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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 19
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Unterricht in der Malmaterialienkunde, [1]
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Berger, Ernst: Zur Wiedereinführung der antiken Technik der Wandmalerei
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Versuche mit Steinerhaltungsmitteln
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0082

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78

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 19.

Grünblau; Darstellung des Schwarz aus diesen;
Nutzanwendung auf die Materei durch Verwen-
dung weniger Farbtypen.
b) Die Aquarettmalerei ätteren Stites ats substrak-
tive Methode; Vergleich ihrer Technik mit jener
des Dreifarbendruckes. Die Farben der Künstler-
patette in bezug auf ihre Mischbarkeit nach ad-
ditivem oder substraktivem System.
9. EtementederFarbenharmonietehre. Triaden,
simuttaner, sukzessiver Kontrast (Nachbilder). Young-
Hetmhottz'sche Theorie der Farbenemptindung.
Farbenbtindheit; Daltonismus; Rählmänns Ansichten;
Biausehen und Blaublindheit,
io. Optische Unterscheidungsmerkmale der
einzelnen Malweisen.
n. Spezielle optische Eigenschaftenvon Maler-
farbstoffen.
a) Ursachen des Auftretens von Helligkeits-
und Nuanzeunterschieden bei ein und dem-
selben Farbstoff (Korngrössenunterschiede usw).
b) Farbstoffe mit Oberflächenfarbe. (Ano-
male Dispersion); Schema derselben. Deck-
wirkung bei Farbstoffen mit anomaler Dispersion.
Oberflächenfarbe der Körperfarbe komplementär;
daher substraktive Wirkung nach Schwarz. Bei-
spiele: Pariserblau, Indigo, Teerfarbstoffe.
c) Fluoreszierende Farbstoffe.
(Fortsetzung folgt.)

Zur Wiedereinführung der antiken
Technik der Wandmaierei.
Ein Versuch zur Wiedereinführung der römisch-
pompejanischen Stuckmalerei ist in dem von Prof.
Peter Behrens neuerbauten deutschen Botschafts-
palais zu Petersburg gemacht worden.
Dies folgt aus einer Zuschrift des beteiligten
Malers Hans Wagner-Rom an die „Frankf. Ztg.", in
der er auf den Artikel „Die deutsche Botschaft in
Petersburg" (in Nr. 3 t) Bezug nimmt.
„Es sei mir gestattet", schreibt Herr Wagner,
„einen sachlichen Irrtum zu berichtigen, der meine
Arbeiten im Thronsaal der Botschaft betrifft. Die
Wände dieses Raumes sind in antikem Stuck oder,
wie die Italiener es heute nennen, Stuccolustro aus-
geführt, einer muralen Technik des Altertums, die
wir in Pompeji, in der antiken Farnesina und den
Titusthermen Roms wiederfinden und deren Tradition
die italienischen Stuckateure bis auf die Gegenwart
bewahrt haben. Man kann also von einem Wieder-
auffinden im eigentlichen Sinne nicht reden. Male-
reien der Art wurden vor mehreren Jahren im Par-
lament in Wien (unter Hansen) und Athen ausge-
führt, blieben jedoch ohne Nachfolge, zumal den
Malern das Geheimnis der Technik von dem Stuk-
kateur Detoma nicht verraten wurde. Ernst Berger
wies dann in neuerer Zeit in seinem hervorragenden
und überaus interessanten Werke („Maltechnik des
Altertums") auf den engen Zusammenhang zwischen
dem Stuccolustro und der antiken Wandmalerei hin
und erwies an praktischen Beispielen (im Gegensatz
zu den reinen Theoretikern Wiegmann und Donner
v. Richter) die Richtigkeit seiner Thesen. Durch
seine Untersuchungen angeregt, habe ich mich ein-
gehender mit dem Studium der antiken Wandmalerei
beschäftigt und es gelang, die handwerklich ver-
suchte Stuccolustro-Technik so weit zu verbessern,
dass man nicht bloss, wie üblich, stillose Marmor-
imitationen, sondern auch ausgedehnte einfarbige
Flächen auszuführen imstande ist. So sind es im
Petersburger Thronsaal blass schwefelgelbe Wände,
in deren Mitte die Medaillons mit den Malereien
schweben. Das Interessante dabei ist nun gerade,

dass die Malerei nicht, wie in jenem Artikel gesagt
wurde, in die Wandfläche eingelassen, sondern
eben eins mit ihr ist und in einem ausgeführt
werden muss. Und gerade darin liegt das Ueber-
raschende dieser schönen alten Freskotechnik, deren
prächtiger und kostbarer Eindruck erhöht wird
durch den Spiegelglanz der Oberfläche und den
warmen Schimmer, der sie besonders für Innen-
räume weit geeigneter erscheinen lässt als die kalte
Steininkrustation."
Dass der Versuch zur Wiederaufnahme der antiken
Technik in einem so prominenten Gebäude gemacht
wurde, ist ein erfreulicher Beweis für die Möglichkeit
der Einfügung dieser Technik in den neuzeitlichen
Stil, was ich in meinem Buche „Maltechnik des Alter-
tums" (S. 168) nicht gut für möglich hielt und aufs
innigste bedauerte, weil ich befürchtete, dass die „so
schöne und bis jetzt unerreichte antike Stucktechnik
sich niemals an andere Stile würde anschmiegen
lassen".
Hoffentlich bleibt es nicht bei diesem einen Ver-
such, und es werden bald andere ebenso dankbare
Aufgaben folgen.
Mit dem Thema im Zusammenhang steht der In-
halt der folgenden Karte, die mir vor einiger Zeit zu-
geschickt wurde und für die ich hier nochmals Dank
sage.
Berlin, den 17. September 1912.
Sehr geehrter Herr!
Häufig lese ich mit vielem Interesse Ihre Ab-
handlung über die römisch-pompejanische Wandmal-
technik. Möchte mir gestatten, darauf aufmerksam
zu machen, dass diese Technik noch heutigen Tages
in Portugal vielfach angewendet wird. Sie ist gar
nicht mal kompliziert, denn ich habe in kleinen
Städten Portugals gesehen, wie ganze Wände damit
verziert wurden, jetzt hauptsächlich mit Motiven von
Landschaften mit Architektur usw.
In vorzüglicher Hochachtung
Prof. Theod. Rogge.
Ob es sich in Portugal um eine Fortdauer der
technischen Kenntnis vom Altertum bis zur Jetztzeit
handelt, oder um eine von Italien später erst einge-
führte und dort heimisch gewordene Technik, lässt
sich, da mir dafür jeder sichere Anhalt fehlt, schwer
entscheiden. E. B.
Versuche mit Steinerhaitungsmitteln,
mit Sandstein, Kalkstein und Marmorarten stellt seit
einiger Zeit der Chemiker bei den Berliner Museen, Prof.
Dr. Rathgen, an. Eine namhafte Unterstützung aus der
Jagow-Stiftung ermöglichte eine Erweiterung der Ver-
suche. Sie führten bereits zu wichtigen Resultaten'
über die Rathgen fortlaufend in der Zeitschrift für
Bauwesen berichtet. Auch ins Grosse konnten jetzt
die Versuche übertragen werden. Im Aufträge einer
Kommission, gebildet aus Herren des Ministeriums
der öffentlichen Arbeiten und des Ministeriums der
geistlichen und der Unterrichtsangelegenheiten, sind
Tränkungen mit den drei hauptsächlichsten Steinschutz-
mitteln, Fluat, Testalin und Szerelmey, an zahlreichen
Steinen von älteren Baudenkmälern vorgenommen
worden. Ihre dauernde Beobachtung ist dadurch er-
leichtert, dass die betreffenden Steine alle mit einge-
meisselten Zeichen versehen sind. Bei diesen Ver-
suchen wird man natürlich noch mehr als bei den
Versuchen mit den kleinen Probestücken damit rechnen
müssen, dass erst eine spätere Zeit die Entscheidung
über die Wirkung der Steinschutzmittel bringen kann.
 
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