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Münchner kunsttechnische matter.
Nr. 20.
Genau dem Arbeitsplan folgend, erörtert der
Autor die Lithographie und die graphischen Ver-
fahren des Fiachdruckes, er beschreibt die Grund-
materiahen (Lithographiestein) und seine Präpa-
ration, die Firnis- und Druckerfarben, die Methoden
des Zeichnens auf dem Stein (Feder-, Pinsei- und
Kreidezeichnung, Spritztechnik, Reservage, Tam-
ponier- und Tuschmanier, Schab- und Hoizschnitt-
manier, Steingravüre usw.), die Hersteiiung der
Umdrucke und aiie die Hiifsmittei, die bis zum
Abdruck des Druckkompiexes in Betracht kommen,
sowohl für Lithographie als auch für die ver-
wandten Verfahren der Autographie, Zinkographie
und der Aigraphie.
Mit gleicher Ausführlichkeit finden wir im
zweiten Abschnitt die Techniken des Hoizschnitts
behandelt. Vom Plattenmaterial beginnend be-
schreibt der Autor alle Arten der Schneidewerk-
zeuge und die Behandlungsweisen (Handstellung
bei der Arbeit), sowohl für Tonschnitt als auch
Flächenschnitt (japanisches und altdeutsches Ver-
fahren) nebst allen dazu nötigen Hilfsoperationen
bis zum vollendeten Abdruck (Künstlerhanddruck).
Der dritte Abschnitt umfasst alle graphi-
schen Tiefdrucktechniken (Radierung, Aquatinta,
Schabung, Roulette, Kupfer- und Stahlstich usw.).
Sie sind von der ersten Bearbeitung des Buches
hierher übernommen, bereichert durch einige Ab-
schnitte, die sich auf moderne Reproduktions-
manieren beziehen (photomechanisches Verfahren,
Heliogravüre, Autotypie).
Ein chemisch-technischer Teil nebst ausführ-
lichem Rezeptorium für die einzelnen Techniken
des Flach- und Tiefdruckes schliesst den Inhalt
dieses ersten Bandes, der bezweckt, dem aus-
übenden Künstler, besonders dem Anfänger, die
handwerklichen Gebarungen zu erleichtern und
dem Kunstliebhaber durch Einblick in die Her-
steilungsweise von graphischen Blättern die Freude
an der Produktion der graphischen Kunst zu erhöhen.
Dem Zieglerschen Buche wünschen wir mög-
lichste Verbreitung, damit es einem jeden Nutzen
bringt, der sich hierin in technisch graphischen
Fragen Rat und Anweisung holen will.
Zum Schlüsse kann ich einen Wunsch nicht
unterdrücken, nämlich den, dass sich die Verlags-
buchhandlung, die es gewiss an Opfern bei der
illustrativen Ausstattung nicht hat fehlen lassen,
entschlossen möge, in einem Nachtragsheft die
für das Verständnis der Druckverfahren so un-
erlässlichen Druckbeispiele im Original oder ent-
sprechend guten Nachbildungen herauszugeben.
Für den zweiten, die farbigen Druckmethoden be-
handelnden Band werden Druckbeispiele jeden-
falls unerlässlich sein, aber auch für den ersten,
selbst wenn dadurch die Kosten der Auflage er-
höht werden müssten, ist das Vorhandensein von
reichlichem Illustrationsmaterial im Interesse des
Ganzen nur wünschenswert. E. B.
Unterricht in der Malmaterialienkunde.
Vorlesungsprogramm von Prof. Dr. A. Eibner.
(Fortsetzung.)
d) Reversible und irreversible Farbenver-
änderungen anFarbstoffen durchWärme
bezw. Aenderung derKrystallform. (Mono-
tropie, Enantriotopie nach Lehmann). Enantrio-
topie des Skarletrotes und Zinnobers. Dimorphie
des Zinnobers (Moore). Hypothesen über die
Umwandlung des Zinnobers in schwarzes HgS;
irreversible Farbenwandlung des Cadmiumgelbes
bei der Darstellung aus wässeriger Lösung; re-
versible Farbenwandlung desselben beim Er-
hitzen.
12. Methoden der Farbenmessung.
a) Qualitativ durch Mischen mit Weiss als trüben-
dem Medium. Entstehung warmer und kalter
Tonmischungen.
b) Farbenmessapparate.
t. Die Bestimmung des Absorptionsspektrums
nach Dollfuss, Goppelsroeder, J. Wunder.
2. Das Schistoskop nach Brücke.
3. Das Chromoskop von Ahrens.
4. Farbenmischmethoden.
a) Additive nach Maxwell, Besson, Thur-
nesen-Dosne. b) substraktive nach Lovi-
bond, Kallab, von Klemperer.
13. Das Färbevermögen der Maierfarbstoffe
(Ausgiebigkeit). Bestimmung nach der Misch-
methode mit Weiss.
14. Theorie der Deckwirkung von Malerfarb-
stoffen. Bestimmung derselben.
a) Die Mischmethode, b) Die Ueberstrichmethode.
Verbesserungen derselben ausgeführt in der
V ersuchsanstalt.
15. Bedingungen der Lasurwirkung bei Maler-
farbstoffen. Methoden der Glasmalerei; optisches
Prinzip der Porzellan- und Fayencemalerei. Tabellen
der Deck- und Lasurfarben m bezug auf Oelbinde-
mittel.
Begriffe: Farbe, Farbstoff, Körperfarbstoff, Pig-
ment, Malerfarbstoff (Textilfarbstoff); Echtheit,
Reinheit, Fälschung, Verfälschung.
B. Sonstige Anwendungen der Physik in der
Maltechnik.
t. Kapilaritätserscheinungen.
Durchdringung der Bildschichten durch Bindemittel:
das Abbinden von Kalk- und Freskomalereien; das
Ansaugen von Oel durch obere Bildschichten; das
Prinzip der Lackiererei; das Wiedererweichen von
Untermalungen. (Regelation.)
2. Adsorption von Lösungsmitteln durch col-
ioide Bindemittel; das Schwinden und Reissen
colloider Bindemittelschichten; die physikalische
Farblackbildung.
Relative Aufnahmefähigkeit der Farbstoffe für
Bindemittel: Oelverbrauch; Wasseraufnahmefähig-
keit von Oelfarbenschichten; Vergleich mit Harz-
schichten; die Wasserdampfprobe für Oel- und
Lackaufstriche.
3. Erscheinungen der kapillaren Attraktion
und Depression; Wirkung der Gallenpräparate.
4. Elastizitätsgrenzen der Bindemittel- und
Farbschichten. Verlust des optischen Zusammen-
hanges; Pettenkofer's Phänomen. Erläuterungen
hierzu bei Besprechung der Malweisen.
!H. Chemie in der Maüechnik.
A. Farbstoffe.
Echtheitseigenschaften der Malerlarbstoffe.
i. Echt im wissenschaftlichen Sinne (Definition),
a) Naturecht, b) technisch rein.
Münchner kunsttechnische matter.
Nr. 20.
Genau dem Arbeitsplan folgend, erörtert der
Autor die Lithographie und die graphischen Ver-
fahren des Fiachdruckes, er beschreibt die Grund-
materiahen (Lithographiestein) und seine Präpa-
ration, die Firnis- und Druckerfarben, die Methoden
des Zeichnens auf dem Stein (Feder-, Pinsei- und
Kreidezeichnung, Spritztechnik, Reservage, Tam-
ponier- und Tuschmanier, Schab- und Hoizschnitt-
manier, Steingravüre usw.), die Hersteiiung der
Umdrucke und aiie die Hiifsmittei, die bis zum
Abdruck des Druckkompiexes in Betracht kommen,
sowohl für Lithographie als auch für die ver-
wandten Verfahren der Autographie, Zinkographie
und der Aigraphie.
Mit gleicher Ausführlichkeit finden wir im
zweiten Abschnitt die Techniken des Hoizschnitts
behandelt. Vom Plattenmaterial beginnend be-
schreibt der Autor alle Arten der Schneidewerk-
zeuge und die Behandlungsweisen (Handstellung
bei der Arbeit), sowohl für Tonschnitt als auch
Flächenschnitt (japanisches und altdeutsches Ver-
fahren) nebst allen dazu nötigen Hilfsoperationen
bis zum vollendeten Abdruck (Künstlerhanddruck).
Der dritte Abschnitt umfasst alle graphi-
schen Tiefdrucktechniken (Radierung, Aquatinta,
Schabung, Roulette, Kupfer- und Stahlstich usw.).
Sie sind von der ersten Bearbeitung des Buches
hierher übernommen, bereichert durch einige Ab-
schnitte, die sich auf moderne Reproduktions-
manieren beziehen (photomechanisches Verfahren,
Heliogravüre, Autotypie).
Ein chemisch-technischer Teil nebst ausführ-
lichem Rezeptorium für die einzelnen Techniken
des Flach- und Tiefdruckes schliesst den Inhalt
dieses ersten Bandes, der bezweckt, dem aus-
übenden Künstler, besonders dem Anfänger, die
handwerklichen Gebarungen zu erleichtern und
dem Kunstliebhaber durch Einblick in die Her-
steilungsweise von graphischen Blättern die Freude
an der Produktion der graphischen Kunst zu erhöhen.
Dem Zieglerschen Buche wünschen wir mög-
lichste Verbreitung, damit es einem jeden Nutzen
bringt, der sich hierin in technisch graphischen
Fragen Rat und Anweisung holen will.
Zum Schlüsse kann ich einen Wunsch nicht
unterdrücken, nämlich den, dass sich die Verlags-
buchhandlung, die es gewiss an Opfern bei der
illustrativen Ausstattung nicht hat fehlen lassen,
entschlossen möge, in einem Nachtragsheft die
für das Verständnis der Druckverfahren so un-
erlässlichen Druckbeispiele im Original oder ent-
sprechend guten Nachbildungen herauszugeben.
Für den zweiten, die farbigen Druckmethoden be-
handelnden Band werden Druckbeispiele jeden-
falls unerlässlich sein, aber auch für den ersten,
selbst wenn dadurch die Kosten der Auflage er-
höht werden müssten, ist das Vorhandensein von
reichlichem Illustrationsmaterial im Interesse des
Ganzen nur wünschenswert. E. B.
Unterricht in der Malmaterialienkunde.
Vorlesungsprogramm von Prof. Dr. A. Eibner.
(Fortsetzung.)
d) Reversible und irreversible Farbenver-
änderungen anFarbstoffen durchWärme
bezw. Aenderung derKrystallform. (Mono-
tropie, Enantriotopie nach Lehmann). Enantrio-
topie des Skarletrotes und Zinnobers. Dimorphie
des Zinnobers (Moore). Hypothesen über die
Umwandlung des Zinnobers in schwarzes HgS;
irreversible Farbenwandlung des Cadmiumgelbes
bei der Darstellung aus wässeriger Lösung; re-
versible Farbenwandlung desselben beim Er-
hitzen.
12. Methoden der Farbenmessung.
a) Qualitativ durch Mischen mit Weiss als trüben-
dem Medium. Entstehung warmer und kalter
Tonmischungen.
b) Farbenmessapparate.
t. Die Bestimmung des Absorptionsspektrums
nach Dollfuss, Goppelsroeder, J. Wunder.
2. Das Schistoskop nach Brücke.
3. Das Chromoskop von Ahrens.
4. Farbenmischmethoden.
a) Additive nach Maxwell, Besson, Thur-
nesen-Dosne. b) substraktive nach Lovi-
bond, Kallab, von Klemperer.
13. Das Färbevermögen der Maierfarbstoffe
(Ausgiebigkeit). Bestimmung nach der Misch-
methode mit Weiss.
14. Theorie der Deckwirkung von Malerfarb-
stoffen. Bestimmung derselben.
a) Die Mischmethode, b) Die Ueberstrichmethode.
Verbesserungen derselben ausgeführt in der
V ersuchsanstalt.
15. Bedingungen der Lasurwirkung bei Maler-
farbstoffen. Methoden der Glasmalerei; optisches
Prinzip der Porzellan- und Fayencemalerei. Tabellen
der Deck- und Lasurfarben m bezug auf Oelbinde-
mittel.
Begriffe: Farbe, Farbstoff, Körperfarbstoff, Pig-
ment, Malerfarbstoff (Textilfarbstoff); Echtheit,
Reinheit, Fälschung, Verfälschung.
B. Sonstige Anwendungen der Physik in der
Maltechnik.
t. Kapilaritätserscheinungen.
Durchdringung der Bildschichten durch Bindemittel:
das Abbinden von Kalk- und Freskomalereien; das
Ansaugen von Oel durch obere Bildschichten; das
Prinzip der Lackiererei; das Wiedererweichen von
Untermalungen. (Regelation.)
2. Adsorption von Lösungsmitteln durch col-
ioide Bindemittel; das Schwinden und Reissen
colloider Bindemittelschichten; die physikalische
Farblackbildung.
Relative Aufnahmefähigkeit der Farbstoffe für
Bindemittel: Oelverbrauch; Wasseraufnahmefähig-
keit von Oelfarbenschichten; Vergleich mit Harz-
schichten; die Wasserdampfprobe für Oel- und
Lackaufstriche.
3. Erscheinungen der kapillaren Attraktion
und Depression; Wirkung der Gallenpräparate.
4. Elastizitätsgrenzen der Bindemittel- und
Farbschichten. Verlust des optischen Zusammen-
hanges; Pettenkofer's Phänomen. Erläuterungen
hierzu bei Besprechung der Malweisen.
!H. Chemie in der Maüechnik.
A. Farbstoffe.
Echtheitseigenschaften der Malerlarbstoffe.
i. Echt im wissenschaftlichen Sinne (Definition),
a) Naturecht, b) technisch rein.