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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 23
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Das Illuminierbuch des Valentin Boltz von Rufach
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Mangold, Chr.: Winke für Aquarellmaler, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0096

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92

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 23.

rellmanier ausgeführt. Das Hluminierbuch des
Boltz ist also eine Abhandlung über den Ge-
brauch der Wasserfarbenmalerei des 16. Jahr-
hunderts, und sein Inhalt hat für uns in erster
Linie historisches Interesse. Was den Verfasser
des Buches betrifft, so hat der Herausgeber, Dr.
Benziger, nach umfassenden Archivstudien den
Lebensgang dieses merkwürdigen Mannes festzu-
stellen versucht, und wir erfahren, dass Boltz von
Rufach im Obereisass in Tübingen studierte, sich
als Schriftsteller einen Namen machte. Im Jahre
1539 gab er eine deutsche Ausgabe des Terenz
in Druck. Zum protestantischen Glauben überge-
treten, stand er im Dienste des protestantischen
Herzogs Ulrich von Württemberg. Nach mancher
Irrfahrt war er als Diakonus wieder in Tübingen
tätig. Ehestreitigkeiten führten ihn nach Strassburg
und Konstanz, endlich wurde er 1546 als Prediger
an die Barfüsserkirche nach Basel gewählt. Sein
dichterisches Talent zeigte sich in der Abfassung
eines geistlichen Dramas, „Pauli Bekehrung", das,
ebenso wie ein mehr satirisch gehaltenes Stück,
„Der Weltspiegel", zu Basel öffentlich aufgeführt
worden war.
Hier mag Boltz auch durch regen Verkehr
in Malerkreisen auf die Idee gekommen sein, ein
praktisches Handbuch für die ihm durch die viel-
fachen Dekorationsarbeiten vertraut gewordene
Kunst der Illuminierer zu verfassen. Es erschien
erstmals bei Jakob Kündig zu Basel i. J. 1549.
Bis zum Jahre 1555 blieb Boltz in seiner Stel-
lung, aber das leidenschaftliche Wesen des Mannes
brachte ihn mit seinen Vorgesetzten in Konflikt,
so dass er sich auf Wunsch der Behörden ent-
schloss, Basel zu verlassen. Er ging nach Schwaben
und kam 1559 an die Pfarrei Bingen bei Lörrach,
wo er bald darauf, 1560, starb,
Was den Inhalt des Illuminierbuchs betrifft,
den der geistliche Herr von ihm näher stehenden
sachkundigen Genossen zu sammeln und aufzu-
schreiben für gut befand, so standen ihm wohl
auch ältere Handwerksbücher zur Verfügung, wie
solche in den Werkstätten durch Abschriften von
Hand zu Hand gingen. Einzelne Nachweise darüber
finden sich in der Einleitung S. 18 vermerkt, am
beachtenswertesten davon ist vielleicht, dass dem
Boltz jedenfalls Teile des Strassburger Manuskriptes
das die ältesten in deutscher Sprache geschrie-
benen Malerrezepte enthält, bekannt gewesen sein
musste, denn es finden sich teilweise dieselben Rei-
henfolgen, mitunter sogar wörtlich gleiche Rezepte
bei Boltz, nur vielfach bereichert und wie es für
ein Druckwerk gebührt, in besserer Anordnung,
wieder.
Von besonderem Interesse sind die „Tempe-
raturwasser", die das eigentliche Bindemittel für
die Farben bildeten (Boltz führt deren eine ganze
Reihe an), dann die Goldgründe, die für Malerei
und Vergoldung auf Pergament wichtig waren;

Ersatz für echtes Gold oder echtes Silber bot das
Aurum musivum und Argentum musivum. Von
Farben sind es in erster Linie die Lackfarben,
aus Rotholz (Parisrot, Rösslinfarb) bereitet, zu
nennen, dann Zinnober, der „Maler Lac" (Krapp),
Mennige, Drachenblut, von gelben Farben Rausch-
gelb (Auripigment), Bleigelb, Schüttgelb, Safran,
Ocker; von grünen Farben Spangrün, Saftgrün,Berg-
grün u. a. Von Blaufarben erwähnt Boltz Kupfer-
lasur (Bergblau), Smalte, Ultramarin, Tournesol
(Tüchleinblau), Lackmus und Indigo. Schwarze
und weisse Farben schliessen die Liste ab. Es
lassen sich interessante Vergleiche mit den jetzt
gebräuchlichen Wasserfarben anstellen, die eine
Lektüre des Buches wohl verlohnen. Als wichtiges
literarisches Dokument für die Malweise des
16. Jahrhunderts wird das Illuminierbuch stets
seinen Wert behalten.
M. St.
Winke für Aquarellmaler.
Von Ch. Mangold.
(Fortsetzung.)
Es ergibt sich schon fast von selbst, dass zum
Anlegen grosser Flächen auch grosse, ja oft breite
flache Pinsel zu nehmen sind. Nur in solchen Fällen,
wo man zarte Gegenstände mit halbtrockenem Pinsel
zu behandeln hat, gebraucht man einen kleineren Pinsel.
Man mache sich stets zum Prinzip: grosse Flächen
grosse Behandlung, kleine Flächen kleine Behandlung.
Sehr empfehlenswert sind die sog. Cherionpinsel
in Schwanenkiel für mittelstarke Sorten, dieselben sind
sehr elastisch und haben eine sehr feine Spitze. Sehr
gut sind die in Nürnberg erzeugten Pinsel von Louis
Meunier. Nie soll man während oder nach dem Malen
die Pinsel im Wassergefäss stehen lassen. Bei Auf-
bewahrung der Pinsel hat man darauf zu achten, dass
die Spitze stets frei zu liegen kommt; besonders dann,
wenn die Pinsel noch nass sind. Sind die Haarpinsel
längere Zeit ausser Gebrauch, so muss man sie be-
sonders vor schädlichen Insekten schützen.
Was nun die Aquarellfarben anbelangt, so verlangt
man, dass dieselben vollkommen fein gerieben, daher
leicht zerteilbar und gegen die Einwirkung des Lichtes
dauerhaft sind.
Die besten Farben sind die englischen, und zwar
die von Windsor & Newton in London. Aber auch
die deutschen Farbenfabriken, wie Schönfeld in Düssel-
dorf, H. Schmincke & Co., ebenda, Günther Wagner,
Hannover und Wien, liefern gute und brauchbare
Aquarellfarben.
Am geeignetsten sind die Moist colours, in halb-
feuchtem Zustand, ein Mittelding zwischen halbfeuchten
und harten Farben in Tafeln. Der Vorteil, welchen
diese Farben bieten, ist der, dass sie leicht löslich
sind, also wenig Zeit erfordern, um mit dem Pinsel
aufgelöst zu werden. Werden sie aber längere Zeit
nicht benützt, dann werden sie auch hart und zer-
bröckeln. Ich rate jedem, der die Aquarellfarben
nicht dauernd benützt, sich die festen Farben anzu-
schaffen. Ganz besonders empfehle ich die festen
Farben in Tafelform, die Pelikan-Farben der Firma
Günther Wagner in Hannover, die allen Anforderungen
genügen. Durch die Reinheit ihrer Zusammensetzung
bieten dieselben grosse Dauerhaftigkeit, sie sind leicht-
löslich und äusserst ausgiebig und besitzen eine vor-
zügliche Deckkraft. Von Tubenfarben rate ich wegen
 
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