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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

DOI Heft:
Heft 2 (2. Oktoberheft 1913)
DOI Artikel:
Schmidt, Leopold: Giuseppe Verdi
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Prehn von Dewitz, Hanns: Weltnachrichtendienst: von der großen Internationalen und ihrer Macht
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0147

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genossen auf sich wirken- aber er schied aus, was ihm nicht taugte, und
assimilierte sich, was seinem Wesen verwandt war, was es vertieste und
ergänzte. Ein aufrichtiger und neidloser Bewunderer von Brahms und
Wagner und doch er selbst und Vollblutitaliener, so zog er seine Straße,
ganz versunken in seine Welt, jeder Polemik und außerkünstlerischen
Agitation fernstehend, ein Mann der Tat und nicht des Wortes. Diese
ruhige Lebensgröße, verbunden mit einem so starken Eigenwert der Per-
sönlichkeit erhebt ihn in die Reihe der wahrhast sympathischen Künstler-
naturen.

Heute wagt niemand mehr an der Größe Verdis zu zweifeln, und wir
verstehen, daß ihn Italien als einen Nationalhelden in des Wortes
weitester und edelster Bedeutung feiert. Leopold Schmidt

Weltnachrichtendienst

Von der großen Internationalen und ihrer Macht

^^^chwere Zeiten — das Wirtschastsleben in einer Periode der Hoch-
((i^konjunktur und der Äberproduktion — der Geldmarkt bis auss äußerste
^^angestrengt — im brandenden Strudel unsere äußere Politik! Krieg
— Frieden? Bald hierhin, bald dahin scheint das Zünglein der Wage
zu neigen. Dem Handel fehlt es an Absatzmärkten, auf Europas Boden
wütet die Kriegsfurie. Die Banken sind pessimistisch und halten ihre
Gelder ein. Wie ein Alp liegt es auf dem Lande. Was wird der
morgige Tag bringen? Es ist kein Phantasiegemälde, das ich hier zeichne,
es ist eine Stimmung aus jüngster Vergangenheit. Wer mit offenen
Augen ins Leben blickt, wer den wirtschastlichen Kampf nicht nur aus
doktrinären Darlegungen vom grünen Tisch her kennt, der hat mitemp-
sunden, hat mitgefühlt die Sorgen eines Iahres, die weit über den Alltag
hinausgingen. Selbst die Großen und wirtschaftlich Gesicherten überkam
zuweilen ein Zittern, und aller Augen hingen wieder und wieder an den
knappen Meldungen, die der Draht täglich und stündlich in die Welt
sandte. Dann stürzten die Kurse bis ins Bodenlose oder kletterten wage-
mutig empor, je nachdem schwarz gefärbter Pessimismus oder rosig ge-
schminkter Optimismus die Depeschen der großen Telegraphenbureaus
durchzog. Für die Welt bilden ja sie den Gradmesser der inneren und
äußeren Politik eines Landes, aus ihnen schöpft der Industrielle, der
Kausmann, der Spekulant, schöpft unsere Zeit ihre Informationen, Mil-
lionen von Menschen hängen an ihren stummen Worten und Millionen von
Hirnen werden durch sie in bestimmten Richtungen bewegt. Sie gleichen
einer surchtbaren Macht, einer Macht gleich groß in der heutigen Wirt-
schaftsepoche, wie sie zur Zeit des Mittelalters die Kirche über die Mensch-
heit ausüben mochte. Und diese Macht, die in einzigartiger Abhängigkeit
das zur Weltwirtschaft sich sormende Getriebe der aufsteigenden Völker zu
halten vermag, liegt, so paradox das klingen mag, in den Händen einiger
weniger. Ls ist ein formidabler Vierbund, der den Weltnachrichten-
dienst besorgt: Reuter, Wolsf, Associated Preß und Havas. In ihrem
Dienst steht Kabel und Telegraph, und, bestritten oder nicht, die Re-
gierung so manchen Landes.

Das Werden und Wachsen des Giganten unter ihnen, der weltbe-
herrschenden Reuter Co. ist interessant genug, um hier wiedererzählt zu
werden. Ihr Begründer Paul Iulius Reuter wurde im Iahre s82s
 
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