Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

DOI Heft:
Heft 2 (2. Oktoberheft 1913)
DOI Artikel:
Natorp, Paul: Freideutsche Jugend
DOI Artikel:
Avenarius, Ferdinand: Guten Waren den bestmöglichen Absatz!: Zur Gründung der Dürergenossenschaft
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0136

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
zu werden) zu keiner Partei schwören; scheidet sich ausdrücklich von einem
Patriotismus, der „in der Zustimmung zu bestimmten politischen Formeln,
in der Bekundung des Willens zu äußerer Machterweiterung und in
der Zerreißung der Nation durch die politische Verhetzung" gesehen wird.
Doch was hilft's? Der Riß durch die Nation ist da, die politische Ver-
hetzung weniger der Grund als die Folge. Keine Bewegung, die auf
Gesundung der Nation und gar der Menschheit zielt, kann an dieser Tat-
sache vorbeisehen, oder es umgehen, zu ihr klare Stellung zu nehmen.
Gut aber ist es, daß unsere Iugend auch an diese Frage ohne Vorurteil,
gleichsam juugfräulich herantreten will. Sie tut recht, wenn sie, als
solche, sich schlechthin außerhalb jeder Partei stellt (womit ja dem ein-
zelnen das Parteinehmen nicht verwehrt wird); so wie Wissenschaft, Sitt-
lichkeit, Kunst — wie jedes reine Kulturstreben hosfentlich nicht Parteisache
ist oder je werden darf. Wenigstens darin darf und soll die Gesinnung
unserer Altvordern vor hundert Iahren uns vorbildlich bleiben: daß es
daraus ankommt, nicht den Menschen zuverstaatlichen, aber den
Staat zu vermenschlichen.

In dieser und jeder andern Hinsicht ist es ein gutes Vorzeichen, daß
man Traub zum Festredner erkoren hat, und daß er sich dazu hat
bereit finden lassen. Abends zuvor soll bei der Entzündung eines
weithin flammenden Feuers, nach gemeinsamem Weihelied, aus dem Kreise
der Iugend selbst gesprochen werden. Eine Freilichtaufführung der „Iphi-
genie" macht den Schluß der Feier. (Für schlechtes Wetter ist Verlegung
nach Kassel vorgesehen.)

Wir wünschen dem Fest einen der hohen Absicht würdigen Verlauf,
der ganzen jungen Bewegung eine Entwicklung, die ihre schönen Ioff-
nungen wahr macht, und die grämlichen Befürchtungen entkräftet.

Paul Natorp

Guten Waren den bestmöglichen Absatz!

Zur Gründung der Dürergenosienschast

^-^etzt geht es vorwärts nach Wunsch, jetzt,' seit wir mit praktischer Arbeit
^^versuchen, ob unsre Ziele denn wirklich so fern in Wolkenkuckucksheim
^Dliegen, daß sie nur der Träumer im Traum, daß sie nicht auch der
Nüchterne, nicht auch der Geschäftsmann in hellem Sonnenlicht erreichen
kann. Die Gründung der „Dürergenossenschaft" hab ich den Lesern schon
neulich kurz berichtet. Heut Näheres über ihr Woher und Wohin.

Gerade vor Iahresfrist konnte ich die Eröffnung der „Vertriebstelle
deutscher Qualitätsarbeit" in Hellerau anzeigen, die der Dürerbund ge-
gründet hatte. Ihre Zwecke hatten wir so umschrieben: „Erstens: sie soll
dem Käufer gute Waren preiswert verfchaffen. Zweitens: sie soll die
Hersteller anregen, solche darzubieten. Drittens: sie soll einen etwaigen
Gewinn des vermittelnden Unternehmens restlos gemeinnützigen Zwecken
zur Verfügung ftellen."

Die großen Schwierigkeiten unfrer Vertriebstelle waren nach allen Rich-
tungen hin zu sehn. Besonders schien gewiß, daß der tzandel iu uns
Feinde vermuten und daß er die Fabrikanten dahin stimmen würde, uns
 
Annotationen