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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 1 (1. Oktoberheft 1913)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0115

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begonnen, mag aber unterbrochen
werden, bis die Gerichte über einige
Verleurndungen und Verdächtigun-
gen alles Wünschenswerte geklärt
haben. Was bisher im Kunstwart
zur Sache erschien, ist unter dem
Titel „Kunstwart-Abrechnung" zu-
samrnengesaßt und wird auf Ver«
langen vom Kunstwart-Verlage in
München jedem kostenlos zuge-
schickt.

Ein Paar Änderungen

zeigt die Ausstattung des neuen
Iahrgangs. Der Arnschlag hat ein
anderssarbiges „Schild" bekommen,
damit man die neuen Hefte gleich
unterscheiden kann. Dann: die Um-
rahmung der Seiten (die einen jetzt
wegfallenden praktischen Zweck hatte)
unterbleibt, der gewonnene Raum
aber kann benutzt werden, um
größere Schrift zu verwenden, ohne
daß doch weniger auf die Seiten
ginge. An der Abermenge des
Stoffs leiden wir ja noch immer, be-
sonders taten's die letzten Hefte und
tut's dieses. Immerhin: der langen
vorbereitenden, informierenden Auf-
sätze können jetzt doch weniger wer-
den, wir dürfen also immer noch
hoffen, wieder „schlanker" zu wer-
den.

Eigene und nachgebetete
Neligion

<^hr habt recht, die dürstigen Nach-
Obeter zu verachten, die ihre Re-
ligion ganz von einem andern ab-
leiten, oder an einer toten Schrift
hängen, auf sie schwören und aus
ihr beweisen. Iede heilige Schrift
ist nur ein Mausoleum der Reli-
gion, ein Denkmal, daß ein großer
Geist da war, der nicht mehr da ist;
denn wenn er noch lebte und wirkte,
wie würde er einen so großen Wert
auf den toten Buchstaben legen, der
nur ein schwacher Abdruck von ihm
sein kann? Nicht der hat Religion,
der an eine heilige Schrift glaubt,
sondern der, welcher keiner bedarf,
und wohl selbst eine machen könnte.
And eben diese eure Verachtung
gegen die armseligen und kraftlosen
Verehrer der Religion, in denen sie
aus Mangel an Nahrung vor der
Geburt schon gestorben ist, eben diese
beweiset mir, daß in euch selbst
eine Anlage ist zur Religion, und
die Achtung, die ihr allen ihren
wahren Helden immer erzeiget, wie
sehr ihr euch auch auflehnt gegen die
Art, wie sie gemißbraucht und durch
Götzendienst geschändet worden, be-
stätigt mich in dieser Meinung.

Schleiermacher

Unsre Bilder und Noten

MM Bild „Die Wolke" von Wolfgangmüller, das unser „Stein-
wiedergibt, leitet mit seiner großen Stimmung den neuen Iahr-
^-^gang ein. Bilder wie dieses beweisen schlagend, wie oberflächlich die
Rede ift, die zwei „Elemente" des Kunstwerks, „Form" und „Inhalt"
einander gegenübersetzt. Was ist in diesem Bilde der „Inhalt" ? Das Stück
Landschast aus Wiese und Waldhügel mit der Wolke aus Wasserdunst dar-
über? Oder ein poetisches Gefühl? Aus der Gegenüberstellung von „Form"
und „Inhalt" stammt ein gut Stück Konfusion in unsern Kunsterörterungen
— will man durchaus rubrizieren, so muß man zum mindesten drei Begrisfe
anführen: Form, gegenständliche Anterlage und Gehalt. Wobei der „Gehalt"
jenes letzte wäre, das mit dem „Gegenstand" und mit der „Form" ge-
st a l t e t.

Wilhelm Steinhausen als religiösen Maler kennt jeder, er hat
aber auch ein paar köstliche Märchenbilder gemalt, die wollen wir unsern
 
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