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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 21
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Friedel, Arthur: Die formalen Elemente des Gesichtes, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0087

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Manchen, 14. Jttli 1913.

Beiiage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint <4tägig unter Leitung von Maier Prof. Ernst Berger.

II. Jahrg. Nr. 21.

Inhalt: Die formaten Eiemente des Gesichtes. Von A. Friedei. (Fortsetzung.) — Pflichten des Künstiers —
Pflichten des Staates. II. Zuschrift von Prof. Herrn. Urban. — Unterricht in der Maimateriaiienkunde.
Voriesungsprogramm von Prof. Dr. A. Eibner. (Schiuss.) — Literaturanzeige.

Die formalen Elemente des Gesichtes.
(Fortsetzung.*)
Von A. Friedei.

Die Augenbraue ist wohi der am meisten zur
Gliederung des Gesichtes beitragende Teil und
ist nicht nur von dominierendem Einfluss auf den
Ausdruck des Auges seibst, sondern auch auf
den der ganzen
Physiognomie.
Es giit das von
der Braue in
Ruhe, die sich
wie ein schützen-
des Dach über
unser empfind-
lichstes Sinnes-
organ legt —
ist doch auch
das Auge die
einzige Stelle am
Körper, an der
die Nervensub-
stanz sichtbar
wird —, es gilt das noch mehr von der Braue
in Bewegung, die durch die subtilsten Muskel-
bündel ermöglicht wird.
Die Augenbraue in ruhendem Zustande muss
wohl jene Beweglichkeit ahnen lassen, wenn ihre
Darstellung etwas wert sein soll. Wie ein Wald
einen Gebirgszug, krönt sie den unteren Augen-
höhlenrand des Stirnbeines, den Teil des Schädels,
von dem die Wachstumsverhältnisse des Schädel-
knochens**) lehren, dass er noch am wenigsten
seine Lage verändert; mit anderen Worten: Eine
Aehnlichkeit, die man zwischen einem kindlichen

*) S. Nr. 10 dieses Jahrgangs.
**) Vgf. Jahrgang 19:0, Nr. tgu. ff.

und einem erwachsenen Schädel konstatiert, muss
an dieser Stelle am ausgesprochensten sein.
Wie verschiedenartig — rein äusserlich be-
trachtet — ist ihre Form! Vom gleichmässigen
Bogen, dessen
Gleichmässigkeit
manche Zeiten
und Menschen
durch Farbe zu
unterstützen
pflegten, und der
sich nach oben
wölbt, finden sich
alle Uebergänge
zum Bogen oder
gar zum Winkel,
der sich nach
unten wölbt. Von
dem beidersei-
tigen klaren Ab-
satz nach der Mitte zu finden sich alle Ueber-
gänge zu den über der Nasenwurzel inein-
ander übergehenden Haarbüscheln. Am kon-
stantesten kann man jederseits von zwei Ab-
teilungen sprechen, die sich durch die An-
ordnung der Haare voneinander unterscheiden.
Nach innen der Brauenkopf, nach aussen das
Brauenende. Sind bei letzterem die Haare zopf-
förmig angeordnet, so legen sie sich am inneren
Ende, am Brauenkopf nach oben innen und je
weiter seitweits nach oben aussen. H. Virchow
macht auf die hochinteressante Tatsache aufmerk-
sam, dass die Haare des Brauenkopfes in der
gleichen Richtung liegen wie die Fasern des sie
bewegenden, fächerförmig gestalteten Muskels.
Die Richtung der Haare erscheint daher als eine


t fh t-n.
 
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