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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 22
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Berger, Ernst: Die englische Gesellschaft der Temperamaler und ihre Veröffentlichungen
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Mangold, Chr.: Winke für Aquarellmaler, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0092

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88

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 22.

WandHäche gewidmet, zu der er ausschliesslich
Pergamentleim verwendete; J. Cooke behandelt
die Frage, wie man am besten verfährt, um einen
haltbaren und für englische Temperaturverhältnisse
geeigneten Grund zur Wandmalerei zu bereiten;
L. A. Turner weiss über ein Verfahren zu be-
richten, auf einer Unterlage von rohem Leinen
Gipsabgüsse zu fertigen.
Eine ausführliche Beschreibung der Eitempera-
malerei finden wir von R. Spencer Stanhope,
wobei besonders auf das von den alten Meistern
angewandte „System" Rücksicht genommen ist
und die Vorteile und die Nachteile des Ver-
fahrens erörtert werden. Nicht minder genau
sind die Angaben über Miniaturmalerei sowie die
Methode, auf Pergament in alter Manier zu ver-
golden von Philip Mortimer, ein Verfahren, das
in letzter Zeit zur Ausführung prächtiger Illumi-
nierung in England wieder in Mode gekommen ist.
J. D. Batten weist in seiner Abhandlung auf
die Sprungbildung hin, die bei weissen Pigmenten
in Mischung verschiedener Bindemittel entstehen
können, und gibt Beobachtungen über das Schwarz-
werden des Zinnobers bekannt. Ein weiterer Ab-
schnitt desselben Künstlers berührt die Frage der
Grundierung und des geeigneten Schutzes der
Leinwänden von rückwärts, die bei Tempera-
bildern wünschenswert ist.
Sehr ausführlich und das Thema erschöpfend
behandelt M. Sargant Florence die Fresko-
malerei. Die Arbeiten bei der Herstellung der
Wandfläche und der Kartons sowie die Präpa-
ration der Farben werden genau beschrieben und
dem eigentlichen Malen auf dem Freskogrund ist
ein besonderer Abschnitt gewidmet.
Einen instruktiven Vergleich zwischen mittel-
alterlicher und moderner Malerei zieht J. G. Sou-
thall in einem „Mediaeval and Modern" betitelten
Essay.
Seine Erfahrungen bei der Ausmalung einer
Kapelle in Madresüeld beschreibt Henry A.
Payne, wobei er auf einem Grund aus altge-
löschtem Kalk und Sandmörtel mit Eitempera sehr
gute Erfolge erzielte.
Nicht zu vergessen ist eine Abhandlung über
einige Temperagemälde der Nationalgalerie von
Mrs. C.J. Herringham, die bekanntlich Cenninis
Buch von der Kunst, mit Noten über mittelalter-
liche Malmethoden versehen, neu herausgegeben
hat, und' der auch die Zusammenstellung der
„Papers of the Society of Painters in Tempera"
zu danken ist.
Aus diesem kurzen Ueberblick kann gefolgert
werden, dass die englische Gesellschaft vollauf
bestrebt ist, technische Erfahrungen zum Nutzen
ihrer Mitglieder zu sammeln. In deren Publikation
ist Gelegenheit gegeben, eine Art von tech-
nischem Archiv zu schaffen, das bezweckt, diese
Erfahrungen nicht verloren gehen zu lassen. Wir

sehen darin mithin eine Idee verwirklicht, die
erst kürzlich vom Kollegen Prof. H. Urban in
Nr. 17 dieser Blätter angeregt worden ist, und
die auch bei uns in gleicher Weise Nachahmung
finden sollte.
Winke für Aquarellmaler.
Von Ch. Mangold.
Wenn sich auch nachweisen lässt, dass die Aquarell-
malerei im weiteren Sinne fast so alt als die Malerei
überhaupt ist — man denke nur an die kunstvollen
Initialen der pergamentenen Bücher, die von den Buch-
malern in den frühesten Jahrhunderten angefertigt
wurden —, so hängt sie doch im engeren Sinne mit
der Erfindung des Papieres zusammen. Ihre Anfänge
sind in den getuschten und sepierten Skizzen der
Niederländer und Italiener zu suchen. Allmählich gab
man der Tusche oder Sepia andere Farben bei und
nannte dieses Verfahren „Lavieren", welche Technik
mit den kolorierten Kupferstichen zu gleicher Zeit
florierte und charakteristisch für jene kunstarme und
geschmacklose Zeit wurde.
So entwickelte sich aus letzterer die eigentliche
Aquarellmalerei, die dann bis zu unserer heutigen Zeit
eine Höhe erreichte, die dann die Aquarelltechnik auf
die gleiche Stufe mit jeder anderen Technik in der
Malerei stellte. Sie kann sogar jetzt Vorteile aufweisen,
die ihr auf manchen Gebieten einen gewissen Vorzug
einräumen.
Vor allem ist die Aquarellmalerei in hohem Grade
für die Darstellung von Landschaften, Architektur und
Stilleben sowie Blumenstücken, überhaupt Malereien
in kleinerem Stil, geeignet. Schwieriger ist dagegen
das Malen von Porträts, Genre- und Tierstücken.
Die Aquarellmalerei erfordert eine ganz andere
Manier als das Malen mittels Oel- oder Deckfarben.
Ein Hauptvorteil der Aquarelltechnik ist die Schnellig-
keit der Arbeit. Das rasche Trocknen der Farben
ermöglicht ein überlegtes Arbeiten, verhindert aber
nicht, jeden Moment dieselbe zu unterbrechen und
wieder aufzunehmen. Ganz besonders eignet sich die
Aquarelltechnik zum Naturstudium. Alle Schwierig-
keiten, die sich der Oeltechnik beim Naturstudium in
den Weg stellen, fallen hierbei weg. Ausserdem haben
die Aquarellfarben den Vorteil, dass sie nicht glänzen
und infolgedessen die Reflexe, welche die Oelmalerei
in manchen Situationen geradezu unmöglich machen,
fortfallen und die Arbeit im Freien nicht beeinträch-
tigen. Noch ist beim Naturstudium die Hauptsache,
dass man in der Aquarellmalerei stets eine strenge
und bestimmte Zeichnung einhalten kann, um nach
Bedarf stückweise zu arbeiten.
Aber diesen Vorteilen stehen bei der Aquarell-
malerei Nachteile gegenüber, und diese zu überwinden
ist mit die Hauptschwierigkeit, die diese Technik aus-
macht. Vor allem der Umstand, dass grosse Ver-
änderungen während der Arbeit geradezu unmöglich
sind. Man kann einzelne Töne nach Belieben ver-
stärken oder wieder auf hellen, ja ganze Partien des
Gemäldes wieder auswaschen, aber nie wird es ge-
lingen, das Papier bei Korrekturen wieder auf seine
ursprüngliche Helligkeit zu bringen, wenn an den be-
treffenden Stellen schon gemalt war. Wiederholen
sich gar solche Korrekturen des öfteren, dass das
Papier trübe wird oder sich gar aufreibt, dann ist
keine andere Hilfe mehr zu bringen, als dass das Ge-
mälde neu begonnen wird. Ein Aquarell ohne Kor-
rektur herzustellen soll und muss das anzustrebende
Ideal jedes Aquarellisten sein.
Wer nun die vielen technischen Schwierigkeiten
 
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