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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 13
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Berger, Ernst: Antike Tafelgemälde auf Schiefer, [1]
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Doerner, Max: Zum Artikel: Malmaterialienkunde und Unterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0056

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52

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 13.

Bitd aus Unwissenheit der Besitzer iange in der Ver-
gessenheit. Es ging batd darauf in kundigere Hände
über, und beim Vergieiche mit der Muse von Cortona
wurden in dem Schiefer atie Merkmaie und Eigen-
schaften der enkaustischen Maierei entdeckt. Nicht
zufrieden damit, übergaben die Liebhaber des Kunst-
werkes dasseibe bekannten ausgezeichneten Chemikern,
den Herren Marquis Ridoih und A. Targioni-Torzetti,
Chemiker am Kgi. Lyzeum und an der Kgt. Akademie
der schönen Künste zu Fiorenz, um die Bestandteil
dieser Maierei zu untersuchen, zu dem Zwecke, auf
unbestreitbare Weise den aiten Ursprung nachzuweisen
und über einen so wichtigen Punkt keinen Zweifei
mehr bestehen zu iassen.
Wir geben in der Aniage die Uebersetzung der
Anaiyse dieser beiden Herren; das Originai befindet
sich in unseren Händen.
Das Gemäide steiit Cieopatra vor, wie sie sich
seibst tötet.
Die ägyptische Königin steht da in natüriicher
Grösse und ais Kniestück. Der Kopf von ausgezeich-
neter Schönheit scheint ein getreues und wertvoiies
Porträt dieser berühmten Frau zu sein. Ihre gegen
Himmei gerichteten Augen sowie das Ensembie ihrer
Züge zeigen den höchsten Schmerz. Aber auch in
diesem ietzten Momente tragen diese Züge noch aiie
die Majestät, den Adei und die Kraft, von denen diese
stoize Königin in ihrem Leben und sogar bei ihrem
Tode so vieie Beweise abgeiegt. Der Künstier, durch-
drungen von seinem Objekte, wusste mit jener be-
wundernswerten Meisterschaft, die ein Geheimnis der
Aiten gebiieben ist, die Verzerrung der Muskein zu
vermeiden, weiche nur zu oft den Schmerz begteiten,
aber die Augen beieidigen, und weiche zugieich eine
Schwäche bekunden, von der die berühmte Königin
Cieopatra freibteiben musste, da sie vorzog, sich den
Tod zu gehen, als ihren Stoiz gedemütigt zu sehen.
Die iinke Brust, auf weiche sich die Natter wirft,
ist entbiösst und von grösster Voiikommenheit in
Zeichnung und Modeiiierung. Mit ihrem iinken gieich-
faiis entbiössten Arme hält sie die Schiange, während
sie mit der rechten Hand die Faiten ihres Purpur-
manteis fasst. Arme und Hände sind von grösster
Schönheit, und nach ihren Verhäitnissen sowie nach
der Breite der Schuitern kann man schiiessen, dass
Cieopatra von grosser Statur war.
Die Ausführung des Kopfes und aiier nackten
Teiie zeigen eine ausserordentiiche Geschickiichkeit.
Die voiikommene Modeiiierung kann nur mit der Ma-
nier Leonardo da Vincis vergiichen werden, ist jedoch
sicheriich von grösserer Festigkeit und Kühnheit.
Diese Feinheit der Ausführung kann nur aus der
Anwendung der Meinen giühenden, im Feuer geröteten
Schaufei erkiärt werden, von weicher Piinius spricht,
und die zum Zwecke hatte, die Farben flüssig zu
machen und zu schmeizen, ohne irgendeine Spur des
Gebrauches der Pinsei zu hinteriassen.
Draperie und Edeisteine veriangen nicht dieseibe
Feinheit, sind aber in ganz anderer, viei breiterer und
offenerer Weise ausgeführt und erinnern an die Ma-
ierei der Draperien von Hercutanum und Pompeji.
(Fortsetzung foigt.)
Zum Artikel: Malmaterialienkunde und
Unterricht
erhaiten wir foigende Zuschrift:
Sehr geehrter Herr Professor!
Da durch meine Ausführungen die in dem Ar-
tikei: Maimateriaiienkunde und Unterricht" von D. H.*)
*) IX. Jhg., Nr. io, der „Münch. Kunsttechn.
Biätter".

wiedergegebeneAeusserungdes Herrn Geheimrat Riesser
herbeigeführt wurde, ersuche ich zur Kiariegung der
Sachiage um die Aufnahme des Foigenden:
Im Beriiner Schiedsgericht wurde von aiten Seiten
anerkannt, dass für Künstierfarben nur das beste und
reinste Materiai geiiefert werden dürfe.
Ueber den Begriff: „Künstierfarbe" entspann sich
eine lebhafte Debatte. Ein Beisitzer vertrat die An-
sicht, Künstierfarbe und Tubenfarbe sei ein identischer
Begriff.
Dem widersprach ich energisch, denn vieie Künst-
ier reiben sich heute die Farben seibst an, für deko-
rative und Wandmaierei würden ebenfaiis Puiverfarben
gebraucht, der Dekorationsmaier brauche dagegen oft
lubenfarben. Es müsse sich daher die Zusage, nur
bestes Materiai iiefern zu woiien, auch auf Puiver-
farben erstrecken. Der Ansicht, der Besteiier müsse
sich durch die Art der Bestehung eben seiber
schützen, trat ich entgegen, und veriangte, dass der un-
kundige Besteiier voiien Schutz geniessen müsse.
Wenn ich z. B. seibst „Chromoxyd" in einem
Laden veriange oder durch meine Aufwärterin hoien
iasse, dürfe eben in beiden Fähen nur reines Chrom-
oxyd verabfoigt werden, nichts Anderes. Bei der ver-
schiedenartigen Vorbiidung der Künstier, die nicht
ahe an Akademien maltechnische Kurse absoiviert
hätten, sei es ieider sehr häufig der Fah, dass ein
Maier sich über sein Materiai und dessen Eigenschaften
im unkiaren befinde. Darum müsse auf genauer und
eindeutiger Bezeichnung der Farben und Bindemittei
von seiten der Händler und Fabrikanten bestanden
werden. Denn der Unkundige müsse geschützt werden.
Darauf Hei Herrn Geheimrat Dr. Riessers Aeusserung.
Im Anschiuss daran führte ich aus, dass die Ergeb-
nisse wissenschaftiicher Forschung auf dem Gebiete
der Maitechnik vieifach in einer Form dem Künstier
dargeboten würden, die ihm nicht gestatte, für die
Praxis daraus Nutzen zu ziehen. Daher oft das man-
geinde Interesse. Vom Biide und dem Vorgang der
Biidentstehung ausgehend, müsste die Wissenschaft
ihre Schiüsse ziehen, da wären sie den Künstiern von
grösstem Nutzen.
Hochachtungsvoiist
Max Doerner, Maier
Vorsitzender der D. Geseiisch.
z. F. rat. Maiverfahren.
München, den tS. Febr. [9:3.
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