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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

DOI issue:
Nr. 19
DOI article:
Buchner, Georg: Malerfarben und Kolloidchemie, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0079

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Inhalt: Malerfarben und KoHoidchemie. Von Georg Büchner-München. (Schluss.) — Unterricht in der Mal-
materialienkunde. Vorlesungsprogramm von Prof. Dr. A. Eibner. — Zur Wiedereinführung der antiken
Technik der Wandmalerei. — Versuche mit Steinerhaltungsmitteln.
Malerfarben und Kolloidchemie.
Von Georg Büchner-München.
(Schluss.)

Erstere ist die Umwandlung eines Kollo-
ides in ein Kristalloid, letztere die eines
Kristailoides in ein Kolloid. Die Reihe vomStilpno-
siderit (Gelbbrauneisenerz) zum Hämatit über
Xanthosiderit, wobei der letztere ein Ueber-
gangsglied vom Kolloid zu einem Kristal-
loid darstellt, bildet ein weiteres Beispiel. Diese
Reihe Stilpnosiderit-Hämatit (roter Glaskopf-
Eisenoxyd) zeigt eine überraschende Aehnlichkeit
mit der Opal-Chalcedonreihe. Zwischen braunem
und rotem Glaskopf steht, durch verschiedenen
Wassergehalt gekennzeichnet, der Hydrohämatit.
Der braune Glaskopf ist ein im Status nascendi
kristallin gewordenes Gel. Das Brauneisen-
erz hat kolloiden Charakter. Der kolloiden Form
Stilpnosiderit steht die kristalline Form des Goe-
thits gegenüber, ebenso der braune Glaskopf.
Wie das Brauneisenerz sind auch die Manganhydro-
oxyde (Wad), Gele, die andere Stoffe adsorptions-
artig gebunden enthalten. Im Boden befinden
sich neben den unangreifbaren Rückständen der
mechanischen Verwitterung der Gesteine als Kol-
loide zunächst:
1. die Tonerde-Kieselsäuregele (Tone),
2. Kieselsäuregele,
3. Eisenhydroxydgele usw.,
weiter in Verbindung damit leichtlösliche Kristal-
loide, die von den Kolloiden festgehalten werden.
Zu den Silikatgelen gehört z. B. die sog.
Grünerde, ein wasserhaltiges Tonerdeeisenoxyd-
magnesiasilikat. Bei den Tonerde-Kieselsäuregelen
müssen die Produkte der Koagulation scharf ge-
schieden werden von den Verwitterungsgelen,
die durch Auslaugung von Silikaten entstanden
sind. Die letzteren sind die Silikate des Acker-
bodens, deren Adsorptionsvermögen bekannt ist;

die Koagulationsprodukte, Allophan z. B., finden
sich in Grubenwässern.
Den Gelen des Mineralreiches kommen folgende
allgemeine Eigenschaften zu (Cornu):
1. Traubig-stalaktitische Formen, glaskopfähn-
liche Formen sind für die Gele, soweit sie nicht
in der Raumentwicklung behindert sind, typisch
(Hyalith, Allophan, Psilomelan).
2. Sie zeigen muscheligen Bruch, insofern sie
nicht Wasser verloren haben, sind öfters durch-
sichtig (Hyalith) oder doch durchscheinend (man-
cher Stilpnosiderit). Auch seifige oder erdige
Beschaffenheit kommt häufig vor. Manche finden
sich als Gallerten (Opalgel usw.), Trockenrisse sind
häufig.
3. Viele Gele „kleben an der Zunge", es sind
das solche, die Wasser verloren haben.
4. Das optische Verhalten ist meist das iso-
troper Stoffe (Tonerde-Kieselsäuregele), doch
kommt häufig starke Spannungsdoppelbrechung
vor (Hyalith, Chrysokoll). Gele, die Wasser ver-
loren haben, zeigen die Erscheinung (optischer)
trüber Medien.
Der Tongeruch wurde bisher als ein cha-
rakteristisches Zeichen der Tonerde-Kieselsäure-
gele betrachtet. Nach Cornu ist diese Eigenschaft
sämtlichen Hydrogelen des Mineralreiches
eigen, auch solchen, die keine Spur Tonerde ent-
halten. Diese Gerüche sind auf adsorbierte Stoffe
zurückzuführen.
Die Hydrogele sind im Gegensätze zu den
echten kristallinischen Hydraten keine chemischen
Hydrate, sondern Adsorptionsverbindungen. Bei den
wasserhaltigen chemischen Verbindungen ist näm-
lich die Zersetzungsspannung bei gegebener Tem-
peratur konstant oder es findet stufenweise Disso-
 
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