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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1913)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0526

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Baccalaureus:

Ein Schelm vielleicht! — denn welcher Lehrer spricht
Die Wahrheit uns direkt ins Angesicht?

<Lin jeder weiß zu mehren wie zu mindern,

Bald ernst, bald heiter klug, zu frommen Kindern.
Mephistopheles:

Zum Lernen gibt es sreilich eine Zeit;

Zum Lehren seid ihr, merk ich, selbst bereit.

Seit manchen Monden, einigen Sonnen

Erfahrungsfülle habt ihr wohl gewonnen.
Baccalaureus:

Erfahrungswesen! Schaum und Dust!

Und mit dem Geist nicht ebenbürtig!

Gesteht! was man von je gewußt,

Es ist durchaus nicht wissenswürdig.

Mephistopheles (nach einer Pause):

Mich deucht es längst, ich war ein Tor,

Nun komm ich mir recht schal und albern vor.
Baccalaureus:

Das freut mich sehr, da hör ich doch Verstand;

Der erste Greis, den ich vernünftig fand!
Mephistopheles:

Ich suchte nach verborgen-goldnem Schatze,

And schauerliche Kohlen trug ich fort.

Baccalaureus:

Gesteht nur, euer Schädel, eure Glatze
Ist nicht mehr wert als jene hohlen dort?

Mephistopheles (gemütlich):

Du weißt wohl nicht, mein Freund, wie grob du bist?
Baccalaureus:

Im Deutschen lügt man, wenn man höflich ist.
Mephistopheles (der mit seinem Rollstuhle immer
näher ins Proszenium rückt, zum Parterre):

Hier oben wird mir Licht und Luft benommen;

Ich finde wohl bei euch ein Ilnterkommen?

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