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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 4 (2. Novemberheft 1913)
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Ulbricht, W.: Mutterschaft
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0354

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schwierig genug. Für den Bauern, den tzandwerker vor hundert Iahren,
also vor dem modernen Kapitalismus bedeutete jedes Kind auch einen
wirtschaftlichen Zuwachs. Für den Miethausbewohner, den knapp
besoldeten Beamten von heute, für die wirtschaftlich nicht mehr als Linheit
produktive Familie von heute bedeutet jedes Kind eine Mehrbelastung.
Die inneren, seelischen Gründe allein können es heute sein, die den
Willen, den Mut zum Kinde erzeugen — keinerlei äußere Vorteile.
Aber das hieße doch wohl — wozu viele volkswirtschaftlich denkende Be--
urteiler der Gegenwart neigen — die rein seelischen, willensmäßig inner-
lichen Antriebe im Menschen überhaupt unter-, die Linflüsse der Umwelt
überschätzen, wenn man aus der Anderung der Lebensbedingungen folgerte:
wir müssen uns ihnen fügen. Lins scheint mir sicher: verlieren wir das
Vertrauen aus die Möglichkeit, von innen heraus neue Kräfte zu er-
zeugen, die den lebenhemmenden äußern Kräften unsrer Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung gewachsen sind, dann geben wir zugleich unser Volk,
unsre Rasse so gut wie verloren. Noch scheint uns zu dieser letzten,
düstersten Sorge kein Anlaß. Wenn sich unser Volk auf so manchem
andern Gebiete erzieherisch beeinflussen läßt — ich erinnere an die er-
folgreiche Bekämpfung des Alkoholismus, an die Zurückführung der
Frauen zur Stillpflicht —, warum sollte der Lrziehung zur Mutter-
schaft nicht gleicher Erfolg beschieden sein? Nur, wenn es uns ge-
lingt, unsere Mädchen fähig und willig zu freudiger
Mutterschaft zu machen, werden wir als Kulturvolk
weiterbestehen. Im andern Falle können wir dem Geschicke nicht
entgehen, das die meisten versprengten deutschen Volksstämme bedroht: von
den uns umgebenden kulturell tieferstehenden, aber fruchtbareren Völkern
ausgezehrt zu werden. W. Albricht

Blätter

Neue GedichLe von Nichard Dehmel

IsÄber Richard Dehmel ist in unsern Blättern zuletzt ausführlich von
Willy Rath (Kw. XXI, (7) gesprochen worden, wir könnten zu seinem Ge-
burtstage wirklich nur oft Gesagtes wiederholen. Wiederholungen mögen
nützlich sein, aber wir meinen: die Zeitungen werden für das hier Nötige
sorgen. Lassen wir an dieser Stelle Dehmel selber sprechen und zeigen
wir ihn auch im Bilde „von verschiedenen Seiten".

Die folgenden Gedichte sind dem eben bei S. Fischer erschienenen
neuesten Bande „Schöne wilde Welt" entnommen.

Von Dehmels Gesammelten Werken ist übrigens eben eine wohl-
gusgestattete, billigere dreibändige Ausgabe bei S. Fischer erschienen.
Sie kostet in Leinen gebunden (2.50 M., in Halbleder (6 M.^j

Deutsches Lied

(7^-ich drängt zu singen
-^^deutschen Geistes Krast.

deutschen Geistes Krast.

Lrde nimmt Himmelschwingen,

wenn er dich, Volk, ausrasst.

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