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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

DOI Heft:
Heft 3 (1. Novemberheft 1913)
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Malzan, E.: "Familientragödien"
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Landsberg, Julius Ferdinand: Die völkische Bedeutung der sozialdemokratischen Ideale
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0256

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Not tut eine neue Arbeitsteilung zwischen den Eltern und der Ge--
sellschaft für die Aufgaben der Erzeugung und Erziehung von Menschen.
Die Eltern sollen in erster Linie für die gute Beschasfenheit des Menschen--
materials, aus dem die künftige Generation gebildet werden foll, verant--
wortlich gemacht werden, die Gefellfchaft hauptfächlich für feine Lrziehung
und Schulung. Die Familie soll für Sitte und Gesetz nur insoweit als
dafeinsberechtigt gelten, als sie mit dem Wohle jedes Mitgliedes, vor
allem der Mutter, verträglich ist. Nur dann wird sie aufhören, der
blutige Schauplatz immer häufigerer Menschenopfer zu sein. Das sind
strenge und bittere Wahrheiten, aber man darf fich nicht davor fcheuen,
ihnen ins Gesicht zu sehn, denn es sind unter den heutigen Verhältnissen
Wahrheiten. E. Malzan

Die völkische Bedeutung der sozialdemoLratischen Jdeale*

Franz: Ins kleinste schrnmpst jedweder Sinn zusammen,

Das Eigenste, das Nächste gilt allein;

Einrosten ins Erbärmliche die Seelen,

Ulrich: Verzweifelst du an deines Volkes Zukunft? . . .

Franz (bewegt): Verzweifeln lieber wollt ich an dem eignen Heil,
Als tatlos an dem Vaterland verzagen!

Aus F. Lassalles „Franz v. Sickingen"
^Z^^urch das deutsche Volk geht mehr als ein Riß. Der tiefste und
/solgenschwerste aber scheint der zu fein oder zu werden, der die sozial-
demokratischen Arbeiter von den übrigen Volksgenofsen trennt. Und
doch brauchte der wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Gegensatz nicht
auch die geistige Gemeinschaft aufzuheben. Freilich scheint auf diesem
Gebiete eine unheilvolle Entwicklung dahin zu gehen, daß wir uns nicht
mehr verstehen, daß wir verschiedene Zungen reden, wir und die Sozial--
demokraten, daß wir aneinander vorbeileben, als wären wir weder Zeit--
genossen noch Angehörige der gleichen Rasse. Was mag die Ursache
sein? Was mag uns in diese Qual hineinzwingen? Ist sie eine ewige
Verdammnis? Oder dürfen wir hoffen? Wir müsfen hoffen!

Die gewichtigsten Dinge, die uns scheiden, sind für mein Gefühl folgende:
Uns „Bürgerlichen", wenn ich uns einmal zusammensassend nennen will,
ift die völkische Existenz des Deutschtums ein geiftiges Gut von unendlichem
Werte. Und wir sehen in der Sozialdemokratie eine Strömung sehr ver--
breitet, welche dieses Gut verneint, vollständig verneint, und den
zu seiner Verteidigung vorgehaltenen Schild des einheitlich gesührten tzeeres
zerschlagen oder zum Boden ziehen möchte. And weiter werten unsere
führenden Männer die sittliche Kultur, eine Fülle von Dingen und
Begriffen, die nicht bloß Esfen und Trinken darstellen. And wieder
sehen wir auf sozialdemokratifcher Seite Strömungen, die eine gei-
stige Kultur verneinen, bei allem Pochen auf Wissenschaftlichkeit, kraß
kulturfeindlich geftimmt, wie nur irgendeine reaktionäre Macht, die in
Geiftesfinsterniszeiten gedeihen kann. Wir sehen eine Verhöhnung von

* Wir denken binnen kurzem über das Thema „Wir und die Sozial-
demokraten" den Lesern unsre eignen Gedanken vorzulegen. K.-L.
 
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