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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 18
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Die Entdeckung einer vorgeschichtlichen Bildhauerwerkstätte
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Fachliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0077

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Nr. :8.

Münchner kunsttechnische Blätter.

73

drücke von menschhchen Fusstapfen und Bärentatzen
bewahrt hat. Von hier aus kommt man in den Saat
der Bisons."
„Die beiden Statuen sind gegen einen Feisbiock
gelehnt und trefflich ausgeführte Kunstwerke. Das
Tier, das an erster Stelle liegt, ist weiblich und misst
61 cm in der Länge und 29 cm vom Bauch bis zur
Spitze des Hökers; das männliche Tier misst 63 und
31 cm. Nur die rechte Seite der Tiere ist vollendet;
die gegen den Fels gelegte Seite ist überhaupt nicht
bearbeitet. Der ausgetrocknete Ton hat zwar tiefe
Risse erhalten, aber die Gestalt der Tiere und alle
Einzelheiten sind trefflich bewahrt, da die Statuen
gegen den Felsen gelehnt waren. An der glatten
Oberfläche der Körper erkennt man noch deutlich die
Spuren der Glättung, die der Künstler vornahm. Das
Auge ist bei dem Weibchen durch eine Art Kugel
aus Erde mit einer Vertiefung in der Mitte dargestellt
und wirkt ausserordentlich realistisch; der dadurch
hervorgebrachte Blick gibt dem Gesicht Leben, wäh-
rend das Männchen durch die nicht ausgefüllte runde
Augenhöhlung eine leere Physiognomie erhält. Der
Bart, der bis zum Bauch reicht, ist durch Riefelungen
angedeutet, die mit einem kleinen hölzernen oder
knöchernen Spatel gemacht sind, während der Künstler
sich bei der Darstellung der wolligeren Mähne damit
begnügte, mit seinem Daumen einige noch deutlich
wahrnehmbare Eindrücke in den Ton zu machen."
„Auf dem Boden des Raumes bemerkt man noch
zwei Entwürfe und eine mehr ausgeführte Skizze von
Bisons, die in den Ton hineingezeichnet sind; bei der
Skizze ist mit der Modellierung begonnen. Wir er-
halten hier einen Hinweis auf die Arbeitsweise
dieses prähistorischen Bildhauers. Diese Skizze er-
laubt anzunehmen, dass die Künstler, nachdem sie die
Silhouette des Tieres auf den Boden gezeichnet hatten,
um die angegebenen Linien ringsum Ton aufhäuften
und so einen plastischen Kern herstellten, an dem
dann die Detailarbeit mit runden Tonstäben ausgeführt
wurde, wie sie auf dem Boden des Ateliers noch her-
umliegen. Die unbearbeitet gelassene Seite der Sta-
tuen, die von beträchtlicher Dicke ist, sieht ganz so
aus wie eine vom Boden aufgehobene Tonmasse, so
dass sie diese Methode der plastischen Bildnerei be-
stätigen würde. Ausserdem haben wrr noch mehrere
runde Höhlungen im Ton bemerkt, deren Ränder
Fingerabdrücke zeigen und die auf diese Weise ent-
standen sein könnten."
Diese Tonmodelle, die ein einzigartiges Dokument
darstelien, sind noch nicht von Ort und Stelle entfernt
worden, und man trägt Bedenken, überhaupt einen
Transport zu wagen.
Fachliteratur.
(Zugleich als Antwort auf eine Anfrage.)
Ein Leser dieser Biätter, Maler K. O. H. in Dachau,
sendet uns folgende Zeilen:
Sehr geehrter Herr!
Mehrere Artikel in der „Werkstatt der Kunst",
namentlich der über „Malmateriaiienkunde und
Unterricht", veranlassen mich zu der Frage, ob es
nicht möglich wäre, etwa alle Vierteljahre ein Ver-
zeichnis der einschlägigen Fachliteratur (mit Preis-
angabe!) zu bringen, und zwar nicht nur Neuerschei-
nungen. Es genügte, wenn immer nur ein Dutzend
erwähnt würde. Ich glaube, dass namentlich die
nicht in Städten wohnenden jüngeren Künstler Vor-
teil davon hätten, zumal, da sich die Buchhand-
lungen nicht allzusehr für diese Literatur interes-
sieren, und wenn man nicht ein bestimmtes Werk
im Auge hat, meist um einen Rat verlegen sind.

Vielleicht Hesse es sich in den „Münchner kunst-
technischen Blättern" ermöglichen.
Hochachtungsvollst
K. O. H., Maler,
Dachau.
In Verfolg der obigen Anregung mögen hier einige
Literaturangaben zum Abdruck gelangen, die den Be-
dürfnissen der heutigen Maler entsprechen dürften;
die geringe Zahl von einem Dutzend musste freilich
sehr überschritten werden.
t. Allgemeines und Kunsttheorie.
Leonardo da Vinci, Traktat der Malerei. Nach der
Uebersetzung von H. Ludwig neu herausgegeben und
eingeleitet von Marie Herzfeld. Jena 1909 (Eugen
Diederichs). Preis brosch. M. :o.—, geb. M. 12.—.
Kie s 1 in g, E., Wesen und Technik der Malerei. Leipzig
1908 (Karl W. Hiersemann). Preis brosch. M. 3.60,
geb. M. 4 80.
Popp, H., Maler-Aesthetik. Strassburg 1902 (J. H. Ed.
Heitz). Preis M. 8.—.
Kunowski, L. v., Durch Kunst zum Leben. Leipzig
190t —1903. 6 Bde. ä M. 4.—, geb. ä M. 3.—.
Cornelius, H., Elementargesetze der bildenden Kunst.
Grundlagen einer praktischen Aesthetik. Leipzig
und Berlin 1908 (B. G. Teubner). Preis brosch. M. 7.— ,
geb. M. 8.—.
Schmid-Breitenbach, F., Stil- und Kompositions-
lehre für Maler. Stuttgart 1903 (Paul Neff). Preis
brosch. M. 4.50, geb. M 5.—-.
Ostwald, W., Malerbriefe. Beiträge zur Theorie und
Praxis der Malerei. Leipzig 1904 (S. Hirzel). Preis
geh. M. 3.—', geb. M. 4.—.
2. Anatomie.
Brünner, C., Anatomie für Künstler. 2. Aufl. Kassel
1897 (L. Döll). Preis geh. M. 3.—.
Duval, M., Grundriss der Anatomie. Deutsche Be-
arbeitung von E. Gaupp. 3. Aufl. Stuttgart 1908
(Ferd. Enke). Preis geh. M. 6.—, geb. M. 7.—.
Schider, F., Plast.-anatom. Handatlas. 3. Aufl. Be-
arbeitet von M. Auerbach und F. von Stuck.
Leipzig 1908 (Seemann & Co.). Preis geh. M. 10.—,
geb. M. t2.—.
Schmid, C., Wegweiser zum Verständnis der Ana-
tomie. 3. Aufl. Tübingen 1894 (H. Laupp). Preis
M. 2.—.
3. Farbenlehre und Optik.
Berger, E., Handbuch der Farbenlehre. 2. Aufl.
Leipzig 1909 (J. J. Weber). Preis geb. M. 4.50.
Brücke, E., Die Physiologie der Farben. 2. Aufl.
Leipzig 1887 (S. Hirzel). Preis M. 6.—.
Betzold, W.v., Die Farbenlehre im Hinblick auf Kunst
und Kunstgewerbe. Braunschweig 1874. PreisM. 13.30.
Grätz, L., Das Licht und die Farben. Leipzig 1900.
(Bd. 17 der Sammlung: Aus Natur und Geisteswelt.)
4. Maltechnik.
a) Geschichte der Maitechnik.
Berger, E., Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der
Maltechnik:
i. und 2. Folge: Maltechnik des Altertums.
München 1904. Preis geh. M. 8.—.
3. Folge: Quellen u. Technik der Fresko-, Oe!- und
Temperamalerei des Mittelalters. 2. Auflage
1912. Preis geh. M. 7.—.
4. Folge: Quellen für Maltechnik während der Re-
naissance und deren Folgezeit. München 1901.
Preis geh. il. :o.—.
3. Folge: Fresko und Sgraffito. München 1909.
Preis geh. M. 3.—.
(Sämtlich bei Georg D. W. Callwey.)
Eastlake, Ch. L., Beiträge zur Geschichte der Oel-
malerei. Deutsch von Dr. Jul. Hesse. Wien und
Leipzig 1907 (A. Hartleben). Preis geh. M. 7.50.
 
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