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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 3 (1. Novemberheft 1913)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0311

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Es freut uns, Bernhard Bleekers Marmorbüste Richard Wag-
ners in guter Wiedergabe zeigen zu können. Unsre Leser wissen: die Büste
ist in der Walhalla aufgestellt. Wie bei allem posthumen Bildniswerk, wie
beispielsweise auch bei Sambergers Schiller, ist hier die Körperähnlichkeit
Nebensache. Herausgearbeitet ist das Wesen, wie der Künstler es erfaßte.
Als wichtigsten Grundzug: Willen aus stolz überschanender Äberlegenheit.

Unsre Illustrationsbeilage zeigt Straßenreklame, besonders in
Franksurt am Main. Frankfurt ist bekanntlich eine schöne Stadt, be-
sonders in seinen alten Teilen, in einer Beziehung aber schlägt es vor
allen übrigen Großstädten den Rekord, und das ist keine Ehre: in der
„Wildheit" seiner Straßenreklame. Wir haben uns mit diesem Thema
schon früher mehrmals beschästigt, die schauerlichsten Beispiele von Ver-
hunzung des Stadtbildes durch Reklame, die der Kunstwart überhaupt
gebracht hat, stammten aus Frankfurt. Genug, wenn wir heut wieder
kurz auf das Thema weisen. Der FrankfurterVereinfür Heimat-
schutz hat seine Flugschrift 2 dem „Reklameunsug in Frankfurt a. M/
gewidmet, und diesem Heftchen sind unsre vier Bilder entnommen. Worte
brauchen sie nicht weiter. Man könnte ja auch immer nur wieder die
Frage wiederholen: wie ist es in einer sozusagen organisierten Gesellschaft
möglich, daß sich die Allgemeinheit das gemeinsame Gut von den ein-
zelnen vollständig zerstören läßt? Dabei wissen wir doch, daß sich die
ganze Außenreklame, so weit sie häßlich ist, ohne den mindesten Schaden
sür den einzelnen beseitigen ließe, wenn nur alle zum Verzicht ge-
zwungen würden. Ebenso wie man in gebildetermaßen nicht schreiender
Gesellschast auch ein ruhiges Wort versteht, besser versteht als ein Brüllen,
wo alle brüllen. Das Beispiel mit den drei Bogentoren stammt übrigens
zwar auch aus der Flugschrift des Frankfurter Vereins, steht aber „im
Originale" in Köln. Dort hat die Beratungsstelle sür Heimatschutz ein-
greifen und die Anderung bewirken können, von welcher das obere Bild-
chen zeugt. Ie mehr der allgemeine Geschmack sich hebt, je sicherer wird
ja auch zum mindesten bei allen Geschäften, die zu ihrem Betriebe irgend-
wie guten Geschmack erfordern, eine „wilde" Reklame zur Geschäft-Nicht-
Empfehlung werden. A

A>ie Ballade „Die Söhne Haruns" ist nicht das erste Tonwerk P. Nm-
^laufts nach einem Gedicht C. F. Meyers unter den Notenveröfsent-
lichungen des Kunstwarts. Wir haben ihren nicht psychologisierenden, son-
dern dem anschaulichen Vorstellunggehalt des Textes nachgehenden Stil
früher öfter, besonders im Iahre s908, charakterisiert. Auch in dem vor-
liegenden Werk wird man leicht fühlen, mit wie wenig Mitteln Nmlauft
die Planungen der drei Söhne musikalisch geschickt zu veranschaulichen
weiß, ohne daß darüber die balladische Einheitlichkeit des Ganzen litte.
Erst der Schluß wendet sich von der Schilderung völlig ab, dem gefühl-
starken Bekenntnis des Iünglings zuliebe, der sein Lebensglück zu opfern
bereit ist. Breit und mit lyrisch-liebevollem Pathos bricht dies Bekenntnis
hervor, und vielleicht sindet in seinem Enthusiasmus auch die Wieder-
holung des Textes eine Art Rechtfertigung, welche man sonst mit Recht
zu beanstanden pflegt.

Wir danken die Möglichkeit, das wirkungvolle Werk, eine wirkliche Be-
reicherung der „Hausmusik" — die „Hausmusik" des Kunstwarts enthält
mehrere Stücke Umlaufts! —, der Freundlichkeit des Tonkünstlers, der
uns die Handschrift zum Abdruck überließ. W. Sch.

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