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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 2 (2. Oktoberheft 1913)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0213

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Heft die W- Flugschrift des Dürer-
bundes, welche die versprochene ein-
gehende Abrechnung mit unsern Geg-
nern im Streit um die vaterländische
Iugendschrist bringt. Alle von Kotzde
und Scholz in Broschüren und Zei-
tungsaufsätzen erhobenen Vorwürfe
gegen die Iugendschristen-Ausschüsse
werden Punkt sür Punkt widerlegt.
Ebenso die Angrisfe gegen den Dü-
rerbund und gegen Avenarius. Die
geschästlichen Interessen, die hinter
dem Kamps gegen die „Hamburger^
stehn, werden aufgezeigt, die wirk-
lichen nationalen Werte der Ham-
burger Bewegung werden bewiesen
und ihre Anerkennungen durch un-
parteiische Beurteiler werden zusam-
mengestellt. Der Anhang bringt zu
bequemer Äbersicht und Benutzung
die Erklärungen des Arbeitsaus-
schusses des Dürerbundes, der
Prüsungsausschüsse und des Deut-
schen Lehrervereins und gibt
auch die abschließende Rede des
preußischen Kultusministers im
Wortlaut wieder. So haben die
Leser alles beieinander, was zu einer
Beurteilung des Streites zu wissen
nötig ist. W. St.

EchtheiL

s gibt eine gewisse Unlauterkeit
in der menschlichen Natur, die
am Ende doch, wie alles, was von

der Natur kommt, eine Anlage zu
guten Zwecken enthalten muß, näm-
lich eine Neigung, seine wahren Ge-
sinnungen zu verhehlen und gewisse
angenommene, die man für gut und
rühmlich hält, zur Schau zu tragen.
Ganz gewiß haben die Menschen
durch diesen Hang, sowohl sich zu
verhehlen, als auch einen ihnen vor-
teilhaften Schein anzunehmen, sich
nicht bloß zivilisiert, sondern nach
und nach, in gewissem Maße, mora-
lisiert, weil keiner durch die Schminke
der Anständigkeit, Ehrbarkeit und
Sittsamleit durchdringen konnte, also
an vermeintlich echten Beispielen des
Guten, die er um sich sahe, eine
Schule der Besserung sür sich selbst
fand. Allein diese Anlage, sich bes-
ser zu stellen als man ist, und Ge-
sinnungen zu äußern, die man nicht
hat, dient nur gleichsam provisorisch
dazu, um dcn Menschen aus der
Rohigkeit zu bringen und ihn zu-
erst wenigstens die Manier des Gu-
ten, das er kennt, annehmen zu
lassen; denn nachher, wenn die echten
Grundsätze einmal entwickelt und in
die Denkungsart übergegangen sind,
so muß jene Falschheit nach und
nach kräftig bekämpft werdm, weil
sie sonst das Herz verdirbt und gute
Gesinnungen unter dem W.cher-
kraute des schönen Scheins nicht auf-
kommen läßt. Kant

Unsre Bilder und Noten

nach Radierungen geben leider sast immer nur ein
(blasses Ahnen vom Original, zumal wenn viel feine Formen und
zarte Anterschiede dabei sind — auch unsre Maschinengravüre nach
Max Klingers „Krieg" macht keine Ausnahme von der'Regel, obgleich
wir keine bessere Technik zur Wiedergabe wüßten. Das Blatt wirkt zer-
stückelter und unruhiger als das bei Amsler L Ruthardt in Berlin er-
schienene große Original. Immerhin braucht es auch hier nur des Mittels,
das bei Kunst allein auf „Herz und Nieren" prüft, es braucht für
den überhaupt für Klinger Lmpfänglichen nur des ruhigen Verweilens
beim Werk, des langen und ausmerksamen Betrachtens, um seine Größe
zu fühlen. Sie ist da, sobald man den Raum mit seiner Vertiefung
sieht, die von Schrecken zerrissene weite Landschaft, über der im Hinter-
 
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