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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 13
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Eibner, Alexander: Zum Nachdunkeln von Oelbildern, [1]: Oelunechte Mineral- und Erdfarben
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Berger, Ernst: Antike Tafelgemälde auf Schiefer, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0055

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Nr. 13., Münchner kunsttecknische. BIätte!: 31

behauptet werden, dass starkes Nachdunkeln eines Oeibildes durch Einwirkung von Schwefelwasserstoff
usw. zu den seltenen Ausnahmen gehört, unter Welche die Anwendung stark bleihaltiger Sikkative zählt.
Dagegen tritt es manchmal, und zwar vor dem Eintrocknen, bei Farbenmischungen auf,
deren Farbkörper stark verschiedene spezifische Gewichte haben. In diesem Falle findet eine
Entmischung der aufgetragenen nassen Farben dadurch ein, dass Trennung der Farbkörper nach
dem spezifischen Gewicht, d. h. Äbsetzen des schwereren, stattfindet. Ist der leichte der dunkel-
farbige, so dunkelt die Mischung hierbei nach. Man kann diese Erscheinung bei Gemischen von
Zinnober oder Caput mort. mit Pariser Blau wahrnehmen. Auch das manchmal beobachtete Aus-
blauen von grünem Zinnober beruht auf dem Versinken des, schwereren Farbkörpers im Oel. Diese
Erscheinung tritt bei langsam trocknenden Farben naturgemäss am stärksten auf und wird schon
von de Mayerne erwähnt. Doch kommt für Ermittlung der Hauptursachen des Nachdunkeins von
Oelbildern diesen Vorgängen wesentliche Bedeutung nicht zu, da Mischungen wie obige wegen ihres
hässlichen Tones selten hergestellt werden. (Fortsetzung folgt )
Antike TaietgemäMe aut Schieter.

Von
Zwei Gemälde, von denen vermutet wird, dass sie
antiken Ursprungs seien, haben zur Zeit ihrer Auffin-
dung das Interesse der gelehrten Welt erregt. Beide
sind auf Schiefer gemalt. Das erste, eine weibliche
Halbfigur, eine „Muse" mit einer Lira, befindet sich
in der Sammlung der Accademia Etrusca zu Cortona
(Mittelitalien). Das zweite, jetzt verschollene Bild, ein
Cleopatrabildnis, wurde im Jahre 1822 in der Nähe
von Tivoli gefunden*). Bald nach dessen Auffindung
wurden Teile der Malerei chemisch analisiert, wobei
die Annahme, dass es sich um ein enkaustisches Ge-
mälde handeln dürfte, bestätigt wurde.
Von bekannter Seite ist mir kürzlich eine Bro-
schüre zugeschickt worden, in der die Ergebnisse
dieser Analyse, in deutscher Sprache übersetzt, abge-
druckt sind. Der Autor, Druckort und Jahreszahl
fehlen. Wahrscheinlich handelt es sich um einen
Sonderabdruck des in der Beilage der „Augsburg.
Allg. Zeitung" im Jahre 1S82 erschienenen Artikels
„Ein Porträt der Cleopatra" von Dr. K. Schöner.
Die Broschüre hat den Titel:
Bemerkungen
über ein griechisches enkaustisches, auf
Schiefer ausgeführtes Gemälde.
Ich bringe hier diese interessanten Dokumente
wieder zum Abdruck:
Griechische Malerei auf Schiefer.
Wir legen hiermit dem Kenner einen der wert-
vollsten Gegenstände der Kunst vor, nicht nur vom
Standpunkte der Malerei, sondern auch vom Stand-
punkte der Geschichte aus.
Wegen Mangel an Beweisen hat man den Alten
bestritten, in der Malerei jenen hohen Grad der Voll-
kommenheit erreicht zu haben, den ihnen in anderen
Zweigen der Kunst niemand zuzuerkennen sich weigert.
Wirklich kannte man auch bis jetzt, oder bis ungefähr
vor 80 Jahren, von ihnen in diesem Punkte nur, was
die Geschichtsschreiber über die Leistungen der
grossen Künstler des Altertumes berichtet hatten.
Pompeji und Herculanum haben einigermassen
den Schleier der Unwissenheit gelüftet, in welcher
man sich in dieser Beziehung befand. Dennoch fand
man in diesen verschütteten Städten nur mehr oder
minder bedeutende Fresken, keines aber von jenen
prachtvollen und problematischen enkaustischen Ge-
mälden, welche Plinius so sehr lobt.
Es ist leicht begreiflich, dass die Archäologen
diese Ueberiegcnheit in der Kunst in Zweifel ziehen
konnten.

*) Beide Bilder sind abgebildet in m. „Maltechnik
des Altertums", S. 209 und 210.

E. B.
Bis jetzt hatten wir auch wirklich nur die Spuren
grossartiger Monumente von einem reinen und erha-
benen Stile, den man wohl nachahmte, aber nie über-
traf. Wie gesagt, hat man jederzeit die Vorzüglichkeit
der Alten in den verschiedenen Zweigen der Kunst
anerkannt, jetzt aber können wir auch ihr Genie vom
Standpunkte der Malerei aus würdigen.
Vor ungefähr einem halben Jahrhundert fand in
Cortona, einer alten Stadt Italiens (sie war eine der
zwölf etruskischen Metropolen und später von den
Römern bewohnt) ein Bauer beim Umgraben einen
viereckigen Stein, worauf eine gemalte halbe Figur zu
sehen war.
Der Stein war ein Schiefer und die Figur eine
enkaustische Malerei, welche eine Muse darstellte
unter der Form eines jungen, mit Lorbeer bekränzten
Mädchens mit entblösster Brust, und in der Hand eine
Lyra von antiker Form haltend.
Die Chronik erzählt, dass der Bauer seinen Fund
nach Hause brachte und die Figur, deren jungfräu-
lichen Typus er bewunderte, in seiner Einfalt für eine
Madonna hielt. Der Sitte des Landes folgend, ver-
ehrte er sie auch als solche, indem er eine kleine
brennende Lampe unter sie stellte.
Erst lange nachher belehrte der Pfarrer des Ortes,
der den Bauern besuchte, denselben über seinen Irr-
tum; aber fast ebenso unwissend als der Bauer selbst,
befliss sich der Pfarrer nur, den profanen Ursprung
dieses Werkes nachzuweisen, indem er die Augen
schloss über den grossen Wert eines solchen Gemäldes,
das bisher noch einzig in seiner Art war.
Der Bauer, für den das Bild seinen Wert verlor,
sobald es aufhörte, eine Madonna vorzustellen, suchte
von nun an es nutzbringend zu verwenden, indem er
diesen Schieferstein an die Stelle der fehlenden Türe
seines Backofens setzte, woselbst derselbe während
ungefähr 13 Jahren der Heftigkeit des Feuers ausge-
setzt blieb. Während dieser Zeit, die man als eine
Probe ohnegleichen ansehen kann, hat die Malerei
nicht die geringste Veränderung erlitten.
Von diesem Orte der Vergessenheit kam das Bild
in das Museum von Cortona, wo man es heute noch
sehen, die Feinheit der Zeichnung und die Unver-
wüstlichkeit dieser enkaustischen Malerei bewundern
kann. Kein Werk der Neuzeit lässt an Schönheit und
Feinheit der Ausführung sich mit diesem vergleichen.
Plinius gibt uns davon eine sehr umständliche Be-
schreibung, und Berichte, welche im Verhältnis zu
unseren beschränkten Mitteln, wenn nicht für wunder-
bar, doch für übertrieben gelten.
Erst vor ungefähr 40 Jahren ward in einem Sumpfe
Roms ein zweites enkaustisches Gemälde aufgefunden.
Gleich der Muse von Cortona blieb auch dieses
 
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