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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 2 (2. Oktoberheft 1913)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0214

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grunde der Dämon lagert. Der Ungeübte deckt vielleicht den Vordergrund,
die Fliehenden samt der Kaisergestalt zunächst zu, denn der muß im
Lindruck Nebensache bleiben: das Bild wird vom Hintergrund aus be--
herrscht.

Das Doppelblatt nach der Radierung von Bruno Höroux zeigt
das Leipziger Völkerschlachtdenkmal in einem jähen Schlaglicht vor ge-
witterschwangerem Himmel. Das bringt seine gewaltige Monumentalität
malerisch so gut zur Geltung, wie das auf solchem Blatte nur angeht.
Das schöne Original kann man sür 3 Mark vom Patriotenbunde in Leipzig
beziehen.

Die drei lagernden Kürassiere von Friedrich Fehr, die wir in
einem steindruckartigen Blatte vor unser Heft setzen, passen stosflich nicht
übel in diese Gedenktag-- und Manöver-Zeit, verdanken aber ihre Lnt-
stehung als Bild aller Wahrscheinlichkeit nach der rein künstlerischen
Freude am Malerischen ihrer Erscheinung.

Ernst Segers Denkmalbüste Gneisenaus begleitet den Aussatz
über diesen Großen, wie die Lithographie nach Verdi den über den Ton-
meister. Von Verdi bekam man bisher sast überall nur Photographien
und sast immer nur solche aus seinen alten Iahren zu sehü, Wir freuen
uns um so mehr, unsern Freunden dieses Blatt eines Künstlers zeigen zu
können, das den Meister in jungen Mannesjahren zeigt. Man gibt
Iocosi als den Zeichner an, ganz sicher sind wir aber der Sache nicht.

Die zehn höchst interessanten Bilder nach Holzschnitten gehören zu dem
Beitrag „Kurse im H o lz s ch n e id en" — man wird an den Bei-
spielen überraschend klar die einzelnen Andeutungen Seligers bestätigt
sinden. A

f^er „Nabucco", aus dem unsere heutige Nummer ein Bruchstück bringt,
^war das Werk, mit dem Verdi seinen ersten durchschlagenden Lrsolg
als Opernkomponist errang. Seit dem „Oberto", seinem Erstlingswerk,
waren drei Iahre vergangen, die aus dem hossnungssreudigen Debütanten
einen gramgebrochenen, an sich verzweifelnden Mann gemacht hatten.
MO waren kurz hintereinander seine junge Frau und seine beiden Kinder
gestorben, und die komische Oper („IIn §iorno äi ro^no"), die er, um ein-
gegangenen Verpslichtungen nachzukommen, während dieser Schreckenszeit
komponieren mußte, erlebte im selben Iahre in Mailand ein gründliches
Fiasko. Den freundschaftlichen Bemühungen des Direktors Merellis war
es zu danken, daß Verdi nach einer Pause geistigen Entschlummerns seiner
Kunst zurückgewonnen wurde. Am 9- März (8^2 fand „Nabuccy" an dcr
Scala eine glänzende Aufnahme. Man bewunderte die Verve der Er-
findung, beklatschte ein effektvoll geschriebenes Finale und würdigte den
beinahe religiösen Lrnst mancher Stücke, der dem biblischen Stofs entsprach.
Neben einer brillanten Arie, die Verdis nachmalige zweite Gattin, die
berühmte Strepponi sang, wurde besonders der hier wiedergegebene 6oro
äi sobiavi sbroi („Va, psnsisro, suii' uii äoruto") berühmt, ein Stück von,
wie der Leser sich überführen kann, eigentümlichem Stimmungsreiz und
bereits echt Verdischem Gepräge. — Als eine Beilage von besonderem
Werte, die allgemeinem Interesse begegnen wird, bringen wir dann noch
die erste Seite der Symphonie zu „Oberto" nach der Handschrift des Ton-
dichters. Wir danken sie der Freundlichkeit von Verdis Verleger Ricordi
in Mailand. L. S.

Herausgeb r: ve. d.'e. Ferd Avenarius in Dresden-Blasewitz; verantwortlich: der Herausgeber —
Derlag von Georg D, W- Callwey, Druck von Kastner L Callwey, k. Hosbuchdruckerei in Wünchen —
InSsterreich-Ungarn sür Herausgabe und Schrifileitung veranlwortlich: Or. Rlchard Batka in WienXIIl/6
 
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