks, das von den
Professoren Brecht, Kralik und Kinder-
mann in Verbindung mit einer Reihe von
Fachleuten herauSgegeben wird. Eine
Sammlung deutschcn Schrifttums, wie
wir es nach Art und Ausmaß noch nicht
besitzen. Denn Kürschners etwa ver-
glcichbare „Nationalliteratur" ist großen-
reils vergriffen, vielsach veraltet und von
vornherein und sast ausschließlich auf d!e
Fachwissenschast zugeschnittcn. Das neue
Werk dient weder dieser allein, noch eineni
vagen „Kulturbedürsnis", sondern will die

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Ergebnisse der inzwischen reich entwickel-
ten Forschung sür die Allgemeinheit
fruchtbar machen. Dic Bändc sind ein-
sach, aber gut gcdruckt, im Preis er-
schwinglich; keine Überlastung mit wissen-
schastlichem Apparat, zuverlässige Text^
knappe wesentliche Einleitungen, das Un-
entbehrlichste an Wort unö Sacherklä-
rungen. Das Unternehmen verdient die
lebhastcste Förderung, öenn es verspricht,
ein nationales Studien- und Lesewerk zu
werden, das zur Bereicherung, Gesundung,
Stärkung unseres Volkes, zur Erhöhung
seines Selbstbewußtseins beitragen und
öem Phrasen-, Programm- nnd Parteiwe-
sen von heute entgegenwirken könnte.

Der Gesamtplan hat aus den ersten Blick
etwas Einschüchterndes. Jndes geben
öie vorliegenden Z Bände keincn Grund
zur Besürchtung, daß cr sich zu einem
akademischen Mammutunternehmen aus-
wächsen werde. Auch dürste der Naine
des Verlags Rcclam Gewähr dasür
bieken, daß dcr Rahmen nicht überschrit-
ten wird und die Bände regelmäßig er-
jcheinen. Wir möchten daher unsere Le-
ser, soweit sie über die Mittel verfügen,
aufgefordert haben, sich den Prospekt zur
Orientierung kommen zu lassen, nnd glau-
ben, keinen schlechten Nat zu geben, wenn
wir ihnen nahelegen, wenigstens auf die
cine odcr anderc Reihe zu subskribieren,
um die Lücken ihrcr Bibliothek auszu-
füllen.

Genüge sür heute diescr Hinweis, dem
bei nächster Gclegcnheit eine grünölicbe
Würdigung solgcn soll.

c^m Dezembcr 1928 ist Ferdinanö
^)G reg 0 ri unerwartct aus dem Le-
ben gerissen worden. Manche unserer
Leser werden sich seiner als eines der
ältesten und bcwährtesten Mitarbeiter
an unserer Zeitschrist entsinnen. Jhnen
vor allem, aber auch den jüngeren unter
unseren Freunden sci nahegelcgt, aus die
Auswahl von Vorträgen und Aufsätzen
aus dem letzten Jahrzehnt seines LebenS
zu subskribiercn, welche der Vcrlag H.
Hacsscl (Leipzig, Roßstr. ^z/7) herauS-
bringen will, wenn sich die genügende
Zahl Einzeichner sindet. Wir hoffen, daß
es gelingt und daß wir bald aussührlich
aus dcn Autor und das Buch cingehen
können, das seine ganze Dielseitigkeit als
Schauspieler, Regisseur nnd Sprecher,
Lehrcr und Erzieher, Theaterkenner nnö
Freund der Dichtung zcigen soll. R-
 
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