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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 22
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Mangold, Chr.: Winke für Aquarellmaler, [1]
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Nr. 22.

Münchner kunsttechnische Blätter.

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der Aquarelltechnik überwinden wiii, muss auch genaue
Kenntnis des Materiais überhaupt haben.
Bei der Aquarellmalerei soll man sich als Grund-
bedingung machen, stets das beste Materiai zu wähien,
denn davon hängt die Qualität und die Dauerhaftigkeit
des Gemäides ab.
Vor atiem wichtig ist die Wahi des Papiers. Ein
gutes Aquareilpapier soii zum grössten Teii aus Leinen-
fasern bestehen, weiche auf natüriichem Wege ge-
bieicht und mit tierischem Leim ais Bindemittet versetzt
sind. Es sott sehr stark und schwer zerreissbar und
von Farbe weiss, eher getbtich-weiss sein ats einen
Stich ins Btaue haben. Auch sott es das Wasser nicht
teicht einsaugen.
Aquarettpapiere minderwertiger Quatität tassen sich
schon leicht daran erkennen, dass sie einen Stich ins
Btaue haben. Oftmats sind diesetben auch durch Chlor-
katk gebteicht, das natürtich auf die Aquarettfarben
einen schädtichen Einfiuss ausübt. Andererseits wer-
den die Aquarettpapiere häufig mit Tonerde und son-
stigen schweren Mineralien vermengt, um ihr Ansehen
zu verschönen. Leicht tässt sich dieses erkennen, wenn
man ein Stück davon verbrennt. Die Asche erscheint
dann verhältnismässig schwer, zerfättt von setbst in
Stücke und weist kteine gtänzende Punkte auf.
Vielfach wird bei der Fabrikation des Papiers an-
statt des tierischen Leimes vegetabitischer verwendet.
Dieser vegetabitische Leim wird später durch äussere
Temperatureinflüsse usw. stark zersetzt und erzeugt
dann Mänget im Papier, welche es zur Materei gänztich
untauglich machen. Benützt man solche Papiere, so
gewahrt man beim Antegen einer Ftäche, dass die
Farbe an einzelnen Stetten sich verdichtet und Hecken
bitdet. Diese Stetten sind dann rein zu Ftiesspapier
geworden, in welche die Farbe so eindringt, dass sie
auf der Rückseite zum Vorschein kommt, Oftmals,
ich möchte sagen in der Reget, sieht man solchen
Papieren diesen Uebetstand vorher gar nicht an. Es
empfiehlt sich sehr, jedes Papier, bevor man es ver-
wendet, stark anzufeuchten oder direkt ins Wasser zu
legen. Dann erst zeigen sich unfehlbar solche Stellen,
die sich noch besser erkennen lassen, wenn man den
Bogen gegen das Licht hält.
Ein anderer Uebelstand sind die sog. Rost- oder
Brandflecken, die sich auf dem Papier bemerkbar
machen, wenn, dasselbe an einem feuchten Ort auf-
bewahrt wird.
Die Wahl des Papiers richtet sich ganz nach dem
zu malenden Gegenstände. Zu grösseren Gemälden,
die eine derbe Behandlung verlangen, wähle man stets
ein rauheres Papier, zu zarten Gemälden wähle man
stets ein Papier mit feinerem Korn.
Zu rauhes Papier hält die Farbe zu sehr in den
Vertiefungen zurück und lässt einen begrenzten Pinsel-
strich nicht zu. Zu glattes Papier dagegen hält die
Farbe schlecht, so dass beim Uebermalen die Unter-
lage wieder aufgelöst wird und sich dann mit der dar-
über zu legenden Farbenschicht vermischt. Ausserdem
bekommen die Pinselstriche auf glattem Papier immer
Ränder, welche dadurch entstehen, dass die Farbe
beim Eintrocknen eines Pinselstriches sich gegen den
Rand drängt und als solcher eintrocknet. Es ist nicht
immer gesagt, dass ein und dieselbe Papiersorte in
Grösse Stärke und Korn gleich ist, es entstehen hier
in der Fabrikation immer so mancherlei Abweichungen.
Besonders bei den Handpapieren ist dieses der Fall,
während Maschinenpapiere meist egaler sind. Auch
so manches Maschinenpapier lässt sich zur Aquarell-
malerei verwenden. Es sind vornehmlich diese Sorten,
die ein feineres Korn haben.
Handpapiere sind daran zu erkennen, dass jeder
Bogen jene unregelmässigen Ränder hat, welche man
Schöpfränder nennt; ausserdem sind sie auf beiden
Seiten fast gleich in der Struktur.

Man hat Papiersorten, bei welchen es ganz gleich
ist, auf welcher Seite man malt. In der Regel aber
ist zu beachten, dass jene Seite die richtige ist, auf
welcher das Wasserzeichen zu lesen ist. Bei den
Maschinenpapieren ist die Rückseite nicht zur Bemalung
geeignet und zeigt eine Struktur, als ob ein Tuch dar-
auf abgedrückt sei.
Die bekanntesten Aquarellpapiere sind jene unter
dem Namen Whatmann-Papiere. Natürlich hüte man
sich vor Imitationen, die daran erkenntlich sind, dass
in dem Wasserzeichen Whatmann das h fehlt.
Von den vielen Sorten Whatmann-Papieren gibt
es von jeder wieder verschiedene Grössen und Stärken,
wobei ich bemerke, dass mit der Grösse des Bogens
auch die Stärke zunimmt. Es gibt auch von jeder
Sorte gepresste und ungepresste Bogen, gerade diese
eignen sich besonders zur Aquarellmalerei.
Ich führe hier die gebräuchlichsten Sorten What-
mann-Papiere an:
Whatmann (ungepresst) Royal; Whatmann (unge-
presst) Imperial; Olifant und Antiquarium. Diese vier
Sorten sind mässig starke Papiere mit ziemlich ge-
ringem Korn und steigern sich in Grösse und Stärke
mit den obigen Bezeichnungen. Whatmann Torchon-
Papiere zeichnen sich durch Stärke und auffallendes
rauhes Korn aus. Sie unterscheiden sich durch die
Benennungen Whatmann Torchon Imperial, Olifant und
Torchon extra rauh. Von vorzüglicher Qualität und
zu den meisten Fällen geeignet ist das Whatmann
Antiquarium, welches ein angenehmes Korn hat. Ein
Ersatz für dieses Papier ist Whatmann Atlas double
thick. Von den Maschinenpapieren in Rollen ist die
Qualität Nr. 308 mit dem Wasserzeichen A. H. Schöller
Söhne zu empfehlen. Es ist dies ein gutes festes
Papier mit feinem Korn.
Für Malereien kleinerer Dimensionen bis etwa
30 cm schafft man sich am besten einen Block an.
Durch diesen erspart man sich das Aufspannen des
Papiers.
Das Spannen des Papiers auf das Reissbrett kann
man sich bei kleineren Dimensionen auf folgende Art
erleichtern: Man biegt nicht die Ränder des Papiers
ein und bestreicht dieselben mit Klebestoff, sondern
legt das Papier, wie es ist, auf das Brett, benetzt es
sehr stark mit Wasser und klebt über die Ränder
Streifen von gummiertem Papier, die man sich leicht
selbst hersteilen kann, wenn man nicht vorzieht, solche
zu kaufen.
Eine andere Art, Papier zu spannen, ist jene mit
Eiweiss. Man netzt das Papier so stark an, dass es
ganz weich ist, und bestreicht es dann mittels eines
Schwammes auf der Rückseite mit geschlagenem
frischem Eiweiss und klebt mit diesem das Papier auf
das Reissbrett, indem man dasselbe mit einem Tuch
fest andrückt. Das Andrücken hat den Zweck, die
sich bildenden Luftblasen zu vertreiben. Ausserdem
tut man gut, die Ränder des Papiers mit gummierten
Streifen zu bekleben.
Die besten Pinsel sind die englischen Sable Brushes
(Windsor & Newton) in Blechhülsen Hach oder rund.
Dieselben sind sehr elastisch und behalten während
des Auftragens der Farben ihre feine Spitze. Aber
auch deutsche Marderpinsel tun dieselben Dienste.
Es ist nicht gut, wenn man sich von Anfang an
daran gewöhnt, mit zu kleinem Pinsel zu malen. In
der Regel ist es nicht nötig, mit zu kleinen Pinseln zu
arbeiten, denn selbst wenn ein ziemlich starker Pinsel
seine gute Spitze beibehält, lassen sich die feinsten
Details damit hersteilen. Naturgemäss ist der Strich
eines grösseren Pinsels immer voller und satter als
derjenige, der mit einem feinen gemacht ist.
(Fortsetzung folgt.)
 
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