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Münchner kunsttechnische Blätter — 9.1912/​1913

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Nr. 10
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Mangold, Chr.: Ueber neuzeitliche Techniken im Maler- und Anstreichergewerbe, [3]
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Mai, Johann: Zaponlack als Schutzlack für Instrumente, Drucke, Papiere usw.
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Malereien der Buschmänner
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https://doi.org/10.11588/diglit.36589#0044

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40

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr.ro.

der vielfach die Tupf-, Wickel- und Spritzmanier
in Anwendung. Auch damit lassen sich je nach der
Handfertigkeit und Geschicklichkeit des Arbeitenden
die mannigfaltigsten und schönsten Gebilde hervor-
bringen. Diese Dekorationsweisen können sowohl auf
und in Oelfarben als auch auf und in jeder anderen
Farbe ausgeführt werden. Tupfen kann man also in
den verschiedensten Weisen und mit den verschie-
densten Handwerkszeugen. So z. B. mit grossen
Schwämmen, Ringpinsel, Bürsten; auch sind fertige
Apparate aus Gummi oder Schwammstücken in den
einschlägigen Geschäften eigens zu diesen Zwecken
käuflich zu haben. Je länger man über die Technik
dieser Dekorationsweise nachdenkt, findet man selbst
Mittel und Wege heraus, um sich Schablonen, Formen
usw. herzustellen.
Aus einer rohen Kartoffel, einem Stück Leder
oder Gummi lassen sich die verschiedentlichsten
Formen schneiden, die alle mit grossem Nutzen anzu-
wenden sind.
Entweder streicht man die ganze Fläche oder
einzelne Teile derselben, die dekoriert werden sollen,
mit deckender Farbe oder Lasur ein und bearbeitet
sie dann je nach Belieben mit den obigen Gegen-
ständen.
Man kann so hell auf dunkel und dunkel auf hell,
in einer Farbe oder in zwei, drei und mehr Farben
auf trockenem oder nassem Grund arbeiten. Ebenso
lässt es sich auf trockenem wie nassem Oelfarben-
grund arbeiten. Man kann selbst mit Wasserlasur auf
Oelfarbengrund arbeiten. Auf gleiche Weise lässt sich
mit einem Stück Zeug, welches in Farbe, deckend
oder lasierend, getaucht ist, eine leidliche Dekoration
erzielen, indem man dasselbe über die trockene oder
nasse OelfarbenHäche rollt. Genau wie bei den an-
deren neuzeitlichen Techniken des Maler- und An-
streicherberufes lässt sich auch hierbei noch so man-
cherlei Vorteilhaftes anwenden in bezug auf die Aus-
führung des Ganzen sowie in der Handhabung der
Handwerkszeuge. Alles dies lässt sich eben hier mit
Worten sehr schwer wiedergeben, denn es sind zum
Teil Handfertigkeiten, die sich erst beim Arbeiten
selbst erkennen lassen. Darum muss ein jeder, der
diese Techniken handhabt, darauf bedacht sein, immer
wieder neue Vorteile, Mittel und Wege zu ßnden, die
neuzeitlichen Techniken durch eigene praktische Er-
fahrungen und Erfindungen und künstlerische Ausge-
staltungen einesteils zu verbessern, andernteils zu er-
leichtern und gebrauchsfähiger zu machen.
Ganz besonders ausdrucksvoll lässt sich eine ge-
tupfte oder gewickelte Fläche noch durch Ueber-
lasieren mit irgendeiner Farbe gestalten, wobei sich
dann auch die uns von alters her bekannte Spritztechnik
noch in manchen Funkten vorteilhaft anwenden lässt.
Gleichviel, ob dieselbe vor oder nach dem Auftrag
der Lasur angewendet wird.
Zaponlack als Schutzlack iür Instru-
mente, Drucke, Papiere usw.
Zum Ueberziehen von Metallen, Instrumenten,
Apparaten sowie von Zeichnungen, Dokumenten, Ur-
kunden, wertvollen Abdrücken, z. B. älteren Litho-
graphien, Stahl- und Kupferstichen, und Entwürfen
dient der Zaponlack, der, obwohl er keinen eigent-
lichen Glanz auf matten Untergründen, Papieren usw.
ergibt, als ein ganz vorzügliches Konservierungsmittel
anzusehen ist, welches noch viel zuwenig angewendet
wird.
Der Zaponlack ist käuflich, doch kann man ihn
leicht selbst herstellen, indem völlig farblose, d. h.
glasig durchsichtige Zelluloidabfälle, wie sie aus den
Zelluloidfabriken erhältlich sind , einen ganz vor-

züglichen Zaponlack ergeben. Auch alte, d. h. nicht
mehr gebrauchte photographische Films verrichten
denselben Dienst, und sind diese eigentlich deshalb
vorzuziehen, weil sie bezüglich der Durchsichtigkeit
und Farblosigkeit der reinsten Gelatine oder dem
Glase gleichen und einen einwandfreien Lack ergeben.
Die Zelluloidabfälle oder Films müssen vorerst in
ziemlich warmem, aber nicht kochendem Wasser durch
längeres Weichen und Bewegen von allem anhaftenden
Schmutz bezw. die Films von der Negativhaut (Gela-
tineemulsion) gänzlich befreit werden, und trocknet
man sie in der Sonne, worauf sie in kleine Stückchen
zerschnitten und in eine reine weithalsige Flasche
gefüllt werden, die nach dem Auffüllen mit Azeton
sehr gut verkorkt werden muss.
Die Zelluloidabfälle sind vorerst genau abzuwiegen,
und gibt man auf 2 g Abfälle 20 g Azeton, alsdann ist
gut zu verkorken, öfters kräftig umzuschütteln, und
das Ganze löst sich in etwa acht Tagen auf. Nach
dieser Zeit schüttet man auf die dickliche klare Masse
75 g Amylazetat, schüttelt abermals öfters um, und so
erhält man in etwa zehn Tagen einen ganz vorzüg-
lichen Zaponlack, der zu den Konservierungen ver-
wendet werden kann.
Das Ueberstreichen soll aus der Flasche heraus
mit einem entsprechend breiten Pinsel geschehen, in-
dem die beiden Lösungsmittel Azeton und Amyl-
azetat ziemlich rasch verdunsten, und demnach muss
die Flaschenöffnung so breit sein, dass der Lackier-
pinsel bequem gehandhabt werden kann.
Die zu überziehenden Papiere usw. müssen vor
dem Bestreichen gut abgestaubt werden, damit eine
Verunreinigung durch das Eintauchen vermieden wird,
und ist es zu empfehlen, einen kleineren Glasbehälter
aus der VorratsHasche mit einem mässigen Quantum
Lack zu füllen, aus dem das Lackieren zu geschehen
hat. Eingedickter Zaponlack ist mit den beiden Ver-
dünnungsmitteln im Verhältnis zu vermischen, und ist
der Lack nach längerem Stehen wieder brauchbar.
Selbstverständlich muss der Zaponlack vor der
Entzündung ebenso sorgfältig behütet werden, da er
genau so feuergefährlich ist wie das Zelluloid. Es
soll das Lackieren ausschliesslich nur bei Tageslicht
und in gut gelüfteten Räumen statthnden. J. M.
Malereien der Buschmänner.
Bei Spitzkoppje in Südafrika sind neue Malereien
von Buschmännern entdeckt worden. Bisher waren
dort schon zwei höhlenartige Bergfalten bekannt ge-
worden, die solche Malereien zeigten. Die jetzt auf-
gefundene dritte, halbverschüttete Felspartie liegt
etwa 400 Meter Luftlinie östlich von Spitzkoppje. Sie
zeigt in einer Länge von etwa 50 Meter tief unten am
Boden eine ganze Reihe sehr gut erhaltener rotge-
tünchter Bildwerke. Die Zeichnungen stellen in der
Hauptsache Tiere dar: wie Giraffen, Springböcke und
eine Straussenjagd. Neben diesen Malereien haben
sich Topfscherben und verschiedene sehr seltene
Steinbearbeitungswerkzeuge gefunden. Bedauerlicher-
weise ist die Darstellung der Straussenjagd gewaltsam
beschädigt worden, indem man die Felspartie dort
mit einem Meissei abzulösen versuchte, vermutlich um
die Bilder für eine Sammlung zu verwerten. Von der
Regierung müsste mit aller Energie für die Erhaltung
solcher höchst wertvoller Reste einer ausgestorbenen
Kultur gesorgt werden. Die heutigen Buschleute ver-
stehen weder die Malerei mehr, noch die Anfertigung
von Steingerätschaften. Woher die künstlerische Ver-
anlagung ihrer Vorfahren stammt, ist bisher noch
nicht aufgeklärt worden.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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