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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1913)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0645

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auch im Technischen Originale, eben
Holzschnitte, gab. Dann kam
die Strichätzung und machte dieses
ganze feinst entwickelte Holzschnei--
der°Können nicht ganz, aber immer-
hin so ziemlich überflüssig. Den
Federstrich gibt ja die Photomecha-
nik mindestens ebenso genau im
„Faksimile" und für viel billigeres
Geld wieder.

Die neue Bewegung aber hat die
Augen wieder wach gemacht auch sür
den besonderen Reiz gerade der
alten Holzschnitte. Bei denen ist
auf den ersten Blick zu erkennen:
das sind keine Federzeichnungen
in Strichatzung. Bei ihnen kann
man noch sehen, noch fühlen, wie
sich das Messer mit dem Holz aus-
einandergesetzt und wie das Holz im
gefeuchteten Papier weich seine Farbe
abgedruckt hat. Auch unsre Passio-
nalbilder zeugen davon, wie aus Holz
ein Bild und aus Schnitten Leben
wird. Gerade das will der moderne
Künstler und Kunstfreund wieder
sühlen, gerade das belebt und adelt
ihnen durch die Technik die Kunst.
So ästhetenhast, snobistisch und ver-
kehrt es ist, eine primitive Gesühls-
weise archaisierend erkünsteln zu
wollen, so echt kunstgemäß ist es,
von der Geschicklichkeit, die fremde
Techniken (wie hier das Federzeich-
nen oder die Radierung) imitiert,
zu dem alten echten Verhältnis der
Sache zurückzukehren, wo die Hand
im Material arbeitet und die be-
sonderenReize eben dieserTechnik
in einfacher Natürlichkeit herausholt,
die besonderen Holzschnitt-Reize,
die bei der geschickten Nachahmerei
verloren gingen. Unser Bemühen
geht nun dahin, denen, die das er-
kannt, noch weit mehrere Genossen
zu werben. Fast könnte man, wie
bei dem Schattenschnitt, schon sagen:
auch der Holzschnitt hat gerade jetzt
eine heimliche Blütezeit auch bei uns,
der farbige wie der „schwarze". Von
der ganz eigenartigen Kraft und

Schönheit der neuen Blüten sollen
Bilder unsres nächsten tzeftes zeugen,
die manchen sehr überraschen wer-
den. A

Meister der Zeichnung

nter diesem Titel erscheint jetzt
bei Baumgärtner in Leipzig eine
Folge von Bänden mit guten Licht-
drucken nach Zeichnungen moderner
Meister, die tzans W. Singer aus-
gewählt, herausgegeben und einge-
leitet hat — ein Mann also, der für
eine geschmackvolle und wissenschaft-
lich überwachte Arbeit bürgt. Bis-
her ist je ein Band mit Blättern
nach Klinger, Greiner, Strang, Stuck
und Liebermann zum Preise vou je
(5 Mark erschienen. Unsere Leser
wissen, wie wir immer wieder dazu
einladen, die Kunstbekanntschaften
nicht bloß mit Gemälden zu knüpfen,
wie wir immer wieder betonen, daß
insbesondere die Linblicke ins Wer-
den der Werke und damit die Ge-
nossenschaft am Bilden selber
mehr fördern, als alle Bekanntschaft
mit dem fertig Gebildeten. Also
brauchen wir diefer kurzen Anzeige
nichts anzufügen. Gute Zeichnun-
gen finden aber ihr Publikum nicht
so leicht, eben, weil sie eine mehr als
oberflächliche Kunstliebe voraussetzen.
Die Sache verlohnt es also schon,
durch Bild und Wort auf diese
Gaben zurückzukommen, und so wer-
den wir das tun. _

Der Kaiser und der Städte-
bau

^n einem Gespräch mit dem Ober-
Obürgermeister von Charlottenburg
über die Döberitzer tzeerstraße kam
der Kaiser auch auf die Anlage des
Reichskanzlerplatzes zu sprechen. Er
sagte, daß diese ihm in der jetzigen
Gestalt zwar gefalle, aber ursprüng-
lich habe ihm eine Anlage „nach dem
Vorbild der schönen altfranzösischen
Städteplätze vorgeschwebt, die sich
durch ihre streng einheitlichen charak-

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