Nr. 24-
Münchner kunsttechnische Blätter.
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partie immer hart und unschön wirkt, während eine
ausgewaschene zart und natürlich erscheint.
Um nun eine leichte Wolkenpartie auszuwaschen,
zeichnet man mit dem gut ausgedrückten Pinsel in die
noch nasse Fläche die gewünschten Formen. Der
Pinsel nimmt an jenen Stellen die Flüssigkeit und
Farbe wieder zu sich auf, und so erscheint die Zeich-
nung hell, zuweilen fast weiss. Nach wenigen Strichen,
wenn der Pinsel wieder einige Flüssigkeit aufgenommen
hat, versagt er den Dienst und muss wieder neu aus-
gedrückt werden. Man kann den Effekt des Aus-
waschens noch unterstützen und erhöhen, wenn man
diese Stellen tüchtig mit Löschpapier abtrocknet und
dann noch mit Brotkrumen leicht überreibt.
Ist die angelegte Fläche nun gar schon trocken,
so kann man mit dem mit reinem Wasser gefüllten
Pinsel seine Zeichnung ausführen, wischt man dann
mit einem Leinwandlappen oder besser mit einem
Stückchen Rehleder kräftig darüber, so erscheint diese
Zeichnung nahezu weiss. Besitzt man einige Uebung
in dieser Technik, so kann man jede beliebige Stärke
des Tones auf diese Weise herauswischen. So ist es
bei einiger Uebung ein leichtes, aus dunkel angelegter
Fläche ganze Figuren herauszumodellieren. Natürlich
darf man nur Stückchen für Stückchen herausarbeiten,
denn grosse Flächen kann man nicht auf einmal her-
auswischen.
Auch selbst der Radiergummi ist als Mitte! zur
Aufhellung zu verwenden, besonders da, wo es sich
um geringe Nuancen handelt. Natürlich kann man
nicht mehr darübermalen. Mit einem Borstenpinsel,
in Wasser getaucht, lassen sich auch Stellen auf hellen
oder zu hart nebeneinandergesetzte Töne verwaschen.
Zum Schlüsse kann noch das Radiermesser zum Aus-
kratzen von Lichtstellen, wie z. B. feiner Gräser, Halme
usw., benutzt werden.
Ein breites Messer dient dazu, um ganze Flächen
aufzuhellen und rauh zu machen. Hat man auf rauhem
Papier eine Fläche angelegt, die vollkommen trocken
ist, und schabt mit dem Messer darüber, so nimmt
dasselbe die Farbe von den Rauhigkeiten des Papiers
weg, während dieselbe in den Tiefen stehen bleibt.
Die so behandelte Fläche wird sonach mit vielen
weissen oder lichten Punkten bedeckt sein und die
Fläche rauh erscheinen lassen, wie etwa eine Mauer
oder ein Stein. Nur rate ich besonders dem Anfänger,
das Radiermesser nicht zuviel anzuwenden.
Gerade rauhe Gegenstände, wie altes Holz, Mauern,
Steine, Baumstämme u. a. m„ kann man unmöglich stoff-
lich charakterisieren, wenn man nicht auf Mittel sinnt,
die Farbe anders aufzutragen, als man dies etwa bei
Behandlung von Luft, Wasser oder glatten Gegen-
ständen überhaupt tun würde.
Zu diesem Zweck nimmt man sehr wenig Farbe
in den Pinsel und führt denselben über das Papier.
Jetzt haftet dieselbe nicht gut auf demselben, und es
werden zahlreiche Stellen von der Farbe unbedeckt
bleiben.
Mit einiger Uebung kann man es dahin bringen,
dass man das Malen mit halbtrockenem Pinsel voll-
kommen in der Hand hat und durch die entstehenden
Zufälligkeiten die schönsten Effekte erzielen. Je nach-
dem, ob mehr oder weniger Farbe in dem Pinsel ist,
ob er schnell oder langsam über die Fläche geführt
wird, fallen diese Schraffierungen aus. Besonders schön
kann man Baumpartien und Steine nachahmen.
Nachdem ich nun den angehenden Aquarellisten
auf so verschiedene technische Kunstgriffe aufmerksam
gemacht habe, will ich ihm noch sagen, dass, wenn er
nach der Natur malt, er nicht etwa durch unzählige
Entwürfe und Skizzen seine Zeit vertändeln soll,
sondern er soll sich die Kenntnis der Farben un-
mittelbar nach der Natur aneignen. Zu diesem Zweck
soll er sich einen Teil oder das Ganze eines male-
rischen Vordergrundes für seinen ersten Versuch aus-
suchen und sich zur Vollendung desselben genügend
Zeit nehmen.
Beim Malen oder Skizzieren nach der Natur ist es
dringend erforderlich, auf die Verschiedenheiten der
Beleuchtung während des Vor- und Nachmittags zu
achten, denn wenn die Sonne ihren Höhepunkt er-
reicht hat, unterzieht sich Licht und Schatten in der
Landschaft einem völligen Wechsel. Deshalb vollende
man auch solche Naturstudien, wenn sie sich nicht an
einem Vor- oder einem Nachmittag fertigstellen lassen,
erst an den betreffenden Zeitabschnitten des folgen-
den Tages.
Die ersten nach der Natur gemalten Studien sollen
nur einfache Gegenstände, Bäume, Büsche, Felsen,
romantische Gartenhäuser usw., sein, die aber bis in
die kleinsten Details auszuführen sind. Dann erst soll
man zu umfangreicheren Studien übergehen, die oft
den Charakter eines Gemäldes haben können.
Zum Schlüsse bemerke ich noch, dass das Aqua-
rellieren nach der Natur der beste Lehrmeister und
der richtige Weg zur Ausbildung ist. Also wie gesagt,
mit einfachen Objekten beginnen und mit solchen,
welche keiner Bewegung und keinem Wechsel in der
Beleuchtung ausgesetzt sind, steigert sich Wissen und
Können ganz von selbst. Kopieren von Bildern ist
nur da von Vorteil, wo es sich um die Nachahmung
und Erlernung der Technik handelt.
Sickativ als Trockenmittel der Maler-
farben.
Das einzige und zuverlässigste Mittel, um das
Trocknen der Oel- und Firnisfarben zu beschleunigen,
ist das Sickativ, und man soll beim Kauf dieses wich-
tigen Trockenmittels sehr vorsichtig zu Werke gehen,
denn es gibt Präparate, die wohl in gewissem Sinne
für gewöhnliche Anstreicherfarben geeignet sein mögen,
aber für die hochfeinen Malerfarben sind sie geradezu
verderblich, weshalb man sich bei derartigen An-
schaffungen wohl direkt an die Farbenfabriken wenden
soll, wenn am Platze keine zuverlässige Firma vor-
handen ist.
Ein gutes flüssiges Sickativ soll möglichst farblos
sein, und es darf sich nicht bräunen, wenn es mehrere
Tage hindurch dem vollen Sonnenlicht ausgesetzt wird,
welche Probe stets vorzunehmen ist, bevor es zum
Vermischen heller Oel- oder Firnisfarben gebraucht
wird. Zu dieser Probe ist ein kleines, sehr klares,
farbloses Fläschchen mit dem Sickativ zu füllen, dann
verkorkt man und stellt die Flasche in das direkte
Sonnenlicht. Ein zweites Fläschchen der gleichen Art
wird ebenfalls gefüllt und im Dunkeln verwahrt. Es
zeigt sich nach etwa 8—io Tagen beim Vergleichen
der beiden Fläschchen ein ziemlicher Unterschied,
denn das der Sonnenbestrahlung ausgesetzte Sickativ
ist bräunlich, flockig und trübe geworden, während
das im Dunkeln gestandene seine Klarheit beibehalten
hat, und hieraus kann man den Schluss ziehen, dass
das Präparat nicht für Malereizwecke geeignet ist. Denn
genau so wie die Bräunung im unvermischten Zustande
vor sich geht, muss sich in einem längeren Zeitraum
bei den hellen Farben auf den Malereien eine gewisse
Vergilbung einstellen, die man dann gewöhnlich den
Farben zuschreibt in der irrigen Meinung, dass diese
nicht lichtecht genug gewesen seien.
Das gewöhnliche Sickativ hat auch noch den wei-
teren Nachteil, dass es nicht genügend entfettet ist,
und wenn es in zu ausgiebiger Weise angewendet
wird, kann das Trocknen der Farben sogar mehrere
Monate dauern. Dabei stellt sich nach dieser Zeit
nicht selten das nachträgliche Kleben bzw. Erweichen
ein, wenn z. B. mehrere Bilder aufeinanderliegend im
warmen Raum und unter Druck verwahrt werden oder
Münchner kunsttechnische Blätter.
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partie immer hart und unschön wirkt, während eine
ausgewaschene zart und natürlich erscheint.
Um nun eine leichte Wolkenpartie auszuwaschen,
zeichnet man mit dem gut ausgedrückten Pinsel in die
noch nasse Fläche die gewünschten Formen. Der
Pinsel nimmt an jenen Stellen die Flüssigkeit und
Farbe wieder zu sich auf, und so erscheint die Zeich-
nung hell, zuweilen fast weiss. Nach wenigen Strichen,
wenn der Pinsel wieder einige Flüssigkeit aufgenommen
hat, versagt er den Dienst und muss wieder neu aus-
gedrückt werden. Man kann den Effekt des Aus-
waschens noch unterstützen und erhöhen, wenn man
diese Stellen tüchtig mit Löschpapier abtrocknet und
dann noch mit Brotkrumen leicht überreibt.
Ist die angelegte Fläche nun gar schon trocken,
so kann man mit dem mit reinem Wasser gefüllten
Pinsel seine Zeichnung ausführen, wischt man dann
mit einem Leinwandlappen oder besser mit einem
Stückchen Rehleder kräftig darüber, so erscheint diese
Zeichnung nahezu weiss. Besitzt man einige Uebung
in dieser Technik, so kann man jede beliebige Stärke
des Tones auf diese Weise herauswischen. So ist es
bei einiger Uebung ein leichtes, aus dunkel angelegter
Fläche ganze Figuren herauszumodellieren. Natürlich
darf man nur Stückchen für Stückchen herausarbeiten,
denn grosse Flächen kann man nicht auf einmal her-
auswischen.
Auch selbst der Radiergummi ist als Mitte! zur
Aufhellung zu verwenden, besonders da, wo es sich
um geringe Nuancen handelt. Natürlich kann man
nicht mehr darübermalen. Mit einem Borstenpinsel,
in Wasser getaucht, lassen sich auch Stellen auf hellen
oder zu hart nebeneinandergesetzte Töne verwaschen.
Zum Schlüsse kann noch das Radiermesser zum Aus-
kratzen von Lichtstellen, wie z. B. feiner Gräser, Halme
usw., benutzt werden.
Ein breites Messer dient dazu, um ganze Flächen
aufzuhellen und rauh zu machen. Hat man auf rauhem
Papier eine Fläche angelegt, die vollkommen trocken
ist, und schabt mit dem Messer darüber, so nimmt
dasselbe die Farbe von den Rauhigkeiten des Papiers
weg, während dieselbe in den Tiefen stehen bleibt.
Die so behandelte Fläche wird sonach mit vielen
weissen oder lichten Punkten bedeckt sein und die
Fläche rauh erscheinen lassen, wie etwa eine Mauer
oder ein Stein. Nur rate ich besonders dem Anfänger,
das Radiermesser nicht zuviel anzuwenden.
Gerade rauhe Gegenstände, wie altes Holz, Mauern,
Steine, Baumstämme u. a. m„ kann man unmöglich stoff-
lich charakterisieren, wenn man nicht auf Mittel sinnt,
die Farbe anders aufzutragen, als man dies etwa bei
Behandlung von Luft, Wasser oder glatten Gegen-
ständen überhaupt tun würde.
Zu diesem Zweck nimmt man sehr wenig Farbe
in den Pinsel und führt denselben über das Papier.
Jetzt haftet dieselbe nicht gut auf demselben, und es
werden zahlreiche Stellen von der Farbe unbedeckt
bleiben.
Mit einiger Uebung kann man es dahin bringen,
dass man das Malen mit halbtrockenem Pinsel voll-
kommen in der Hand hat und durch die entstehenden
Zufälligkeiten die schönsten Effekte erzielen. Je nach-
dem, ob mehr oder weniger Farbe in dem Pinsel ist,
ob er schnell oder langsam über die Fläche geführt
wird, fallen diese Schraffierungen aus. Besonders schön
kann man Baumpartien und Steine nachahmen.
Nachdem ich nun den angehenden Aquarellisten
auf so verschiedene technische Kunstgriffe aufmerksam
gemacht habe, will ich ihm noch sagen, dass, wenn er
nach der Natur malt, er nicht etwa durch unzählige
Entwürfe und Skizzen seine Zeit vertändeln soll,
sondern er soll sich die Kenntnis der Farben un-
mittelbar nach der Natur aneignen. Zu diesem Zweck
soll er sich einen Teil oder das Ganze eines male-
rischen Vordergrundes für seinen ersten Versuch aus-
suchen und sich zur Vollendung desselben genügend
Zeit nehmen.
Beim Malen oder Skizzieren nach der Natur ist es
dringend erforderlich, auf die Verschiedenheiten der
Beleuchtung während des Vor- und Nachmittags zu
achten, denn wenn die Sonne ihren Höhepunkt er-
reicht hat, unterzieht sich Licht und Schatten in der
Landschaft einem völligen Wechsel. Deshalb vollende
man auch solche Naturstudien, wenn sie sich nicht an
einem Vor- oder einem Nachmittag fertigstellen lassen,
erst an den betreffenden Zeitabschnitten des folgen-
den Tages.
Die ersten nach der Natur gemalten Studien sollen
nur einfache Gegenstände, Bäume, Büsche, Felsen,
romantische Gartenhäuser usw., sein, die aber bis in
die kleinsten Details auszuführen sind. Dann erst soll
man zu umfangreicheren Studien übergehen, die oft
den Charakter eines Gemäldes haben können.
Zum Schlüsse bemerke ich noch, dass das Aqua-
rellieren nach der Natur der beste Lehrmeister und
der richtige Weg zur Ausbildung ist. Also wie gesagt,
mit einfachen Objekten beginnen und mit solchen,
welche keiner Bewegung und keinem Wechsel in der
Beleuchtung ausgesetzt sind, steigert sich Wissen und
Können ganz von selbst. Kopieren von Bildern ist
nur da von Vorteil, wo es sich um die Nachahmung
und Erlernung der Technik handelt.
Sickativ als Trockenmittel der Maler-
farben.
Das einzige und zuverlässigste Mittel, um das
Trocknen der Oel- und Firnisfarben zu beschleunigen,
ist das Sickativ, und man soll beim Kauf dieses wich-
tigen Trockenmittels sehr vorsichtig zu Werke gehen,
denn es gibt Präparate, die wohl in gewissem Sinne
für gewöhnliche Anstreicherfarben geeignet sein mögen,
aber für die hochfeinen Malerfarben sind sie geradezu
verderblich, weshalb man sich bei derartigen An-
schaffungen wohl direkt an die Farbenfabriken wenden
soll, wenn am Platze keine zuverlässige Firma vor-
handen ist.
Ein gutes flüssiges Sickativ soll möglichst farblos
sein, und es darf sich nicht bräunen, wenn es mehrere
Tage hindurch dem vollen Sonnenlicht ausgesetzt wird,
welche Probe stets vorzunehmen ist, bevor es zum
Vermischen heller Oel- oder Firnisfarben gebraucht
wird. Zu dieser Probe ist ein kleines, sehr klares,
farbloses Fläschchen mit dem Sickativ zu füllen, dann
verkorkt man und stellt die Flasche in das direkte
Sonnenlicht. Ein zweites Fläschchen der gleichen Art
wird ebenfalls gefüllt und im Dunkeln verwahrt. Es
zeigt sich nach etwa 8—io Tagen beim Vergleichen
der beiden Fläschchen ein ziemlicher Unterschied,
denn das der Sonnenbestrahlung ausgesetzte Sickativ
ist bräunlich, flockig und trübe geworden, während
das im Dunkeln gestandene seine Klarheit beibehalten
hat, und hieraus kann man den Schluss ziehen, dass
das Präparat nicht für Malereizwecke geeignet ist. Denn
genau so wie die Bräunung im unvermischten Zustande
vor sich geht, muss sich in einem längeren Zeitraum
bei den hellen Farben auf den Malereien eine gewisse
Vergilbung einstellen, die man dann gewöhnlich den
Farben zuschreibt in der irrigen Meinung, dass diese
nicht lichtecht genug gewesen seien.
Das gewöhnliche Sickativ hat auch noch den wei-
teren Nachteil, dass es nicht genügend entfettet ist,
und wenn es in zu ausgiebiger Weise angewendet
wird, kann das Trocknen der Farben sogar mehrere
Monate dauern. Dabei stellt sich nach dieser Zeit
nicht selten das nachträgliche Kleben bzw. Erweichen
ein, wenn z. B. mehrere Bilder aufeinanderliegend im
warmen Raum und unter Druck verwahrt werden oder