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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 4 (2. Novemberheft 1913)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0406

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Beurteilung derselben so weit zurück diese vermeinte Triebfeder, wo nicht

sind, so heißt das so viel, als sie von nachteiliger, wenigstens von kei-

beizeiten zu Phantasten zu machen. ner echten moralischen Wirkung aufs

Aber auch bei dem belehrteren und Herz, die man dadurch doch hat zu-

erfahreneren Teil der Menschen ist wege bringen wollen. Kant

Unsre Bilder und Noten

sind nicht der Meinung, daß die neuen Nichtungen in der Kunst
V Nausschließlich genützt haben, aber den Vorteil haben sie unzweisel-
^^^haft gehabt: die Aufnahmesähigkeit der Genießenden beweg-
licher zu machen. Wir sind in der Kunst heraus aus dem „Zeitalter der
Deutlichkeit", ich meine: der ausschließlichen, wir sind wieder
so weit, auch Werten nachzugehn, die gerade mit nicht eindeutig Be-
stimmtem, im Miteinander und Ineinander, im Hin und Her, im Schwan-
ken, in der Bewegung des Apperzipierens sich vermitteln. Das
wunderschöne Blatt von Carlos Grethe zum Beispiel, das unser
„Steindruck" wiedergibt, wurde dem Publikum der Nicht-Kenner vor
zwanzig Iahren kaum gefallen haben, weil man damals vor allem einmal
deutlich hätte erkennen wollen, was da „zu sehen" sei. Was sür
Schifse?, wie sehen sie aus?, was ist das Helle da hinten, Dampf,
Lichtschein oder Wolke?, was liegt da rechts Helles vor der dunkeln
Schiffsmasse? Heut wissen viel mehrere als damals von vornherein, daß
die „Kurzsichtigkeit" ihre besonderen malerischen Reize schenkt, daß gerade
mit der Deutlichkeit nicht nur gewonnen, auch verloren würde, und daß
der altbekannte Reiz der Skizze zu großem Teil aus der Anregung der
Phantasie zu freiem Spinnen beruht. Wer Wölfflins Aufsatz vom
Malerischen in unserm zweiten Iulihefte nachliest, wird dieses entzückend
malerische Grethesche Werk geradezu als ein Musterbeispiel sür das dort
Gesagte hinnehmen. Carlos Grethe ist eben gestorben, das Betrachten solch
eines Blattes läßt uns bitter fühlen, was wir mit ihm verloren haben.
Er war nicht nur ein Maler feinsten Auges, er war auch ein Großseher
unter den Malern.

Die gute Büste des edeln Dichters Hermann Kurz hat seinen
Sohn Erwin Kurz zum Künstler.

Äber das gemalte Bildnis Dehmels von Tronnier sowie das
radierte und das modellierte Bildnis des Dichters von Walter Kluge
wolle man den Rundschaubeitrag „Zur Bildniskunst" nachlesen.

Auf dem Haushamer Felde bei Agathried an der bayrisch-öster-
reichischen Grenze soll jetzt zur Erinnerung an ein düsteres Ereignis aus
der Bauernkrieg-Zeit, das ungerechte und unmenschliche Blutgericht
von Frankenburg ein ernstes Denkmal erstehen. Das wird einmal
ein gutes. Ls freut uns, den kraftvollen Entwurf Ernst Lieber-
manns in des Künstlers eigener Zeichnung wiedergeben zu können.
Wer das Werk unterstützen will, kann Näheres vom „Ausschuß für die
Errichtung eines Denkmals aus dem Haushamerfelde" zu Linz, Kaiser
Iosef Straße 7, erfahren.

«H^nsre Notenbeilage bringt außer einer Probe der von Max
^Reger für Klavier gesetzten Ernsten Gesänge von Brahms
(über die der Leser den Artikel „Das Totensest in der Musik" einsehen

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