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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1913)
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Literarischer Weihnachtskatalog
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0449

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Von Denkern und Erziehern

ielleicht entspricht es der Bedeu-
tung Kants im heutigen Geistes-
leben, auch diese kleinste Abersicht mit
der Besprechung eines bedeutenden
Werkes über ihn zu eröffnen. Sim-
mels originale und tiefdringende Auf-
fassung des Denkers wird sicher die
Erörterung der Probleme fördern, an
deren Lösung Kant hervorragend An-
teil hat. Nicht historisch, sondern als
philosophisches Gebilde, in seiner Struk-
tur und seinem Problemgehalt, will
er Kants Gedankengefüge zergliedern.
In sechzehn Vorlesungen durchwandert
er die Welt der neuen, epochebildenden
Begriffe und Probleme des Philoso-
phen, zumal der Erkenntnistheorie und
Ethik. „Populäre Schriften" Kants
gab Menzer heraus; es ist gut möglich,
gerade diesem Denker, der für so streng
und unnahbar gilt, eine breitere Wir-
kung zu schaffen — möglich und wün-
schenswert! Das vorliegende Rnterneh-
men bedeutet einen wichtigen Schritt
weiter in dieser Richtung. Aufgenom-
men sind natürlich die mehr phantasie-
vollen Schriften, einiges aus der Theorie
des Himmels, über das Gefühl des
Schönen und Erhabenen, über die Auf-
klärung, Gottesbeweise, Friedensfrage,
Fortschritt. Wie mancher mag sich
durch die „Aktualität" dieser Schriften
wohl belehren lassen, daß die Gedanken
der Großen unvergänglich sind! Die
schöne, in Antiqua auf dünnem Papier
in kleinem Format gedruckte Kant-
Ausgabe des Insel - Verlags bringt
neuerdings einen Band naturwissen-
schaftliche Schriften; die Kant-Laplace-
sche Theorie und die Rassentheorie
Kants mögen „überwunden" — die
Schriften zu lesen wird für Denkende
nie nutzlos sein.

Der vorliegende erste Iahrgang der
vielversprechenden Iahrbücher für
Philosophie hat in der Durchfüh-
rung seiner Absicht, einen Einblick in
den gegenwärtigen Stand der philoso-
Phischen Probleme zu geben, durchweg

sehr Bemerkenswertes geleistet. Das
Anternehmen könnte neben den zahl-
reichen Zeitschriften auf unserm Ge-
biete entbehrlich erscheinen. Aber die
gehaltvollen Aufsätze etwa des „Logos"
(vgl. Liste) greifen meist Einzelpro-
bleme eines gewissen Gebietes an,
während hier Zusammenfassungen gan -
zer Erkenntnisgebiete unter tunlichst
objektivem kritischen Arteil (!) geboten
werden. Zur Zentralisierung des Lesens
und zur Sammlung des philosophischen
Interesses, das leider schon vielsach die
Disziplinen der Philosophie als Spe-
zialgebiete voneinander sondert, dient
das Anternehmen gewiß. Möge es die
beste Aufnahme bei allen finden, in
denen das Streben der Wissenschaft
nach Ganzheit noch lebt.

Die Neuerscheinungen der „Philo-
sophischen Bibliothek" (F. Mei-
ner) verdienen besonders das Interesse
des kaufenden Publikums, das Aus-
gaben von solider und anerkannter
wissenschaftlicher Arbeit und würdiger,
wenn auch sachlich einfacher Ausstat-
tung haben will. Ein besonderes Ver-
dienst des Verlags besteht in der völ-
ligen Neubearbeitung der früher von
Kirchmann besorgten Bücherei. Am
meisten macht der Fortschritt sich be-
merkbar auf dem Gebiet der antiken
und weiterhin überhaupt der fremd-
sprachlichen Denker. Eine philologisch
unantastbare Abertragung der Haupt-
werke Platos, wie sie Apelt gelungen
ist, war nachgerade Bedürfnis gewor-
den, wo die nur ästhetische, wissenschaft-
lich etwas leichtherzige Äbersetzungs-
literatur täglich mehr heranwuchs. Aber
die einzelnen Titel unterrichtet die Liste.

Eine Reihe hervorragend schöner
Drucke von Philosophentexten legt als
Herausgeber einer neuen „Biblio-
thek der Philosophen" Fritz
Mauthner vor. Aber die Inhalte
der einzelnen, zum Teil außerordent-
lich wertvollen Bände wolle man die
folgende Liste vergleichen.

Der vierbändige „Weg der Mensch-
heit", den Alberti zusammengestellt

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