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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 2 (2. Oktoberheft 1913)
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Avenarius, Ferdinand: Guten Waren den bestmöglichen Absatz!: Zur Gründung der Dürergenossenschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0138

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und Absichten darlegten, war schon viel weniger von Kampf oder Nicht-
kampf, als davon die Rede: wie man zum allgemeinen Vorteil eine ge-
meinsame Arbeit organisieren könne. Alle Beteiligten bemühten sich
nun darum, in dankenswerter, kluger und großzügiger Weise auch Ver-
treter der Händlerschaft. Auf einer großen Versammlung zu Lisenach,
im Iuni, wurde dann die Gründung der „Dürer-Genossenschaft" einstimmig
beschlossen. Ietzt ist sie eingetragen und durch Einzahlung der Beiträge
gesichert. Der Kartell-Vertrag zwischen der „Dürergenossenschaft", der
„Gemeinnützigen Vertriebstelle", dem „Dürerbunde" und dem „Deut-
schen Werkbunde^, zu welchen noch der „Münchner Bund" kommt,
ist gleichfalls bereits rechtsgültig abgeschlossen. Die gemeinsame Arbeit
hat begonnen.

Sie besteht in ihrem wichtigsten Teile zunächst darin, daß Prüfungs-
ausschüsse, die vom Dürerbunde, dem Werkbunde, dem Münchner
Bunde und der beteiligten Händlerschast gemeinsam ernannt werden, die
gesamte deutsche Produktion unsrer gewerblichen Gebiete auf die besten
Waren hin durchprüfen. In diesen Prüfungsausschüssen können in jedem
Fall nur Herren und Frauen mitstimmen, die geschäftlich nicht
interessiert sind. Die Stimmenmehrheit bei der Wahl in die Aus-
schüsse hat dabei die Händlerschaft unsern Bünden überlassen, um von
vornherein dem Verdachte zu begegnen, daß ihre geschäftlichen Interessen
bei der Prüfung vorwögen. Eine Iury aus allgemein anerkannten Sachver-
ständigen ganz Deutschlands prüft die Entscheidungen der Ausschüsse nach,
falls sie angefochten werden. Die so gewählten Waren sind durch alle
der Genossenschaft angegliederten Geschäfte zu beziehen, eine Auswahl
von ihnen wird von allen auf Lager gehalten und durch eine Marke kenntlich
gemacht. Durch einen illustrierten Katalog der Dürergenossenschaft, der
auch die Absatzstellen verzeichnet und von den Einzelgeschäften blattweise
bezogen werden kann, werden die erlesenen Waren allgemein propagiert.
Falls die Dürergenossenschaft als solche Erträge abwirft, die nicht zur
Sicherung und Erweiterung des Unternehmens selber gebraucht werden,
so werden aus ihnen unsre gemeinnützigen Arbeiten unterstützt.

Dasselbe, wovon der Vorstand des Börsenvereins dem Buchhandel
bei der bescheidenen „Mittelstelle" immer wieder vorreden läßt, es bedeute
„unerhörte Bevormundung", „schwere Schädigung ideeller und materieller
Interessen" usw., genau eben das wird hier, wo es sich um ebenso große
ideelle und unvergleichlich größere materielle Interessen handelt, als bei
den billigsten Volksschristen, aus vier großen Händlerverbänden heraus
nicht nur zugelassen, sondern mit eigenen Geldmitteln eingerichtet und
mit eigener Mitarbeit verbürgt. Ilnd das darf ich unsern Lesern sagen:
es war bei den führenden Männern aus unsern tzandelsverbänden wahr-
haftig nicht bloß das Handelsinteresse dabei. Die tzerren arbeiten mit
Ernst und Freude in voller Bewußtheit der großen Aufgabe mit den
Künstlern und uns zusammen.

Die weitere Entwicklung ist kaum zweifelhast. Die Zahl der uns an-
geschlossenen Spezialgeschäfte bedeutet eine solche wirtschaftliche Macht,
daß ihre Rückwirkung nicht nur auf den tzandel, sondern auch auf die
Produktion vollkommen sicher ist. Auch der uns nicht angeschlossene tzändler
wird bald danach streben müssen, ähnlich Gutes zu bieten. Der tüchtige
Fabrikant wird sroh sein, wenn er durch erhöhten Absatz des Besten in
den Stand gesetzt wird, auf das Hetzen nach Nouveautös, auf Ge-

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