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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 24
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Berger, Ernst: Ludwig Kainzbauers Buch über die Wiederherstellung der Gemälde
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Mangold, Chr.: Winke für Aquarellmaler, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0100

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96

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 24.

Verfahrens im Sinne Pettenkofers sprechen! Petten-
kofers erster Grundsatz war aber, die Bildfläche
stets intakt zu lassen und die Firnisschichten
wieder zu schliessen, wo sie in kleinsten Teilen
gerissen waren, nicht aber die Bildfläche durch
gewaltsame Manipulationen zu gefährden.
Was nach der Firnisbnahme, die, wie Kainz-
bauer richtig bemerkt, durchaus nicht immer nötig
ist, an Verbesserungsarbeiten noch zu machen
wäre, wie das Abnehmen schlechter Uebermalungen,
die Ergänzung noch fehlender Leinwandteile usw.,
endlich das Ausbessern dieser Stellen mit Farbe,
findet der Leser ausführlich beschrieben.
Ein eigener Abschnitt ist der Behandlung und
Restaurierung von Freskomalereien sowie deren
Abnehmen gewidmet, auch zeigt Kainzbauer Me-
thoden, wie man alte Fresken wieder auf einer neuen
Wand anbringen kann. Es folgt dann ein Ab-
schnitt über Aquarelle, Gouachen, Pastelle und
Miniaturen, endlich das Wichtigste über die Er-
haltung von Werken der Schwarzkunst (Radierung,
Mezzotints usw.).
In einem mehr für Kunstliebhaber als für Künst-
ler bestimmten Anhang spricht der Autor von der
Erwerbung des Kunstverständnisses, von guter
und schlechter Manier, von Komposition und Stil,
endlich auch über Wertbestimmung der Gemälde
und ähnliche für den Sammler wichtige Dinge.
Das Buch bietet demnach eine Menge des Inter-
essanten und Anregenden, für Maler sowohl als
auch für Liebhaber der Kunst. Damit empfiehlt
es sich selbst zum Studium und zur Lektüre.
E. B.
Winke für Aquarellmaler.
Von Ch. Mangold.
(Schluss.)
Jeder Gegenstand verlangt seine eigene Behand-
lung, über welche man sich schon vor Beginn des
Gemäldes klar sein muss. Es liegt also ganz klar auf
der Hand, dass man bei einer Landschaft die Luft im
Hintergründe erst malt und dann erst die Bäume oder
andere Gegenstände, welche in diese hineinragen.
Würde man in diesem Falle in umgekehrter Weise
arbeiten, so liefe man auf die Gefahr, etwa die Farbe
der Bäume usw. aufzulösen, die Farbe der Luft zu ver-
unreinigen, überhaupt die scharfgezeichneten Gegen-
stände undeutlich zu machen.
Es kann Vorkommen, dass man genötigt ist, über
einen dunklen Gegenstand einen Ton zu legen, dann
muss dieses mit der grössten Schnelligkeit und mit
einem Pinselstrich geschehen, damit sich die Unter-
lage nicht auf löst. Ich bemerke hierzu, dass die Farbe,
welche einen oder mehrere Tage Zeit zum Trocknen
hatte, viel schwerer löslich ist als eine eben gemalte.
Es dürfte also hier an dieser Stelle recht angebracht
erscheinen, einzelne technische Kunstgriffe zu er-
läutern.
Vor allem erfordert das Anlegen von grossen
Flächen in gleichmässigen Tönen immer einige Uebung
und Geschicklichkeit. Zum Anlegen grosser Flächen
eignen sich am besten die feinst verteilten Farben,
und zwar besonders vegetabilische Farben.
Um eine grosse Fläche anzulegen, verfährt man

wie folgt: Man nimmt einen Badeschwamm, taucht ihn
in die Farbe und zieht ihn über die Fläche. Natürlich
kann man hierbei keinerlei Rücksicht auf eine Zeich-
nung nehmen.
Ein anderes Verfahren besteht darin, dass man
erst das ganze Papier mit reinem Wasser anfeuchtet
und lässt es so weit wieder trocknen, dass es sich
nur feucht anfühlt. Wasser darf auf keinen Fall mehr
darauf stehen, was sich, gegen das Licht gehalten,
leicht erkennen lässt. Diese Prozedur hat den Zweck,
das Papier leichter zur Aufnahme der Farbe empfäng-
lich zu machen, und es ist bei Beginn eines Aquarells
sehr zu empfehlen, das Papier vorerst zu benetzen
oder zu waschen.
Die zum Anlegen nötige Farbe reibt oder mischt
man sich erst in einer Schale oder Tiegel in genügen-
der Menge an und versucht an einem anderen Stück
Papier, bis der gewünschte Ton erreicht ist. Dann
stellt man sein aufgespanntes Papier oder den Block
etwas schief und beginnt von oben mit einem sehr
nassen grossen oder auch üachen Pinsel einen hori-
zontalen Streifen anzulegen, so dass die Flüssigkeit
durch die schiefe Stellung nach unten verläuft. Natür-
lich kann man dieses so regulieren, dass die Farbe
nicht abrinnt. Es ist ausserdem zu beachten, dass,
wenn man in die Nähe des unteren Randes gelangt,
man nur mehr so viel Farbe in den Pinsel nimmt, als nötig
ist, um den letzten Streifen noch zu bemalen. Ebenso
ist darauf zu sehen, dass man beim jedesmaligen Ein-
tauchen des Pinsels die Farbe wieder aufrührt und
die überflüssige Farbe am Rande des Gefässes abstreift.
Will man eine Fläche mit einem verlaufenden Ton
anlegen, etwa wie eine wolkenlose Luft, wo gegen den
Zenit die Farbe kräftiger und dunkler wird, so ver-
fährt man auf folgende Weise:
Nachdem man bei dem angefeuchteten Papier den
Moment abgewartet hat, bis es gerade noch feucht
ist, nimmt man einen sehr grossen Pinsel mit sehr
viel und intensiver Farbe und streicht den obersten
Querstreifen über das Papier, setzt aber gleich wieder
an diesen den zweiten an, ohne den Pinsel mit neuer
Farbe zu füllen, und setzt dieses Verfahren fort, bis
man am unteren Rande angekommen ist. Die Ver-
dünnung der Farbe wird durch die Feuchtigkeit, die
noch im Papier steckt, besorgt und gibt eine glatte
Fläche.
Bei sehr kleinen Flächen kann man eine Ab-
schattierung der Farbe von oben nach unten einfach
dadurch erzielen, dass man den Pinsel sehr voll nimmt
und mehr Flüssigkeit, als zum Anlegen dieser Fläche
nötig wäre, auf die Fläche nimmt. Durch eine schiefe
Haltung des Blocks verdickt sich dieselbe nach unten
und infolgedessen auch die Farbe. Mit einiger Ge-
schicklichkeit angewendet, kann man hieraus grosse
Vorteile ziehen.
Es kann beim raschen Ueberstreichen von Flächen
Vorkommen, dass kleine Stellen nicht mit Farbe ge-
deckt werden. Es entstehen helle Flecken, die korri-
giert werden müssen. Dieses macht man mit einem
feinen Pinsel, den man in sehr blasse Farbe taucht
und auf Löschpapier so lange streicht, bis er auf dem
Aquarellpapier kaum noch Farbe von sich gibt. Diese
wenige Farbe genügt, um die zarten Flächen zu über-
gehen und mit den benachbarten Tönen gleichzustellen.
Genügt ein einmaliges Uebergehen nicht, so muss dies
öfters wiederholt werden.
Wie häufig kommt es aber auch vor, dass man
einzelne Teile beim Aquarellieren aufhellen oder auf-
lichten muss. Diese Manipulation hilft oftmals über
das harte Aussparen der Lichtstellen hinweg und ist
effektvoller als letzteres. Ist man in dieser Technik
sicher, so kann man sich bedeutend grössere Frei-
heiten im Arbeiten gestatten. Ich mache hier nur
darauf aufmerksam, dass z. B. eine ausgesparte Wolken-
 
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