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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 14
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Eibner, Alexander: Zum Nachdunkeln von Oelbildern, [2]: oelunechte Mineral- und Erdfarben
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Berger, Ernst: Antike Tafelgemälde auf Schiefer, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0060

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56

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 14

Bestandteile dieser Farben, also etwa von Kölner Umbra herrühren könnte; da eine grössere
Anzahl als echter mineralischer Umbra bezeichneter pulverförmiger Farbproben bei fehlendem Gehalt
an organischen Stoffen deutliche bis sehr beträchtliche Oelunechtheit zeigte, und zwar auch hier
stärkste die gebrannten und besonders cyprische und italienische Sorten. Die betreffenden Auszüge
enthielten sowohl Eisen als Mangan. Es hatten also die in dem Mohnöl enthaltenen freien Fett-
säuren von den in den Umbren enthaltenen Eisen- und Manganverbindungen geringe Mengen unter
Bildung von fettsauren Salzen aufgelöst. Diese Lösungen treten beim Vorhandensein günstiger Vor-
bedingungen in die Uebermalung ein und färben diese an. Unter Berücksichtigung des oben
genannten Erfahrungssatzes gebe ich eine Methode an, mittels welcher man zu prüfen imstande ist,
ob eine Künstlerumbraölfarbe sich als durchschlagend erweisen wird. Man digeriert eine geringe
Menge der Farbe in einem Proberohr mit Aether unter Zerdrücken des Stranges mit einem Glasstab
und nachherigem Schütteln. Ist nach dem Absitzen des Farbstoffes der Aether stark braun gefärbt,
so kann die untersuchte Farbe durchschlagend sein. Zur weiteren Prüfung stellt man die sog.
Auslaufprobe*) an, indem man zu der aufgeschüttelten Masse etwas Terpentinöl setzt, sie auf
weisses Fliesspapier bringt, dieses horizontal legt und beobachtet. Zeigt sich um den Farbfieck herum
nach einiger Zeit eine einzige stark gefärbte Auslaufzone, so darf man annehmen, dass die Farbe bei
der üblichen Verwendungsart und Fehlen besonderer Vorsichtsmassregeln durchschlagen wird. Bildet
sich dagegen um den Farbfieck herum nur eine sehr schmale gefärbte Zone und ist diese von einer
breiten farblosen umgeben, so ist nicht anzunehmen, dass die Farbe durchschlagen wird. Entsteht
keine gefärbte Zone, so schlägt sie sicher nicht durch, falls nicht besondere Umstände hinzutreten. In
Zweifelsfällen, also wenn eine gefärbte Auslaufzone auftritt, muss vor der Verwendung der betreffenden
Farbe im Bilde die Ueberstrichmethode**) ausgeführt werden. (Schluss folgt.)
*) Beschrieben in der zit. Abhandlung von A. Eibner: Ueber technische Prüfungsmethoden von
Malerfarbstoffen.
**) Beschrieben in der zit. Abhandlung von A. Eibner: Ueber technische Prüfungsmethoden von
Malerfarbstoffen.

Antike Taielgemälde aut Schieter.

Von
Die wertvollen Details, das edle und tragische
Ensembie dieses Gemäldes, machen dasselbe zu einem
Werke, das gleich merkwürdig ist als Porträt und als
Gemälde.
Im Vergleiche zu der Muse von Cortona ist hier
das grosse Interesse in Betracht zu ziehen, welches
durch die Darstellung der Züge einer so berühmten
Königin hinzukommt und dann die grosse Vollkommen-
heit der Ausführung, welche auf die Hand eines
Meisters der damaligen Zeit deutet.
Das Gemälde von Cortona ist in der Tat mit
grossen Pinselstrichen ausgeführt, wovon die Spuren
zu sehen sind; hierdurch wird der Wert bedeutend
verringert.
Der Schiefer der Cleopatra ist an verschiedenen
Stellen zerbrochen; da derselbe bestimmt war, einen
Tempel zu schmücken, hatte er ohne Zweifel von der
Verwüstung durch die Barbaren zu leiden, wie fast
alle Kunstwerke dieser Zeit. Er ist von doppelten
Dimensionen, wie der von Cortona.

I.
Ergebnis
der chemischen Experimente und Analysen, welche
von dem Professor Anton Targioni-Torzetti, Chemiker
am Kgl. Lyzeum und der Kgl. Akademie der schönen
Künste zu Florenz an einem antiken, enkaustischen,
die Cleopatra darstellenden Gemälde vorgenommen
wurden.
Florenz, 17. April 1822.
Beauftragt mit der Untersuchung eines Gemäldes,
welches die Cleopatra in halber Figur natürlicher
Grösse darstellt und auf einem Schiefer von gräulicher

E. B. (Schluss.)
Farbe ausgeführt ist, habe ich nachstehende Wahr-
nehmungen gemacht.
1. Die Oberfläche des Gemäldes war beschmutzt,
ohne dass man angeben könnte, zu welcher Zeit. Ein
harziger Firnis und an einzelnen Stellen eine Lage
von trocknendem Oele bedeckten dieselbe. Ich habe
diese Substanzen mittels ätzender Pottasche und Ter-
pentinessenz entfernt; sie haben sich gänzlich auf-
gelöst.
2. Das also gereinigte Gemälde erschien um so
schöner und bot einen Anblick, der ganz verschieden
war von dem, welchen die bis jetzt bekannten, mit
trocknendem Oel gefertigten Bilder gewährten.
3. Der Glanz und die Reinheit der Farben und
besonders der Umstand, dass weder Pottasche noch
ätzende Lauge, noch Terpentinessenz, noch Alkohol
dieselben in irgendeiner Weise aufzulösen oder zu
verwischen vermochten, brachten mich auf den Ge-
danken, dass es ein enkaustisches Gemälde nach dem
Systeme der alten Maler Griechenlands und Roms
sein müsse.
4. Um die Beschaffenheit der verschiedenen Farben
sowie die zu ihrer Mischung erforderlichen Substanz
kennen zu lernen, habe ich an verschiedenen Stellen
des Gemäldes kleine Quantitäten davon abgekratzt
und damit folgende Experimente gemacht.
5. Einige abgekratzte Stücke, welche ich ver-
brannte, verbreiteten einen eigentümlichen Geruch,
ähnlich dem von sehr altem und fast harzig gewor-
denen Wachse, aber doch sehr verschieden von dem
des Oelgemisches der ältesten Gemälde, welche ver-
gleichsweise untersucht wurden.
6. Die siedende Pottasche hat nur einen kleinen
Teil daran aufgelöst.
7. Selbst der heisse Alkohol hatte auf die Sub-
stanz keine Wirkung.
8. Einige Säuren, wie die Salpeter-, die Schwefel-
 
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