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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 20
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Berger, Ernst: Walter Zieglers neues Werk über graphische Techniken
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0083

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Manchen, 23. Juni 1913.

Beitage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Prof. Ernst Berger.

IX. Jahrg. Nr. 20.

Inhait: Walter Ziegiers neues Werk über graphische Techniken. Von E. B. — Unterricht in der Hatmate-
rialienkunde. Vorlesungsprogramm von Prof. Dr. A. Eibner. (Fortsetzung.) — Farbstoffe früherer
Zeiten. — Fachliteratur (Nachtrag).

Walter Zieglers neues Werk über graphische Techniken.*)

Es ist in diesen Blättern schon wiederholt
auf W. Zieglers vortreffliches Werk „Die Tech-
niken des Tiefdruckes" hingewiesen worden als
des besten, die verschiedenen Arten der Radie-
rung und des Kupferstichs erschöpfend behandeln-
den Lehrbuches, das wir bisher besitzen. Der
nicht geringste Vorzug dieser Arbeit Zieglers ist,
dass er darin alle durch jahrzehntelanges Experi-
mentieren selbsterprobten Techniken beschreibt,
bei manchem Verfahren auch eigene Verbesse-
rungen eingeführt und die alten überprüft hat.
Als ein besonderer Vorzug dieses Buches konnte
noch die Beigabe des reichlichen Illustrations-
materials hervorgehoben werden, durch das erst
alles deutlich gezeigt und jegliche technische
Eigentümlichkeit des Verfahrens dem Leser ein-
dringlich vor Augen geführt wird.
Dem vielfach geäusserten Verlangen, ausser
der Radierung auch alle übrigen manuellen gra-
phischen Techniken in übersichtlicher Form zu
beschreiben und alles, was unter Originalgraphik
verstanden wird, zusammenzufassen, ist Zieglers
neues gross angelegtes Werk gefolgt. Es ist geteilt
in zwei Bände, deren erster die Schwarz-Weiss-
Kunst enthält, während dem zweiten die mehr-
farbigen graphischen Verfahren Vorbehalten bleiben.
In seinem neuen Buch geht Ziegler von der
Zeichnung, als der Grundlage jedes graphischen
Verfahrens, aus, er behandelt dabei alle techni-
schen Mittel des Zeichnens, mit trockenem Pig-
*) Die manuellen graphischen Techniken.
Zeichnung, Lithographie, Holzschnitt, Kupferstich und
Radierung sowie die verwandten graphischen Verfahren
des Hoch-, Flach- und Tiefdruckes. I. Band: Die
Schwarz-Weiss-Kunst. Erweiterte zweite Auflage
des Werkes: „Die Techniken des Tiefdruckes". Her-
ausgegeben von Walter Ziegler. Mit 120 in den
Text gedruckte. Abbildungen. Halle a. S. [9:2 (Wilh.
Knapp). Preis geh. H. 9.80; geb. M. :o.8o.

ment (in Stiftform), mit flüssigen Farben, die
Weisszeichnung auf schwarzem Grund, dann die
Umkehrungen (Rauch- und Schabbilder), das nega-
tive Zeichnen beim Pausen usw., und er vergisst
auch die Hilfsapparate (Camera lucida u. a.) nicht,
die zur Erleichterung des Uebertragens der Zeich-
nung auf die Druckplatten dienen.
Die für Graphik in Betracht kommenden Druck-
methoden lassen sich in Gruppen teilen, und zwar
in den Hochdruck, bei dem alles druckt, was
über dem Plattenniveau hervorragt, in den Flach-
druck, bei dem die Druckelemente in gleicher
Fläche mit dem Plattenniveau liegen und nur
durch chemische oder physikalische Veränderung
der Oberflächenteile druckfähig gemacht werden
und in den Tiefdruck.
Zu der ersten Art rechnet man den Holz-
schnitt, zur zweiten die Lithographie, Algraphie
und ähnliche Verfahren.
Der Verschiedenheit des Plattenmaterials ent-
spricht auch die Art des Drückens. Während
beim Hochdruck (Buchdruck) das auf die Druck-
platte gelegte Papier mittels einer ebenen Platte
(Tiegel) gleichmässig und gleichzeitig angedruckt
wird, wird beim Flachdruck mit Hilfe eines pris-
matischen Holzstückes (Reiber), das über der
glatten oder mit Fett schlüpfrig gemachten Pappe
(Pressspahn) sich hinwegbewegt, der Druck in
zügiger, fortschreitender Bewegung unter gelindem
Druck parallel der Kante des Reibers bewerk-
stelligt.
Beim Tiefdruck liegt die Druckfarbe in der
vertieften Zeichnung und muss unter starkem
Druck auf das aufgelegte Papier herausgepresst
werden. Hierzu ist eine elastische Auflage (Press-
tuch) nötig, und der durch die Stahlwalze er-
folgte Druck entsteht in fortschreitender, der Um-
drehung der Stahlwalze entsprechender Bewegung.
 
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