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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1913)
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Zum Weihnachtsmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0533

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Zum Weihnachtsmarkt

Zehn Nezepte gegen Weih-
nachtsfieber

^en folgenden „Wunschzettel des
^DeutschenKäuferbundes" möchten
wir auch dieses Iahr verbreiten hel-
fen:

h Besinne dich srühzeitig auf deine
Weihnachtsgeschenke und ver-
schiebe deren Einkauf nicht bis
auf die letzten Wochen oder gar
die letzten Tage vor dem Fest.

2. Kaufe nie am Sonntag, auch nicht
vor Weihnachten, denn auch die
Kaufleute brauchen Ruhe und Er->
holung.

3. Sprich freundlich mit Verkäufer
und Verkäuferinnen, mißbrauche
nicht ihre Zeit und Geduld bei
Auswahl der Waren usw.

H. Kaufe nicht am späten Abend, du
machst am Tage bessere Einkäufe
und verkürzest nicht den Feier-
abend von Kaufleuten, Angestell-
ten, Boten.

5. Gekaufte Waren tausche selten um
und nie am Abend bei Geschästs-
andrang, sondern in den ruhigen
Morgenstunden.

6. Nimm kleine leichte Pakete aus
dem Laden selber mit,- mußt du
deine Waren ins Haus bringen
lassen, dann schreibe deineAdresse
genau auf und gedulde dich,
wenn abends gekaufte Waren erst
am andern Tage zu dir kommen.

7. Machst du Geschenke nach ans-
wärts, dann bringe sie zeitig vor
dem Fest zur Post und nicht anr
späten Abend.

8. Empfangene Ware bezahle wo-
möglich sofort.

9. Zahle angemessene Preise, damit
du durch die Sucht billig einzu-
kaufen nicht das Einkommen derer
schädigst, die von ihrer Hände Ar-
beit leben müssen, denn der Kauf-
mann und Fabrikant wird dir

nichts schenken, sondern wird an
den Löhnen seiner Arbeiter sparen
müssen.

10. Willst du dich vor dem Weih-
nachtsfieber der Hetzerei und des
schlechten Gewissens bewahren, so
befolge diese Natschläge und
gib sie weiter an andere.

Warenhaus und Einzel-
geschäst

ch glaube nicht, daß so viel Men-
schen, wie man gewöhnlich denkt,
sich über das Anvorteilhafte des Kau-
fens in Warenhäusern unklar sind,
wenn auch eine ganze Menge in dem
Glauben hingehen, ihre Verhältnisse
zwängen sie nun einmal, selbst min-
derwertige, wenn nur billige Sachen
zu kaufen. Eine viel größere Rolle
spielt meines Erachtens eine Art
Schamhaftigkeit der Leute, sich beim
Linkaufen überhauptso wirtschast-
lich bedacht zu zeigen, wie eben ihre
Verhältnisse sie zwingen. Sie fürch-
ten sich, in einem vielleicht vornehm
aufgemachten Sondergeschäft vor den
wenigen, ihnen gleichsam menschlicher
entgegentretenden Verkäufern ihre be-
scheidenen Wünsche entschieden aus-
zusprechen. Sie fürchten sich, aus die
Frage nach billigsten Qualitäten viel-
lelcht ein achselzuckendes „Das führen
wir nicht" zu hören oder aus den
noch so einleuchtenden Nachweis, daß
das, was sie verlangen, ein ganz
schlechter Kauf sein würde, ein „Dann
muß ich verzichten" sagen oder ver-
heimlichen zu müssen. Sie fürchten
das Wiederhinausge h en. Nnd
das tun nicht nur Leute mit sehr
dünnem Geldbeutel, wie es deren
heutzutage in allen Kreisen viele gibt.
Es tun's auch viele einer andern
Käuserklasse: derer nämlich, die in
ihren Ansorderungen soanspruchs-
voll sind, daß sie vermuten dürfen,
 
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