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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 3 (1. Novemberheft 1913)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0262

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Lose Blätter

Neue Gedichte von Gumppenberg

sMe folgenden Gedichte sind dem eben erschienenen neuen Gedichtbande
„Schauen und Sinnen" von Hanns von Gumppenberg (Verlag Georg
Müller in München) entnommen.^

Besuch

ie sind Maiengärten zaubervoller
-^^Als zur Nacht, wenn's fern im Land gewittert,
Wenn der Donner summt als leiser Groller,

Nnd der schwüle, schlummertrunkne Holler
Nnterm weitverirrten Wehen zittert.

An die Pracht der jungen Blütentrauben
Rührt der Wetterhauch als sanster Freier,

Kommt zu küssen nur, und nicht zu rauben —
Süßer dustet's aus den dunklen Lauben,

And es wallt wie wunderblaue Schleier.

Flüchtig hebt sich's wieder dann von hinnen,
Kaum daß irgendwo ein Blättchen rauschte —
Reglos wieder ruhn die Schläferinnen,

Träumend von des Fremdlings kurzem Minnen,
Das so scheu und zärtlich sie belauschte.

Die Sonnenuhr

^ch harr als tote Fläche,
OHosf alles nur von dir:

Rnd willst du, daß ich spreche,
Frau Sonne, sprich zu mir!

Du sprichst mit hellem Strahlen,
Herflammend übers Land —

Ich kann es trüb nur malen
Als Schatten an die Wand.

Doch mögen Menschen sehen
An meiner dunklen Spur,

Wie Götterschritte gehen
Aber der Lrdenslur.

Finkenfütterung

^hr lieben Finken, srisch herzu,

»OUnd sättigt euch zum Platzen!"

Da flattert's auch schon her im Nu:

Ein Fink — und dreizehn Spatzen!

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