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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 9
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Berger, Ernst: Neue englische maltechnische Literatur, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0037

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Manchen, 20. Jan. 1913.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4 tägig unter Leitung von Maier Prof. Ernst Berger.

!X. Jahrg. Nr. 9.

Inhait: Neue englische maitechnische Literatur. Von E. B. (Schiuss.) — Ueber neuzeitiiche Techniken im
Maier- und Anstreichergewerbe. Von Ch. Mangoid. (Fortsetzung.) — Zeichenunterricht in der
Voiksschuie. Von F. W. — Literaturanzeige.

Neue englische maltechnische Literatur.
Von E. B. (Schiuss.)

Die Uebersetzung von Miss Maciehose ist durch
Prof. G. Baldwin Brown mit einer Einleitung und
zahireichen kunsthistorisch wertvolien Noten her-
ausgegeben worden*). Eine ganze Reihe vorzüg-
iicher Illustrationen geben Beispiele von ausge-
führten Werken, auf die der Text Vasaris Bezug
nimmt. Viele teils in Florenz oder in anderen
Städten Italiens befindliche Kunstschätze der Re-
naissancezeit werden hierbei zum besseren Ver-
ständnis der von Vasari beschriebenen Techniken
namhaft gemacht. Wer nur flüchtig Vasaris Intro-
duzione durchgesehen hat und die mannigfachen
Techniken aufgezählt findet, die ausser den Haupt-
arten noch beschrieben sind (Mosaik, Vergoldung,
Tauschierung, Intarsia, Sgraffito, Stukko, Holz-
schnitt, Glasmalerei usw.), der kann sich einen
Begriff davon machen, welche Unsumme von
Arbeit nötig gewesen sein mag, den technischen
Einzelheiten des Vasarischen Textes gerecht zu
werden. Es ist hier nicht möglich, auf Details
einzugehen, jedenfalls ist das Buch als eine Be-
reicherung der maltechnischen Literatur zu be-
zeichnen.
Dem Reigen der neueren englischen Bücher über
Maltechnik schliesst sich ein Werk des den Lesern
dieser Blätter bekannten Chemikers Mr. A. P.
Laurie an, betitelt: „Die Materialien des Maler-
handwerks"**). Während die erstgenannten Autoren
*) Vasari on Technique, Being thelntroduction
to the three Arts of Design, Architecture, Sculpture
and Painting, preüxed to the Lives of the most ex-
ceilent Painters, Sculptors and Architects. By Giorgio
Vasari, Painter and Architect of Arazzo. Now for
the first time translated into English by Luisa S.
Maciehose. Edited with Introduction and notes by
Prof. G. Baldwin Brown. London 1907 (J. M. Dent
& Co.).
**) The Materials of the Painters Craft in

mehr den kunsthistorisch-technischen Standpunkt
vertreten, geht Laurie von chemisch-technischen
Gesichtspunkten aus, und während jene nur die
Technik einer bestimmten Zeit behandeln, umfasst
Lauries Buch die Malerei aller Zeiten, von den
ältesten, neuestens aufgefundenen prähistorischen
Höhlenmalereien angefangen bis zum Ausgang
des I/. Jahrhunderts. Es liegt demnach hier
eine in grossen Umrissen geschilderte Geschichte
der Maltechnik vor uns, die zu schreiben nur
durch das reichlich vorhandene Quellenmaterial
ermöglicht wurde.
Mr. Laurie hat sich, wie bereits erwähnt (s.
Jahrg. VIII, Nr. 6 dieser Blätter), schon seit längerer
Zeit mit historisch-chemischen Studien hinsichtlich
der alten Maltechnik beschäftigt und hauptsächlich
den früher gebrauchten Farben, Oelen und Fir-
nissen sein besonderes Augenmerk zugewendet.
Hier finden wir die Resultate seiner Untersuchungen
zu einem Ganzen vereinigt.
Mit seinen Ansichten hinsichtlich der antiken
Techniken übereinzustimmen, war mir, wie ich in
dem oben zitierten Aufsatz genauer ausführte,
nicht immer möglich. Zu meiner Freude kann
ich aber konstatieren, dass Laurie in seinem
neuen Buche S. 102 seinen anfänglichen Wider-
spruch gegen meine Theorie aufzugeben beginnt
und nunmehr meint, dass „gegenwärtig doch noch
einige Zweifel über die wirkliche Methode der
pompejanischen Malerei vorhanden seien". „Denn
wenn Malereien auf dem vorher geglätteten Grund
nur in Fresko aufgetragen würden," sagt Laurie,

Europe and Aegypt from the earleast times to the
end of the XVII th Century, with some account of
their preparation and use. By A. P. Laurie. London
and Edinburgh 1910 (T. N. Fouls).
 
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