Nr. 5.
Münchner kunsttechnische Blätter.
19
Die Schmelzung der Harze in voHkommen ge-
schlossenen Gefässen bietet grosse Vorteile. Trotzdem
ist dieses Verfahren noch nicht in grösserem Mass-
stabe in der Technik eingeführt worden. Schräder
und Dumke*) und später Borowski in Stargard Hessen
sich Apparate patentieren, welche speziell zum Schmelzen
von Bernstein dienen sollen.
Nachdem die Harze geschmolzen, fügt man Leinöl
hinzu. Dasselbe wird in verschiedenartiger Form an-
gewandt, in rohem, gekochtem, dünn- oder dickflüssigem
Zustande (sog. Standöl). Für gewöhnlich wird ge-
kochtes Leinöl, sog. Leinölfirnis, verbraucht. Die
Trockenmittel (Sikkativ), die man dem Leinöle zusetzt,
sind: Bleiglätte, Mennige, Bleizucker, borsaures Man-
ganoxydul, Manganoxydhydrat und Braunstein. Das
borsaure Manganoxydul eignet sich ausserordentlich
zur Darstellung eines hellen Firnisses. Die Sikkative,
die in letzterer Zeit von verschiedener Seite vorge-
schlagen worden sind (Bleisuperoxyd, bleisaurer Kalk,
oxals. Mangan, ölsaures Blei), haben sich in der Praxis
nicht bewährt, da sie nicht genügende Trockenkraft
besitzen. Nur das harzsaure Mangan hat sich als
Trockenmittel Eingang verschafft, da es eine ausser-
ordentlich kräftige Wirkung ausübt. Das geschmolzene
Produkt wird auch vielfach in Terpentinöl gelöst und
als flüssiges Sikkativ in den Handel gebracht.
Was nun die Herstellung von flüchtigen Lacken
betrifft, so ist dieselbe eine überaus einfache. Man
löst das betreffende Harz in offenen oder geschlos-
senen Kesseln mit oder ohne Wärmeanwendung auf.
Ino Werner in Mannheim konstruierte einen Dampf-
kochapparat, der sich in der Praxis gut bewährt hat.
Die Vorrichtung, die Würth in Stuhlingen erfunden
hat, bewirkt, dass die heissen Dämpfe lösend auf die
Harze einwirken, wodurch ein sehr rationelles Arbeiten
ermöglicht wird.
Buchheister stellt Spirituslacke auf folgende Weise
dar. In Blechtrommeln lässt man in der halben Höhe
ein paar Vorsprünge einlöten, auf welche ein durch-
löchertes, mit einem kleinen Griff versehenes Blech
gelegt werden kann. Auf dieses nicht zu grosslöche-
rige Sieb schüttet man die Harze und übergiesst sie
mit der nötigen Menge Spiritus. Nachdem man das
Gefäss mit einem Deckel verschlossen hat, stellt man
es beiseite, und nach 6—7 Stunden ist der Lack voll-
ständig fertig.
Schon oft ist der Gedanke angeregt worden, das
zerkleinerte und in dünnen Schichten eingebrachte
Harz bei ca. 100° C durch Einwirkung der Dämpfe
von Phenol, Kresol allein oder im Gemisch mit Ter-
pentinöl, Holzgeist aufzuschwellen und durch fortge-
setzte Behandlung in besonderen geschlossenen heiz-
baren Kammern mit immer frischen heissen Dämpfen
der genannten Lösungsmittel in Lösung zu bringen.
Nach Schmidt dient ein kleiner Zusatz von wei-
chem oder leichtlöslichem Harz dazu, die Löslichkeit
der schwerlöslichen sogenannten Hartharze zu be-
fördern. Dammar und Fichtenharz gehören demnach
zu den weichen Harzen, während die Kopale sowie
Bernstein zu den harten Harzen gerechnet werden
müssen. Statt eines Weichharzes kann man auch die
Destillate der Hartharze (z. B. Kopalöl, Bernsteinöl)
verwenden.
Die Lösungsmittel, die hauptsächlich zur Darstel-
lung der flüchtigen Lacke verwendet worden, sind:
Terpentinöl, Benzin, Alkohol, Fuselöl. In Nordamerika
verwendet man vielfach Holzgeist statt gewöhnlichen
Alkohol, da der Preis des letzteren ein enorm hoher ist.
Terpentinöl wird hauptsächlich zur Darstellung von
Dammarürnis verwendet. Gewöhnlich wird noch Benzin
zugesetzt. Die Herstellung geschieht in einem guss-
eisernen Kessel, da Kupfer das Produkt grün färbt.
*) D. R. P. 4049, 4679, 6322.
Setzt man vor dem Sieden 2—3"), Leinöl hinzu, so
erhält man einen Firnis, der weniger spröde ist. Zu-
weilen wird der Dammarürnis, um den Anstrich härter
und widerstandsfähiger zu machen, mit Kopal gemischt.
Man schmilzt zu diesem Zwecke zwei Teile des letz-
teren, löst in einem Teil leichten Leinölürnis und setzt
dieser Masse vier Teile Dammarürnis hinzu. Auch
durch Lösen von zehn Teilen Dammarürnis in zwölf
Teilen Terpentinöl bei Siedehitze und Verdünnen der
Lösung mit sechs Teilen Alkohol von 92% erhält man
einen guten Dammarürnis.
Mannigfache Verwendung ünden namentlich in
letzterer Zeit die Kautschukürnisse. Dieselben werden
hergestellt, indem man den Kautschuk in kleine Stücke
schneidet und mit Schwefelkohlenstoff übergiesst.
Nachdem die Masse aufgequollen, löst man dieselbe
in leichtem Steinkohlenteeröl, seiht die Lösung durch,
destilliert den Schwefelkohlenstoff im Wasserbade ab
und verdünnt den Rückstand mit dem Lösungsmittel.
Dieser Firnis ist nahezu farblos und trocknet sehr
schnell, doch besitzt derselbe keinen Glanz. Er eignet
sich besonders zum Ueberziehen von Zeichnungen,
Landkarten usw. Man kann zum selben Zwecke auch
Kollodium benutzen, welchem man, um eine grössere
Geschmeidigkeit zu erzielen, 1/33 seines Volumens
Rizinusöl zusetzt.
Die alkoholischen Firnisse werden hauptsächlich
für Holz-, Papier- und Buchbinderarbeiten verwendet.
Die Darstellung besteht einfach in dem Lösen der
gepulverten Harze in Alkohol.
(Schluss folgt.)
Die Blasen- und Schaumbildung im Leim
und deren Nachteile.
(Schluss.)
Die Herstellung des Leims als Klebe- und Farben-
mischmittel ist in folgender Weise vorzunehmen: Nach
dem Zerschlagen sind die Stücke in ziemlich viel
kaltem weichen Wasser einzuweichen, und lässt man
sie wenigstens einen Tag stehen, wobei ein guter
Leim bis auf das Doppelte aufquillt, aber nicht zer-
fallen darf. Ferner darf sich kein übler Geruch be-
merkbar machen, und das überstehende Wasser muss
rein und klar bleiben. Ebenso darf der Leim nicht
etwa in Lösung übergegangen sein, eine Eigenschaft,
die die Kunstleime aufweisen. Nach dem Aufquellen
werden die Stücke aus dem Wasser genommen und
in einem sauberen Emaillegeschirr über massigem
Feuer zum Schmelzen, aber niemals zum Kochen ge-
bracht, da er hierdurch ganz erheblich an seiner
Bindekraft, ja sogar an Klarheit und Reinheit verliert,
und ist es besser, wenn ein Wasserbad zum Schmelzen
gebraucht wird, denn dann kann das Kochen, beson-
ders aber das Anbrennen sich nicht einstellen, wo-
durch der Leim verunreinigt wird. Während des
Schmelzens rührt man mit einem Holzspan langsam,
um das Schmelzen zu beschleunigen, und wenn alles
zerlaufen und die Lösung üüssig ist, muss das Ab-
heben der Blasen in der geschilderten Weise vorge-
nommen werden.
Als Gegenmittel der Blasen- und Schaumbildung
der zu verarbeitenden Leimlösung dient eine Wenig-
keit unaufgekochter Milch, während der Zusatz von
etwas Spiritus das allzurasche Erstarren der Lösung
verhindert, welcher Zweck durch die Beigabe einiger
Tropfen reinen Glyzerins ebenfalls erreicht wird. Durch
vermehrten Zusatz von Glyzerin kann die Lösung für
längere Zeit üüssig erhalten werden, doch darf man
das Mass nicht zu sehr überschreiten, denn dann ver-
liert der Leim und die damit erzeugten Mischungen
an Bindekraft und die Anstriche sind empfänglich für
Feuchtigkeit, also ist möglichst sparsam mit der Zu-
Münchner kunsttechnische Blätter.
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Die Schmelzung der Harze in voHkommen ge-
schlossenen Gefässen bietet grosse Vorteile. Trotzdem
ist dieses Verfahren noch nicht in grösserem Mass-
stabe in der Technik eingeführt worden. Schräder
und Dumke*) und später Borowski in Stargard Hessen
sich Apparate patentieren, welche speziell zum Schmelzen
von Bernstein dienen sollen.
Nachdem die Harze geschmolzen, fügt man Leinöl
hinzu. Dasselbe wird in verschiedenartiger Form an-
gewandt, in rohem, gekochtem, dünn- oder dickflüssigem
Zustande (sog. Standöl). Für gewöhnlich wird ge-
kochtes Leinöl, sog. Leinölfirnis, verbraucht. Die
Trockenmittel (Sikkativ), die man dem Leinöle zusetzt,
sind: Bleiglätte, Mennige, Bleizucker, borsaures Man-
ganoxydul, Manganoxydhydrat und Braunstein. Das
borsaure Manganoxydul eignet sich ausserordentlich
zur Darstellung eines hellen Firnisses. Die Sikkative,
die in letzterer Zeit von verschiedener Seite vorge-
schlagen worden sind (Bleisuperoxyd, bleisaurer Kalk,
oxals. Mangan, ölsaures Blei), haben sich in der Praxis
nicht bewährt, da sie nicht genügende Trockenkraft
besitzen. Nur das harzsaure Mangan hat sich als
Trockenmittel Eingang verschafft, da es eine ausser-
ordentlich kräftige Wirkung ausübt. Das geschmolzene
Produkt wird auch vielfach in Terpentinöl gelöst und
als flüssiges Sikkativ in den Handel gebracht.
Was nun die Herstellung von flüchtigen Lacken
betrifft, so ist dieselbe eine überaus einfache. Man
löst das betreffende Harz in offenen oder geschlos-
senen Kesseln mit oder ohne Wärmeanwendung auf.
Ino Werner in Mannheim konstruierte einen Dampf-
kochapparat, der sich in der Praxis gut bewährt hat.
Die Vorrichtung, die Würth in Stuhlingen erfunden
hat, bewirkt, dass die heissen Dämpfe lösend auf die
Harze einwirken, wodurch ein sehr rationelles Arbeiten
ermöglicht wird.
Buchheister stellt Spirituslacke auf folgende Weise
dar. In Blechtrommeln lässt man in der halben Höhe
ein paar Vorsprünge einlöten, auf welche ein durch-
löchertes, mit einem kleinen Griff versehenes Blech
gelegt werden kann. Auf dieses nicht zu grosslöche-
rige Sieb schüttet man die Harze und übergiesst sie
mit der nötigen Menge Spiritus. Nachdem man das
Gefäss mit einem Deckel verschlossen hat, stellt man
es beiseite, und nach 6—7 Stunden ist der Lack voll-
ständig fertig.
Schon oft ist der Gedanke angeregt worden, das
zerkleinerte und in dünnen Schichten eingebrachte
Harz bei ca. 100° C durch Einwirkung der Dämpfe
von Phenol, Kresol allein oder im Gemisch mit Ter-
pentinöl, Holzgeist aufzuschwellen und durch fortge-
setzte Behandlung in besonderen geschlossenen heiz-
baren Kammern mit immer frischen heissen Dämpfen
der genannten Lösungsmittel in Lösung zu bringen.
Nach Schmidt dient ein kleiner Zusatz von wei-
chem oder leichtlöslichem Harz dazu, die Löslichkeit
der schwerlöslichen sogenannten Hartharze zu be-
fördern. Dammar und Fichtenharz gehören demnach
zu den weichen Harzen, während die Kopale sowie
Bernstein zu den harten Harzen gerechnet werden
müssen. Statt eines Weichharzes kann man auch die
Destillate der Hartharze (z. B. Kopalöl, Bernsteinöl)
verwenden.
Die Lösungsmittel, die hauptsächlich zur Darstel-
lung der flüchtigen Lacke verwendet worden, sind:
Terpentinöl, Benzin, Alkohol, Fuselöl. In Nordamerika
verwendet man vielfach Holzgeist statt gewöhnlichen
Alkohol, da der Preis des letzteren ein enorm hoher ist.
Terpentinöl wird hauptsächlich zur Darstellung von
Dammarürnis verwendet. Gewöhnlich wird noch Benzin
zugesetzt. Die Herstellung geschieht in einem guss-
eisernen Kessel, da Kupfer das Produkt grün färbt.
*) D. R. P. 4049, 4679, 6322.
Setzt man vor dem Sieden 2—3"), Leinöl hinzu, so
erhält man einen Firnis, der weniger spröde ist. Zu-
weilen wird der Dammarürnis, um den Anstrich härter
und widerstandsfähiger zu machen, mit Kopal gemischt.
Man schmilzt zu diesem Zwecke zwei Teile des letz-
teren, löst in einem Teil leichten Leinölürnis und setzt
dieser Masse vier Teile Dammarürnis hinzu. Auch
durch Lösen von zehn Teilen Dammarürnis in zwölf
Teilen Terpentinöl bei Siedehitze und Verdünnen der
Lösung mit sechs Teilen Alkohol von 92% erhält man
einen guten Dammarürnis.
Mannigfache Verwendung ünden namentlich in
letzterer Zeit die Kautschukürnisse. Dieselben werden
hergestellt, indem man den Kautschuk in kleine Stücke
schneidet und mit Schwefelkohlenstoff übergiesst.
Nachdem die Masse aufgequollen, löst man dieselbe
in leichtem Steinkohlenteeröl, seiht die Lösung durch,
destilliert den Schwefelkohlenstoff im Wasserbade ab
und verdünnt den Rückstand mit dem Lösungsmittel.
Dieser Firnis ist nahezu farblos und trocknet sehr
schnell, doch besitzt derselbe keinen Glanz. Er eignet
sich besonders zum Ueberziehen von Zeichnungen,
Landkarten usw. Man kann zum selben Zwecke auch
Kollodium benutzen, welchem man, um eine grössere
Geschmeidigkeit zu erzielen, 1/33 seines Volumens
Rizinusöl zusetzt.
Die alkoholischen Firnisse werden hauptsächlich
für Holz-, Papier- und Buchbinderarbeiten verwendet.
Die Darstellung besteht einfach in dem Lösen der
gepulverten Harze in Alkohol.
(Schluss folgt.)
Die Blasen- und Schaumbildung im Leim
und deren Nachteile.
(Schluss.)
Die Herstellung des Leims als Klebe- und Farben-
mischmittel ist in folgender Weise vorzunehmen: Nach
dem Zerschlagen sind die Stücke in ziemlich viel
kaltem weichen Wasser einzuweichen, und lässt man
sie wenigstens einen Tag stehen, wobei ein guter
Leim bis auf das Doppelte aufquillt, aber nicht zer-
fallen darf. Ferner darf sich kein übler Geruch be-
merkbar machen, und das überstehende Wasser muss
rein und klar bleiben. Ebenso darf der Leim nicht
etwa in Lösung übergegangen sein, eine Eigenschaft,
die die Kunstleime aufweisen. Nach dem Aufquellen
werden die Stücke aus dem Wasser genommen und
in einem sauberen Emaillegeschirr über massigem
Feuer zum Schmelzen, aber niemals zum Kochen ge-
bracht, da er hierdurch ganz erheblich an seiner
Bindekraft, ja sogar an Klarheit und Reinheit verliert,
und ist es besser, wenn ein Wasserbad zum Schmelzen
gebraucht wird, denn dann kann das Kochen, beson-
ders aber das Anbrennen sich nicht einstellen, wo-
durch der Leim verunreinigt wird. Während des
Schmelzens rührt man mit einem Holzspan langsam,
um das Schmelzen zu beschleunigen, und wenn alles
zerlaufen und die Lösung üüssig ist, muss das Ab-
heben der Blasen in der geschilderten Weise vorge-
nommen werden.
Als Gegenmittel der Blasen- und Schaumbildung
der zu verarbeitenden Leimlösung dient eine Wenig-
keit unaufgekochter Milch, während der Zusatz von
etwas Spiritus das allzurasche Erstarren der Lösung
verhindert, welcher Zweck durch die Beigabe einiger
Tropfen reinen Glyzerins ebenfalls erreicht wird. Durch
vermehrten Zusatz von Glyzerin kann die Lösung für
längere Zeit üüssig erhalten werden, doch darf man
das Mass nicht zu sehr überschreiten, denn dann ver-
liert der Leim und die damit erzeugten Mischungen
an Bindekraft und die Anstriche sind empfänglich für
Feuchtigkeit, also ist möglichst sparsam mit der Zu-