mit dem Leben zu hantieren. Clarissa Dalloway aber ist schon fünfzrg und
kann es Peker Walsh noch immer nichL verzeihen, daß er sein Taschenmesser
forkwährend auf und zu klappk, wenn er mik ihr in halber Seligkeik plau-
derk. Sie hak nichts als ihre „Gesellschafken", und ganz nnvorbereitek ist
mikken aus ihrem Fest der Tod selbst an ihr vorbeigeschrikken, wenn es auch,
bcdachke man es rechk, nur der Tod eines Fremden war. Man siehk: Über
Clarissa können wir an einem Tage ins reine kommen, während sür Orlan-
dos Geschichke in der Tak mehr Zeik nökig war, wenn es auch unbegreiflich
ist, welcher Glanz von Clarissa ausgehk, und wenn auch Peker Walsh, dieser
Nate des Ekongeistes, Liebhaber der Likerakur und Lebensflaneur, sich absoluk
nichk darüber klar werden kann, ob sie eine fade Nepräsenkakionsziege ist oder
eine zauberische Lebenskünstlerin.
Orlando, er, sie... es ist Zeik, den Leser anfzuklärcn: Orlando wnrde als
Mann geboren, doch nachdem er auskömmliche Zeik den Posten cincs Bok-
schafkers seincr großbritannischen Majestäk bekleidet und das Zeremoniell
zelebrierk hakke wie eine erakk gearbeikeke Gliederpuppe, aber auch mit der Dich-
tung, diesem zehrenden Gifk, dcm Schimpf eines so erlauchken Beamken einer
so erlauchken N^akion, immer umgänglicher geworden war, wachke er eines
Morgcns als Weib auf und schien keineswegs verblüstk und unvorbereikek,
schlang sich noch eine Reihe Perlen von schönskem Wasser um den Leib, steckke
eine Pistole in den Gürkel und verschwand zu den Zigeunern. — Diese phan-
Lastische, phankasmagorische Geschichke „Orlando" ist die einer romantischen
Befreiung, eine Überwindung des Romankismus, und auch der Berichk vom
Dasein Clarissa Dalloways erzählk zumiudest von einem je und je, aber be-
harrlich herabkropfendcn Zweifel an dem Werk der romankischen Umwölkung
der Dinge, von wiederkehrender Anfechkung und llnruhe. Ein vorzüglicher
Gradmesser nun romankischer Wesensark ist das Spannungsverhälknis zwi-
schen innerem Erleben und objekkivem Zeitablauf. Simmel — auch er hak
Leil an dem Geist der N!euromanLik — hak in einer weiksichkigen Bekrachtung
vom „Problem der hiskorischen Zeik" gehandelk. Derarkigc Gedankengänge
dürfken auch der heukigen Diskussion des Generakionsproblems nichk ganz
fremd sein. Mrginia Woolf hak die KontrapunkLik von äußerer und innerer
Zcik dichkerisch behandelk. Jn „Orlando" sagk sie selbsk: „Es läßk sich...
nichk leugnen, daß die erfolgreichsken Prakkiker der Lebenskunsk es vermögen,
die sechzig oder siebzig verschiedenen Zeikuhren, die in jedem menschlichen Or-
ganismus gleichzeikig gehen, in zeikliche Übereinstimmung zu bringen." Ihren
Helden, die dcr planen englischen mattor-ok-kaotuoss widerskreben, ist dies
nichk gegeben. Daher ist dic Zeikglocke, die mik dröhnendem Schlag die
Menschen aufschreckk wie eine gewalkige Weckeruhr, diese Mahnerin der Rca-
lität, z. B. der Big Ben Weskminskers, cin sprechendes Symbol für die
Gemüksark dieser Menschen. Sie isk zugleich das hiskorisch-synkakkische Prin-
zip, das dem ganzen Traum- und Schaugespinsk epischen Halk gibk. „Die
Skalluhr schlug vier: es klang wie Donner." „Der Schlag sauske durch sie
hin wie ein Mekeor, so heiß, daß keine Hand es halken kann." Isk diese
dauernde Reibung von außen und innen durchaus romankisch, so dürfen wir
doch keineswegs übersehen, daß die RomanLik bei Virginia Woolf gegenüber
der landläufigen romankischen Wesensark Englands sich stark vergeistigk und
ZIO
kann es Peker Walsh noch immer nichL verzeihen, daß er sein Taschenmesser
forkwährend auf und zu klappk, wenn er mik ihr in halber Seligkeik plau-
derk. Sie hak nichts als ihre „Gesellschafken", und ganz nnvorbereitek ist
mikken aus ihrem Fest der Tod selbst an ihr vorbeigeschrikken, wenn es auch,
bcdachke man es rechk, nur der Tod eines Fremden war. Man siehk: Über
Clarissa können wir an einem Tage ins reine kommen, während sür Orlan-
dos Geschichke in der Tak mehr Zeik nökig war, wenn es auch unbegreiflich
ist, welcher Glanz von Clarissa ausgehk, und wenn auch Peker Walsh, dieser
Nate des Ekongeistes, Liebhaber der Likerakur und Lebensflaneur, sich absoluk
nichk darüber klar werden kann, ob sie eine fade Nepräsenkakionsziege ist oder
eine zauberische Lebenskünstlerin.
Orlando, er, sie... es ist Zeik, den Leser anfzuklärcn: Orlando wnrde als
Mann geboren, doch nachdem er auskömmliche Zeik den Posten cincs Bok-
schafkers seincr großbritannischen Majestäk bekleidet und das Zeremoniell
zelebrierk hakke wie eine erakk gearbeikeke Gliederpuppe, aber auch mit der Dich-
tung, diesem zehrenden Gifk, dcm Schimpf eines so erlauchken Beamken einer
so erlauchken N^akion, immer umgänglicher geworden war, wachke er eines
Morgcns als Weib auf und schien keineswegs verblüstk und unvorbereikek,
schlang sich noch eine Reihe Perlen von schönskem Wasser um den Leib, steckke
eine Pistole in den Gürkel und verschwand zu den Zigeunern. — Diese phan-
Lastische, phankasmagorische Geschichke „Orlando" ist die einer romantischen
Befreiung, eine Überwindung des Romankismus, und auch der Berichk vom
Dasein Clarissa Dalloways erzählk zumiudest von einem je und je, aber be-
harrlich herabkropfendcn Zweifel an dem Werk der romankischen Umwölkung
der Dinge, von wiederkehrender Anfechkung und llnruhe. Ein vorzüglicher
Gradmesser nun romankischer Wesensark ist das Spannungsverhälknis zwi-
schen innerem Erleben und objekkivem Zeitablauf. Simmel — auch er hak
Leil an dem Geist der N!euromanLik — hak in einer weiksichkigen Bekrachtung
vom „Problem der hiskorischen Zeik" gehandelk. Derarkigc Gedankengänge
dürfken auch der heukigen Diskussion des Generakionsproblems nichk ganz
fremd sein. Mrginia Woolf hak die KontrapunkLik von äußerer und innerer
Zcik dichkerisch behandelk. Jn „Orlando" sagk sie selbsk: „Es läßk sich...
nichk leugnen, daß die erfolgreichsken Prakkiker der Lebenskunsk es vermögen,
die sechzig oder siebzig verschiedenen Zeikuhren, die in jedem menschlichen Or-
ganismus gleichzeikig gehen, in zeikliche Übereinstimmung zu bringen." Ihren
Helden, die dcr planen englischen mattor-ok-kaotuoss widerskreben, ist dies
nichk gegeben. Daher ist dic Zeikglocke, die mik dröhnendem Schlag die
Menschen aufschreckk wie eine gewalkige Weckeruhr, diese Mahnerin der Rca-
lität, z. B. der Big Ben Weskminskers, cin sprechendes Symbol für die
Gemüksark dieser Menschen. Sie isk zugleich das hiskorisch-synkakkische Prin-
zip, das dem ganzen Traum- und Schaugespinsk epischen Halk gibk. „Die
Skalluhr schlug vier: es klang wie Donner." „Der Schlag sauske durch sie
hin wie ein Mekeor, so heiß, daß keine Hand es halken kann." Isk diese
dauernde Reibung von außen und innen durchaus romankisch, so dürfen wir
doch keineswegs übersehen, daß die RomanLik bei Virginia Woolf gegenüber
der landläufigen romankischen Wesensark Englands sich stark vergeistigk und
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