Bühnenwesen
on den Schriften über das Leben
der Bühne einst und jetzt gehen die
breitere öffentlichkeit nur wenige an.
Und gerade in diesem Iahre findet sich
noch weniger als sonst.
AdolfvonSonnenthalhat keine
regelrechten „Erinnerungen" hinterlas-
sen, aber der Briefwechsel, den seine
Tochter gut glossiert hat, sagt genug über
ihn. Er ist im zweiten Iuliheft dieses
Iahres besprochen worden.
Mit einem sehr glücklichen Gedanken
tritt Robert Petsch unter die Bei-
träger der von Walzel geleiteten „Pan-
dora". Diese „Deutsche Dramatur-
gievonLessingbisHebbel" kommt
gewiß der knrzatmigen Wißbegier un-
serer Zeit entgegen. In einer ausgezeich-
neten Einleitung gibt er einen Abriß
der Entwicklung. Als die vornehmste
Aufgabe der Dramaturgie erscheint ihm,
zwischen den Forderungen der Zeit und
der dramatischen Kunst zu vermitteln.
Dazu sind Dichter wie Philosophen be-
rufen. Zur Vertiefung eines Lese- oder
Bühneneindrucks ist nichts Edleres zu
denken als diese dramaturgischen Rechen-
schaften, an denenLeidenschaft undScharf-
sinn großerPersönlichkeiten wieaneinem
Lebenswerk geschaffen haben.
Gewiß werden die Bände „DasIahr
derBühne", dieSiegfriedIacob-
sohn seit zwei Wintern zusammenstellt,
dereinst, wie er selbst erhofft, geschicht-
lichen Wert haben. Ob man sie dann
aber für den normalen Ausdruck un-
serer Theaterliebe hinnimmt, bezweifeln
wir. Dabei meinen wir mit der Nor-
malität nicht eine übereinkömmliche Ob-
jektivität, sondern einen, sei es auch lei-
denschaftlichen, Subjektivismus, der sich
nur ein paar Hemmungen anerzieht, um
gleichzeitig für seine Person und für eine
Million andere sprechen zu können.
Iacobsohns Ablehnung Schönherrs, so-
gar der prachtvollen „Erde", ist sicher
aus Aberzeugung geschehen, aber wenn
er auf diesen Dichter ebensoviel Zeit und
Eifer verwandt hätte wie aus Karl Stern-
heim (oder gar etwas mehr, weil der
Tiroler ihm ferner steht), so wäre doch
vielleicht auch aus diesem Werke ein
„Shmptom unsrer Sehnsucht" abzulesen
gewesen und ein höherer Schätzungsgrad
als die „Kunstähnlichkeit". In Iacob-
sohn steckt übrigens die Theaterbesessen-
heit, die sonst nahezu ausgestorben ist.
Da sie sich viel geistiger gibt als bei den
alten Theateroriginalen, so könnte man
als Gleichbesessener dieses Kritikers recht
froh werden, wenn er sich der dichteri-
schen Einfachheit erschlösse. — Ein an-
dres Büchlein, das auch für Max Rein-
hardt eintritt, hat sich dagegen allge-
meine Giltigkeit gewahrt. Was Fried-
rich Freksa „Hinter der Rampe"
erfahren, wirkt mit der Sicherheit einer
Statistik und läßt doch die gefällige
Form nicht vermissen. So ziemlich alle
kleinen und großen Fragen werden hier
behandelt, die das Publikum beunruhi-
gen, und zu einer Lösung geführt, die
auch den Fachmann befriedigt. Gre-
gori, der in einem Flugblatt des Dürer-
bundes über „Selbstverständliches
und Nachdenkliches aus seiner
Theaterleitung" spricht, gibt auch
Betrachtungen und Charakteristiken aus
seiner Praxis unter dem Titel „Mas-
kenkünste" heraus. Der Schauspieler,
Regisseur und Intendant ist gleichmäßig
daran beteiligt.
Freksa, Hinter der Rampe lE.Müller, M.) geh. 2.—
Gregori, Maskenkünste Callwey, M.) . geh. —
— Selbstverständliches und Nachdenkliches aus
einer Theaterleitung (Flugschr. des D. B.,
Callwey).geh.—.30
Jacobson, Das Jahr der Bühne lOesterheld LCo.) q..—
Petsch, Deutsche Dramaturgie von Lessing bis
Hebbel, O. Ludwig u. R. Wagner (G.
MüNer u. E. Rentsch).3.50
v. Sonnenthals Vriefwechsel. 2 Bde. (Dtsche.
Verlags-Anstalt, St.).^3.—
-06
on den Schriften über das Leben
der Bühne einst und jetzt gehen die
breitere öffentlichkeit nur wenige an.
Und gerade in diesem Iahre findet sich
noch weniger als sonst.
AdolfvonSonnenthalhat keine
regelrechten „Erinnerungen" hinterlas-
sen, aber der Briefwechsel, den seine
Tochter gut glossiert hat, sagt genug über
ihn. Er ist im zweiten Iuliheft dieses
Iahres besprochen worden.
Mit einem sehr glücklichen Gedanken
tritt Robert Petsch unter die Bei-
träger der von Walzel geleiteten „Pan-
dora". Diese „Deutsche Dramatur-
gievonLessingbisHebbel" kommt
gewiß der knrzatmigen Wißbegier un-
serer Zeit entgegen. In einer ausgezeich-
neten Einleitung gibt er einen Abriß
der Entwicklung. Als die vornehmste
Aufgabe der Dramaturgie erscheint ihm,
zwischen den Forderungen der Zeit und
der dramatischen Kunst zu vermitteln.
Dazu sind Dichter wie Philosophen be-
rufen. Zur Vertiefung eines Lese- oder
Bühneneindrucks ist nichts Edleres zu
denken als diese dramaturgischen Rechen-
schaften, an denenLeidenschaft undScharf-
sinn großerPersönlichkeiten wieaneinem
Lebenswerk geschaffen haben.
Gewiß werden die Bände „DasIahr
derBühne", dieSiegfriedIacob-
sohn seit zwei Wintern zusammenstellt,
dereinst, wie er selbst erhofft, geschicht-
lichen Wert haben. Ob man sie dann
aber für den normalen Ausdruck un-
serer Theaterliebe hinnimmt, bezweifeln
wir. Dabei meinen wir mit der Nor-
malität nicht eine übereinkömmliche Ob-
jektivität, sondern einen, sei es auch lei-
denschaftlichen, Subjektivismus, der sich
nur ein paar Hemmungen anerzieht, um
gleichzeitig für seine Person und für eine
Million andere sprechen zu können.
Iacobsohns Ablehnung Schönherrs, so-
gar der prachtvollen „Erde", ist sicher
aus Aberzeugung geschehen, aber wenn
er auf diesen Dichter ebensoviel Zeit und
Eifer verwandt hätte wie aus Karl Stern-
heim (oder gar etwas mehr, weil der
Tiroler ihm ferner steht), so wäre doch
vielleicht auch aus diesem Werke ein
„Shmptom unsrer Sehnsucht" abzulesen
gewesen und ein höherer Schätzungsgrad
als die „Kunstähnlichkeit". In Iacob-
sohn steckt übrigens die Theaterbesessen-
heit, die sonst nahezu ausgestorben ist.
Da sie sich viel geistiger gibt als bei den
alten Theateroriginalen, so könnte man
als Gleichbesessener dieses Kritikers recht
froh werden, wenn er sich der dichteri-
schen Einfachheit erschlösse. — Ein an-
dres Büchlein, das auch für Max Rein-
hardt eintritt, hat sich dagegen allge-
meine Giltigkeit gewahrt. Was Fried-
rich Freksa „Hinter der Rampe"
erfahren, wirkt mit der Sicherheit einer
Statistik und läßt doch die gefällige
Form nicht vermissen. So ziemlich alle
kleinen und großen Fragen werden hier
behandelt, die das Publikum beunruhi-
gen, und zu einer Lösung geführt, die
auch den Fachmann befriedigt. Gre-
gori, der in einem Flugblatt des Dürer-
bundes über „Selbstverständliches
und Nachdenkliches aus seiner
Theaterleitung" spricht, gibt auch
Betrachtungen und Charakteristiken aus
seiner Praxis unter dem Titel „Mas-
kenkünste" heraus. Der Schauspieler,
Regisseur und Intendant ist gleichmäßig
daran beteiligt.
Freksa, Hinter der Rampe lE.Müller, M.) geh. 2.—
Gregori, Maskenkünste Callwey, M.) . geh. —
— Selbstverständliches und Nachdenkliches aus
einer Theaterleitung (Flugschr. des D. B.,
Callwey).geh.—.30
Jacobson, Das Jahr der Bühne lOesterheld LCo.) q..—
Petsch, Deutsche Dramaturgie von Lessing bis
Hebbel, O. Ludwig u. R. Wagner (G.
MüNer u. E. Rentsch).3.50
v. Sonnenthals Vriefwechsel. 2 Bde. (Dtsche.
Verlags-Anstalt, St.).^3.—
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